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 e th   schon am 19.Morgens nach glücklicher aberwenig interessanter Fahrt. 
 In  Port  Elisabeth  hatte  ich  auf  meinen  Ochsenwagen  zu  warten,  
 welcher  endlich  ankam  und  glücklich  gelandet  wurde.  Das Zusammensetzen  
 und Herrichten  desselben  nahm  auch  einige Zeit  in Anspruch,  so  
 dass mein Aufenthalt  in  der Bay  sich  auf 14 Tage  ausdehnte.  Die Müsse,  
 welche mir blieb, benutzte  ich zu  regelmässigen Spaziergängen am Strande,  
 dessen  schon früher  erwähnten Beichthum  an  thierischem Leben  ich  aufs  
 neue  zu bewundern Gelegenheit  hatte,  wenn  auch  die  Jahreszeit  wegen  
 der vorherrschenden Landwinde  nicht günstig genannt werden konnte. 
 Es  fehlten  viele  der Bryozoen  und  Corallineen,  welche  damals  den  
 Strand  in  dichten Massen  bedeckten,  doch  die Wasserbecken  zwischen  
 den Klippen waren  noch  ebenso  reich  als  früher.  Ich  richtete meine Aufmerksamkeit  
 vorzugsweise  auf die  kleineren  Species  der Käferschnecken,  
 welche  in  einer Mannigfaltigkeit und Zierlichkeit  derZeichnung vorhanden  
 waren,  dass  man  sich  kaum  beim Einsammeln  zu  beschränken  wusste.  
 Ausserdem fanden  sich  mehrere Arten Krabben,  welche  wegen  ihrer geringen  
 Grösse  und  dem Aufenthalt in  den  äussersten Klippen  schwer  zu  
 bekommen waren und  beim  ersten Aufenthalt  in  der Bay meiner Aufmerksamkeit  
 entgingen.  Diese  Thiere  lassen  sich  nur  finden  zu  Zeiten,  wo  
 das Meer  stark  ebbt und  die Klippen weit hinein blosslegt,  bei  schwacher  
 Ebbe  sind  sie  tief unter  der Oberfläche.  In  den Tagen meines Verweilens  
 in Port Elisabeth  lief das Wasser schlecht  ab,  und  ich  erhielt  daher  trotz  
 eifrigen  Suchens  nur  einzelne,  was  ich  sehr bedauerte,  da  die Arten noch  
 nicht  sämmtlich  bekannt zu  sein  scheinen.  Eine  Species  von  sonderbarer  
 plattgedrückter Gestalt,  einer  kleinen Muschelscherbe  ganz  ähnlich  (Leu-  
 cisca  squalina Macley),  hält  sich nahe  der Hochwassermarke  auf zwischen  
 den  Bruchstücken  von  Corallineen  und Muscheln  versteckt,  so  dass  sie  
 nur bei  aufmerksamer  Betrachtung  sich  davon  unterscheiden  lässt. 
 Die Sepien  lieben  die  unterwaschenen Bänder  der Uferklippen,  und  
 bei  günstigen Winden,  die  sie  von  der  offenen  See herein  treiben,  kann  
 der Suchende häufig  dieFangarme  derselben  sich darunter hervorschieben  
 und  nach  Beute  fischen  sehen.  Ziehen  sich  die Arme  zurück,  so  zeigt  
 sich  der Kopf mit  den  grossen,  stieren  Augen,  der  eine  entfernte Aehn-  
 lichkeit  mit  einem Katzenkopf hat,  was  wohl  die Veranlassung  zu  dem  
 hier üblichen Namen  „Zeekats“ *)  giebt.  Diese  seht undelikat  aussehen- 
 )  Andere  beziehen  den  Namen  auf  die  Fähigkeit,  sieh  anzuklammern,  da  
 „Kats“  auch  einen  kleinen  Anker  bezeichnet.. 
 den Thiere werden  von  der farbigen  Bevölkerung  gegessen,  auch  dienen  
 sie  als Köder  für Fische,  und  man  sieht  daher  häufig  bei  tiefer  Ebbe  
 schwarze  Bursche  zwischen  den  Klippen  umherwaten,  um  den  Sepien  
 aufzulauern. 
 Der  Fang geschieht  mittelst  zweier  an  Stöcken  befestigter  starker  
 Haken,  indem  sie  den  ausgestreckten  Theil  des  Thieres  damit  erfassen  
 und  das  sich windende;  widerliche  Ungethüm  aus  seinem  Schlupfwinkel  
 herausziehen.  Die  langen  mit  zahlreichen  Saugnäpfen  besetzten  Arme  
 klammern  sich  überall  an und  bieten bedeutenden  Widerstand,  welcher  
 meist  den  zweiten  Haken  nöthig  macht. 
 Der belebteste Theil  des  Strandeswar diesmal  noch  mehr  als  früher  
 der Hafen  selbst,  in  dem  sich täglich ganze Schaaren von Fingoe’s mit dem  
 Ausladen  der Waaren  aus den Cargobooten beschäftigten.  Sie haben dabei  
 die  Brandung  zu  durchwaten  mit  den  schweren  Lasten  auf dem Kopfe,  
 eine  ausserordentlich  anstrengende Arbeit, welche die Musculatur der Burschen  
 bei  der reichlichen Kost prächtig  entwickelt. 
 Es  zeigt  sich  an  den Fingoe’s  recht deutlich, welchen grossen Einfluss  
 eine  einigermassen  civilisirte Lebensweise  auf die Ausbildung des Körpers  
 hat,  ich  habe nie  im Innern die Formen  der Gliedmassen  so voll entwickelt  
 gesehen,  als  es  dort unter  den Hafenarbeitern häufig  ist.  Die Unterarme  
 und Waden  sind bei  den  vollständig  wilden  Stämmen  in  der Begel  auffallend  
 schlank und  unentwickelt,  wenn  auch zähe und  ausdauernd.  Der  
 ganze Körper ist bis zumspäteren Alter mager und trainirt, der Unterleib bei  
 jüngeren  Individuen  mehr oder  weniger vorstehend und  aufgetrieben  (Ar-  
 moed-Penz der Boeren).  Bei den Port Elisabeth Fingoes zeigen sich Waden  
 und Arme häufig wahrhaft herkulisch  entwickelt, der Kumpf ist durchweg  
 gerundet und wohlgenährt,  der Leib mässjg vorstehend.  Selbst die eigen-  
 thümliche Neigung  des Beckens,  welche die Figur  der meisten  schwarzen  
 Kacen  entstellt,  scheint geringer zu  sein,  oder wegen  der  anderen Veränderungen  
 des Körpers weniger hervorzutreten.  Der ausserordentlich hohe  
 Lohn  (bis  7  S.  per  Tag)  setzt  sie  in  den Stand,  sich  gut  zu pflegen,  und  
 man  sieht,  dass  es  bei  ihnen  anschlägt. 
 Das  geschäftliche  Treiben  des  Ortes  hatte  seit  meiner  letzten  
 Anwesenheit  noch  an  Lebhaftigkeit zugenommen,  wenn  aueh  in  neuerer  
 Zeit sich  fatale  Zeichen  einer  auf  das  Geschäftsfieber  folgenden  Keaction  
 gezeigt hatten.  Die unmässige Ausdehnung  des Verkehrs,  „Overtrading“  
 der Engländer,  äusserte  seine üblen  Folgen  durch  das plötzliche Flauwerden  
 des  Marktes,  welches  mehrere  bedeutende  Firmen  zum  Bankerott 
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