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 sig  in  den  Strassen  herumschlendernd:  dies  ist  der  Eindruck,  den  Port  
 Elisabeth,  „a  rising  place“*)  nach  afrikanischen  Begriffen,  auf den Fremden  
 macht. 
 Ausser Wolle,  welche  eigentlich  den Angelpunkt  des Ganzen  bildet,  
 kommen Häute,  Elfenbein  und  Straussenfedern  auf den Markt,  doch tiberwiegt  
 der  erstere Artikel bedeutend. 
 Man  hat seit  einigen  Jahren  angefangen,  bessere  Schaafsorten  einzu-  
 fflhren,  anstatt der einheimischen Fettschwänze, welche eine ganz unbrauchbare  
 Wolle geben,  doch wollten mir,  der  ich gewöhnt bin schlesische Wolle  
 zu  sehen,  die  bisher  erzielten  Sorten wenig gefallen;  ebensowenig  wie  in  
 Australien werden  sie wohl hier im Stande sein, Merinoschaafe von gleicher  
 Feinheit  zu  züchten, wie wir  sie  in  Sachsen und Schlesien haben. 
 Einen  bedenklichen  Charakter gewähren  der Cap-Wolle  die Frucht-  
 theile  des Xanthium  spinosum, welche  sich  darin  festsetzen  und  durch  besondere  
 Maschinen  daraus  entfernt  werden  müssen;  diese Dinger,  aufgerollten, 
   mit Stacheln  besetzten  kleinen Ranken  gleichend,  ziehen  sich  
 beim Appretiren  lang  und  werden  in  die Fäden  eingewebt,  so  dass  die  
 Stacheln  gerade  herausstehen  und  ein  höchst unangenehmes Gefühl  verursachen. 
   Wolle von  der ändern Seite des Orange-River zeigt einen Unrath,  
 welcher  für  schlimmer  gilt  und  den Preis  der Wolle  noch mehr  drückt;  
 es  ist dies  eine kleine Grasfrucht von etwa 2'" Länge,  ebenfalls mit Stacheln  
 besetzt,  die  durch  keine Maschinen  entfernt werden kann.  Der Preis  der  
 Wolle  auf  dem  Markte  in  Port Elisabeth ist 9—14  Pence  das Pfund  für  
 die  gewöhnlichen  Sorten,  feine  Wollen  englischer  Züchter  bringen  aber  
 zuweilen  2  Schilling und mehr;  der Hauptexport geht jetzt nach Amerika. 
 Ich  habe  leider Veranlassung  gehabt,  mehr  von  dem Platz  und  der  
 Umgegend  zu  sehen,  als  ich  wünschte,  indem  das Missgeschick mit  den  
 Pferden mich hier aufs  neue  am Vordringen  verhinderte.  Zwei  der Gäule,  
 mit denen  ichCape-Town  verliess, musste ich schon früher zurückschicken,  
 da  sich  herausstellte,  dass  eins  derselben  eine  rotzartige Krankheit „the  
 new  disease“  oder  direkt „Glanders“  genannt,  hatte-und das andere,  über-  
 dem  nicht  sehr  starke,  verdächtig  machte.  Ich  kaufte  damals  ein neues  
 auf H . . . .  n’s  Farm,  das  zweite  in Mossel  Bay, mit welchen Einkäufen  ich  
 Grund  hatte  zufrieden  zu  sein,  besonders  wenn  man  bedenkt,  dass  ich  
 keine  grosse Auswahl  hatte.  Jetzt  zeigten  sich nun  bei dem lahmen Pferde 
 *)  Ein  eich  hebender  Ort. 
 die Glanders  ebenfalls,  offenbar  angesteckt durch  den ersten Fall, während  
 von  Stund  an  die  Lähmung  fast  vollständig  verschwunden  war.  Diese  
 auffallende Erscheinung liess  fast einen inneren Zusammenhang vermuthen,  
 so  unerklärlich  es  auch  scheint,  da  sonst  kein Grund  für die Lähmung  
 aufzufinden war.  Weitere Beobachtungen wurden darüber nieht angestellt,  
 denn,  um  die übrigen womöglich zu retten, nahm ich es in derselben Stunde  
 heraus  in  die Dünen,  und  eine Kugel  des Revolvers machte  seinem Leiden  
 ein  Ende.  Nun  war  noch  eins  der vier  früheren Pferde  übrig,  und  dies  
 erhielt in  der Nacht  einen  Schlag  gegen  das Gelenk  des Hinterfusses,  dass  
 dieses um  die  doppelte Dicke  aufschwoll.  Jetzt war guter Rath  theuer,  da  
 brauchbare Thiere  in  Port Elisabeth  fast gar nicht  zu bezahlen  sind,  und  
 ich  musste  wohl  oder übel  liegen  bleiben.  Meine Laune,  die begreiflicher  
 Weise  damals  nicht  die  beste war,  wurde nicht  gehoben  durch  den Umstand, 
   dass  fast  alle meine Bemühungen  in  dieser Stadt  fehl  schlugen. 
 Um  eine Rückerinnerung  an  meine Reisekarre  und  das Gespann zu  
 haben,  hatte  ich, noch  ehe  das  eine Pferd von meiner Hand fiel,  zwei Bilder  
 davon  auf  dem Markte  aufgenommen,  doch  Jemand wollte  sich jedenfalls  
 überzeugen, wie  fest  sie eigentlich am Glase hafteten,  und wischte dieselben  
 mit dem Finger aus. 
 Eine  grosse Fingoeniederlassung  in  der Nähe  der  Stadt  liess  mich  
 hoffen,  einiges Material  für meine  anthropologischen Studien  zu  gewinnen;  
 ich  brachte  meine Apparate  hinauf  und  suchte  mich  durch  den  für  sie  
 angestellten  Geistlichen  ihnen  zu  nähern.  Der  Pfarrer  wollte  indessen  
 Nichts  für  mich  thun,  die Eingeborenen  zeigten  theils  eine grosse Furcht  
 vor  dem  unheimlichen Apparat,  theils  waren  sie  unverschämt  genug,  
 5 Schillinge dafür zu verlangen, dass sie20 Secunden still sitzen sollten.  Dabei  
 umstanden mich Jung  und Alt  dieser schwarzen Bande und hinderten mich  
 am  Arbeiten;  die  kleinen,  schmutzigen Unholde  machten  sich  an meine  
 Platten,  und  ehe  ich  mich  umdrehen  konnte,  klirrten  die Scherben  am  
 Boden.  Endlich,  als  ich versuchte die Widerspenstigen durch Augenblicksbilder  
 zu  fangen,  erhob  sich  mein  alter Freund  der  Süd-Ost  und brach  
 mein Zelt  zusammen,  so  dass  ich  wohl  oder  übel wieder  einpacken  und  
 unverrichteter Sache  abziehen musste. 
 In  der  Stadt  wurden  durch  Vermittelung  des  Sherif,  der  mir  sehr  
 freundlich  entgegen kam und Alles für mich that, was in seiner Macht stand,  
 zwei  echte Hottentotten  ausgespürt,  doch  selbst die gewichtige Persönlichkeit  
 des  Sherif  war  nicht  im  Stande,  die  Furcht  der Abergläubischen  zu  
 überwinden. 
 Ein Hottentottenschädel  fand  sich vor  in  der Office  des Chief-Clerks