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 mit unendlichem Behagen  in  dem  Schatten  der  mächtigen Bäume umher,  
 lauschend  auf  den  hohl  und dumpf  aus  dem Dickicht  erschallenden Ruf  
 des  Ibis  (I. Hagedash Lath.)  oder  auf  das muntere Geschwätz  der Papageienschwärme, 
  welche  sich um  die  Gipfel jagten.  Der Duft des  Waldes  
 berauschte mich  fast,  und  ich  blieb  den ganzen Rest  des Tages unten  in  
 demselben,  bis  die hereinbrechendeDunkelheit mich  ermahnte wieder  zum  
 Wagen heraufzusteigen.  Am nächsten Morgen wurde  sofort  ein  erneuter  
 Versuch gemacht süd-afrikanisehe Waldung  zu photographiren,  der  auch  
 einigermassen mit Erfolg  gekrönt  war,  und  dann  naeh  dem Umgeni  aufgebrochen, 
   dem  letzten Fluss, welcher mich  von Pieter-Maritzburg trennte.  
 Um  3 Uhr  hatte  ich  ihn  erreicht  und genoss  noch  das  herrliche Naturschauspiel, 
  welches  er darbietet,  in  vollem Lichte.  Der Fluss,  einer  der  
 stärksten  des Natallandes,  strömt  gemächlich  durch  das  weite Thal  in  
 flachem  Bette,'dessen  Ufer  mit  spärlichem  Gesträuch bewachsen  sind.  
 Plötzlich  aber  durchschneidet eine wilde  Schlucht die Thalsohle und  senkrecht  
 fallen  die Wände,  die  sich nahe gegenüberstehen,  nach dem Grunde  
 zu  ab,  den  Blick  in  eine Tiefe von  mehreren  Hundert  Fuss  eröffnend.  
 In  diesen  Schlund  stürzt  sieh  der Umgeni mit einem einzigen Sprunge, und  
 kaum  berührt  ein Theil des Wassers  die  steilen Felsen  bei  seinem Wege  
 in  den Abgrund,  wo  es  sich  in weitem,  von Schaum und  Staub  erfülltem  
 Becken  sammelt.  Von  einem  etwas  tieferen Vorsprunge  des Randes hat  
 man  einen  schönen Blick  auf  den Fall,  nach  der  anderen  Seite  auf  die  
 Felswände  der  Schlucht [und  eine  mächtige  Säule,  von  Quadern  erbaut,  
 welche  der  obenerwähnten  auf dem HarrismithschenBerge täuschend ähnlich  
 sieht,  ein Beweis,  dass  unter  gleichen Verhältnissen  sich  auch dem  
 Zufall unterworfene Bildungen häufig in  gleicher Weise gestalten. 
 Um den klaren Tag noch  zu benutzen, kramte  ich  eiligst meine Apparate  
 aus  und  etablirte mein photographisches Zelt  dicht am Abgrund,  da  
 der  ansteigende Boden hier  etwas  Schutz  gegen  den lebhaften Wind bot.  
 Meine.eifrige Bemühung  wurde  belohnt,  mit  i n n i g e m   Vergnügen  stellte  
 ich  eins  der  gewonnenen Negative nach dem  ändern im Zelt bei  Seite und,  
 als  die Arbeit beendet war,  pries  ich  diesen Tag  als  einen  der  erfolgreich-  
 '  sten, welche Afrika  gewährt  hatte.  Niemals  ist  mir  aber  die Wahrheit  
 des  Sprüchwortes:  Man  soll  den  Tag  nicht vor  dem Abend loben, mehr  
 in  die  Augen  gefallen  als  an  diesem.  Eben war  ich  beschäftigt  meine  
 verschiedenen  Geräthschaften  und Flaschen  einzupacken,  als  das Feuer  
 die  Grassteppe  erfasste,  und  in  kurzer Zeit  trieb  der  Wind  den Brand  
 gegen  die Anhöhe  heran,  unter  der  ich mich befand,  dichte Rauchwolken  
 untermischt'mit Funken über mich wegführend.  Ich  achtete  des Brandes 
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