Bemerkungen mit vielem Interesse zu. Wie überall, wo ich an Hottentotten
die Frage richtete, ob die Buschmansprache von ihnen verstanden
werde, erhielt ich auch hier zur Antwort, dass sie allerdings gewisse Worte
verständen, das Ganze bliebe ihnen aber stets unverständlich. Der Mann
gab mir verschiedene Beispiele von ähnlich klingenden Wörtern, doch ich
versuchte vergeblich, .die haarsträubenden Laute in kenntlicher Weise zu
fixiren. Es darf mir dies nicht als allzugrosse Ungeschicklichkeit angerechnet
werden, da selbst Leute, welche diese Sprachen für Jahre studirten,
wenig glücklicher waren; so hat z. B. der Missionär Hughses am Vaal-
Rivier Einiges in die Hottentottensprache übersetzt, doch mein verständiger
Freund erklärte mir unumwunden, dass er darin seine Muttersprache
nicht wieder kennte und nicht gescheit daraus würde.
Den Bechuanen erscheinen die Schnalzlaute dieser Sprache ebenso
wunderbar wie uns, sie erlernen dieselbe nur ausnahmsweise und machen
sich gern über die zungenbrecherischen Laute derselben lustig. Als ich
einige zufällig aufgeschnappte hottentottische Wörter vorbrachte, erregte
dies grosse Sensation, in ähnlicher Weise, wie schon früher die Nennung
der verschiedenen Stämme mit ihren Kapitainen den Bechuanen eine hohe
Meinung von der Gelehrsamkeit meiner Nation beigebracht hatte. Ihre
Bewunderung steigerte sich noch, als ich eine Karte von Afrika vorbrachte
und ihnen die Oertlichkeiten des Landes mit ihren Bewohnern darauf andeutete.
Sie verstanden sehr bald, dass ich Interesse nahm an den eigenthüm-
lichen Verhältnissen und Produkten des Landes, wesshalb sie mir davon
zeigten, was ihnen zu Gebote stand. Als Cafó gebrauchten sie den
Samen einer Mimosenart, indem sie die Körner geradeso wie wirklichen
Café behandelten. In Afrika muss man demnach Früchte lesen von den
Dornen, wenn man sich durchhelfen will. Ein anderes Landesprodukt,
welches sie mir vorstellten, waren geröstete Heuschrecken, über die sich
meine Leute schleunigst hermachten und eine bedeutende Quantität derselben
in kurzer Zeit vertilgten, indem sie nur die Beine und Flügel davon
übrig liesen. Der Geschmack dieser Thiere ist fade und widerlich, auch
ist ihr Nahrungswerth sehr gering, was es erklärlich erscheinen lässt, dass
die Leute so starke Portionen zu sich nehmen.
Am ändern Morgen zog ich weiter durch die todte, wasserarme
Gegend, die von nichts Anderem belebt wurde als von Heuschreckenschwärmen
und ihren Verfolgern, Krähen und kleineren Raubvögeln,
welche sich weidlich an dem reichlichen Frass zu ergötzen schienen. Am
Abend kamen wir nahe an G r iq u a -S ta d heran und erreichten am 13.
noch in der Frühe'diese Residenz des Häuptlings Waterboer, welche so öde
und verfallen aussieht, wie ich noch kein Dorf in Afrika gesehen hatte.
Ein ansehnlicher Theil der Häuser lag in Trümmern, und auch die
noch bewohnten schienen nur. auf den nächsten Wind zu warten, um zusammen
zu fallen. Die Stümpfe von zahlreichen Bäumen, sowie die
Reste von, Gartenmauern liessen erkennen, dass der Ort nicht immer so
kahl gewesen war und seinen Sechuana Namen: Ta-ga Mutacha, d. h.
Stadt des Friedens und Glückes, mehr verdient hatte. Mein Treiber übersetzte
mir den Namen in Bechuanendenkweise: „Die Stad, waar die
mensche geen battelij maak, en maar zoo zit en kost vat,‘ *) was zugleich
eine gute Idee davon giebt, wie sich der Schwarze ein Paradies auf Erden
vörstellt.
Die Verödung datirt von dem neuerdings zum zweiten Male erfolgten
Aufgeben der Hauptquelle des Ortes, welche schon einmal 1841 aussetzte,
nach 6 Jahren aber wieder hervorbrach.
Wenn dieser Umstand auch auf der einen Seite ein gutes Beispiel
für die Periodicität der wässerigen Naturerscheinungen in Afrika abgiebt,
so erhielt ich doch hier in Griqua-Stad so viel Belege für eine davon unabhängige
Veränderung des Klimas und Austrocknung des Landes, dass
ich die Wirklichkeit derselben nicht länger zu bestreiten wage. Von Belang
waren mir in dieser Beziehung besonders die Bemerkungen des Häuptlings
W a te rb o e r, mit welchem ich. bald näher bekannt wurde, und ihn für
einen Farbigen gut unterrichtet und intelligent fand. Abends war ich
öfters in seinem Hause, dem einzigen ansehnlichen des Ortes, wo sich unsere
Unterhaltung, wie begreiflich, häufig um die hydrographischen Verhältnisse,
artesische Brunnen u. s. w. drehte. Waterboer äusserte über diese
Dinge sehr verständige Anschauungen, welche er aus langjährigen Beobachtungen
geschöpft hatte. Die Noth schärft das Auge des Afrikaneis
für das Auffinden von Wasser, so dass sie darin den Fremden weit überragen;
der Griquahäuptling wusste den unterirdischen Verlauf des Wassers
anzugeben, welches die Leute aus einer neu gegrabenen Quelle schöpften,
indem er das gleichzeitige Anschwellen und Versiegen der entfernteren
Wasserbecken beobachtet hatte. Er bemerkte sehr richtig, dass Quellen da
hervorbrechen, wo Schichtenköpfe zu Tage treten, oder, wie er sich ausdrückte:
„Waar die klipjes zoo achter makaar staan.“ **) Als ich ihm
*) Die Stadt, wo die Menschen keinen Streit erregen und nur so dasitzen
und essen. — Die genaue Etymologie des Sechuananämens war nicht festzustellen,
daher kann die Schreibweise nicht als richtig garantirt werden.
**) Wo die Felsen so. .einer hinter dem ändern stehen.