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 auftauchende  spärliche Wild  nicht verdrängt werden konnte,  zumal  da  in  
 der  ganzen Ausdehnung  von Winburg  bis  zu  den Wittebergen  sich  nicht  
 ein  bewohnter Platz  am Wege  vorfand.  Wir  waren jetzt in  der Gegend,  
 welche  durch  die  aus  dem  benachbarten Basutolande herüberschweifenden  
 Jagdparthien  der  Katfern  unsicher  gemacht  wurde.  Häufig  trafen  wir  
 Häuser  und Gärten,  mit  ausgedehnten Kraalen,  welche  andeuteten,  dass  
 fleissige  Colonisten  diese  Orte  früher  bewohnt  hatten,  doch  die  Räume  
 waren  öde  und  die Dächer  im Verfall,  dem Wind und Regen ungestörten  
 Eintritt gewährend. 
 An  einem  solchen  Platze  machten  wir  am Montag Abend Ausspann,  
 und  schon  in  der Nacht  brach  hier  ein Nord-West-Sturm über uns  herein,  
 welcher mit wechselnder Heftigkeit,  zeitweise von  schweren Gewittern  und  
 Regenschauern  begleitet,  für  4 Tage  anhielt.  Die Ablenkung  des Windes  
 nach Westen war meistens  sehr  gering,  zuweilen  war  er  fast rein  nördlich,  
 während  in  der  Colonie  diese  durch  den  herabgesunkenen  oberen Passat  
 veranlassten  Stürme  schon  viel  deutlicher  nach  Westen  abgelenkt  
 werden. 
 Zwei  lange Tage  blieben  wir  des Wetters  wegen  an  diesem Plätze  
 liegen,  am Nachmittag  des  3.  endlich  wurde wieder  aufgebrochen  und wir  
 zogen  bei  immer  noch  trübem,  regnerischem Himmel  weiter  durch  die  
 nackte  Steppe.  Allmälig  fing  die  Traurigkeit  der  Gegend  an  einen  
 verstimmenden  Einfluss  auf  mein  Gemüth  auszuüben;  es  ereignete  sich  
 das  erste Mal,  seitdem  ich  in Afrika reiste,  dass  ich  den Eindruck wirklicher  
 Oede  empfand,  und  doch  war  es  nur  ein  Todesschlaf des Landes,  
 dem  eine  baldige Auferstehung bevorstand.*  Schon jetzt begann  in Folge  
 des Regens  an  Stellen,  welche  bereits  vor  einiger  Zeit  abgebrannt waren,  
 die Steppe  durch  das Emporspriessen  des jungen Grases  einen  grünlichen  
 Schein  anzunehmen,  und  an  feuchten  Stellen  bedeckte  eine  zarte  kleine  
 Blume  von  röthlich  violetter Farbe  mit  5-theiliger Corolle  den Boden  in  
 dichten  Polstern,  welche  mich  lebhaft  an  manche  Formen  der  alpinen  
 Flora  erinnerte. 
 Am  Sonnabend Abend  langten  wir  vor  den W itte b e rg e n   an,  als  
 gerade  das Wetter  anfing  sich  aufzuklären  und  die  untergehende  Sonne  
 die  ringsumliegenden  Kuppen  grell  beleuchtete.  Rechts  in  der  Ferne  
 zeigte  sich  derDooren-Kop,  noch zum Freistaaat gehörig,  undunfern  davon  
 T h ä b a -Z e u ,  der  erste Berg  des  Basutolandes.  Vor uns  lagen  die  
 drei Plateaux, welche den  Eingang der Witteberge darstellen: Gu a r i -Kop  
 oder Tafelkop  und  zwei  kleinere  links  davon. 
 Oapitel  XIII. 
 Gedanken  über  die  Entstehung  der  südafrikanischen  Bergformen 
 Harrismith. 
 Geologische  Betrachtungen;  unbehagliches  Nachtlager;  Mist  als  Brennmaterial;  
 Wasserrisse;  Hiskok;  Schneesturm;  Drakensberg;  Harrismith;  Dacharaucher;  
 der  Berg  bei  Harrismith. 
 Die  regelmässige  Wiederkehr  dieser  zum  Theil  sehr  auffallenden  
 Formen,  wie  wir  sie  in Afrika  so  vielfältig  auftreten  sehen,  lässt  schon  
 von vornherein  darauf  schliessen,  dass  sie  nicht  dem  Zufall  ihre  Entstehung  
 verdanken,  sondern  dass  dieser Erscheinung  eigenthümlicheVerhältnisse  
 zu Grunde  liegen, wie  sie im  übrigen Theil  der Erde nicht vorhanden  
 gewesen  sind.  Es  scheint,  dass  die vülkanistisehen Revolutionen,  
 welche gewöhnlich  die  durch Neptunismus  gebildeten Schichten  knickten,  
 durchbrachen  und  so  sehr verwarfen,  dass  zuweilen  das  unterste  Glied  
 eines  Systemes  zu  oberst gekehrt ist,  in  Süd-Afrika milder  und  weniger  
 heftig  aufgetreten  sind,  in  der Art,  dass  stellenweise Hebungen und Sen  
 kungen  in  den Vordergrund  treten,  die  gewaltigeren Veränderungen  aber 
 weniger häufig Vorkommen. 
 Die  von  unten  andrängenden,  feuerflüssigen  Massen,  welche  die  
 Schichten  in grösserer  oder  geringerer Ausdehnung  erhoben,  veränderten  
 in  vielen Fällen  die  ursprüngliche  horizontale  Lage  derselben  fast  gar  
 nicht, was  sonst nur  als Ausnahme vorzukommen pflegt;  es  entstandenso  
 die  schon mehrfach  erwähnten,  flachen  T a f e llä n d e r ,  welche  für  Süd-  
 Afrika  so  charakteristisch  sind,  mit  den  schroffen,  senkrecht  abfallenden  
 Rändern;  war  die  Ausdehnung  geringer,  so  entstand  ein  T a f e lb e rg ,  
 welcher bei noch  engerem Zusammenrücken  der Ränder  in jene eigenthümliche  
 Form übergeht,  wie wir  sie  an Lionshead und  so vielen  ähnlichen  
 B e r g e n   des Innern,gewöhnlich  „L o s -K o p je s “*)  genannt, auftreten  sehen.  
 Häufig gruppiren  sich  diese Formen,  und  es  finden  sich  so  vor Plateaux  
 Tafelberge  vorgeschoben,  welchen  die  Kopjes  gewissermassen  als Trabanten  
 zur Seite  stehen  und  dadurch  den  regelmässigen Wechsel  in  die  
 süd-afrikanischen Bergformationen bringen.  Die  Stellung  der Tafelberge  
 in  Reihen,  der  grösste  Durchmesser  ihrer  Gipfelebenen,  sowie  das An-  
 schliessen  der Kuppen  an  bestimmten  Seiten  scheint die Richtung  anzu*) 
   Losgerissene  Kuppen.