lieh tönte von Zeit zu Zeit das Gebrüll durch die stille Nacht, während in
den Pausen nur ein abgesetztes, dumpfes Grunzen die Stelle verrieth, wo
die Raubthiere sich befanden. Einmal waren die Ruhestörer, dem Tone
nach zu urtheilen, nur etwa hundert Schritte von den Wägen, und ihre
Aufstellung schien auf Unheil zu deuten, indem zwei sich in unserem Lee
befanden, der dritte aber windwärts. Es ist nämlich die Manier des
Löwen in Gesellschaft zu jagen, und die Rollen werden dabei so vertheilt,
dass einer mit dem Winde auf die Beute zukriecht, während die anderen
auf der entgegengesetzten Seite lauern, um die durch die Witterung des
windwärts befindlichen erschreckten Thiere bei ihrer Flucht aufzufangen.
Ob die Löwen nicht besonders hungrig waren oder der Glanz der
grossen Feuer, die wir alsbald angezündet hatten, sie abhielt, weiss ich
nicht; genug, sie kamen nicht hinreichend nahe, um die Ochsen zum
Ausbrechen zu bewegen, wenn sie auch öfters ängstlich windeten und
Gefahr zu wittern schienen. Allmälig erstarb das Gebrüll der Raubthiere
in der Ferne, und wir konnten uns ruhig zum Schlafe niederlegen.
Wo Löwen häufig sind, ist auch stets das Wild noch zahlreich, da
sich diese Herren natürlich gute Jagdgriinde aussuchen, und wir beschlossen,
bewogen durch diese Rücksicht, am folgenden Tage einen Ausflug in
die Umgegend von Lopepe zu machen. Ich hätte gern durch Erlegung
einer Giraffe die Scharte von Morya ausgewetzt, doch das Schicksal
schien sich dagegen verschworen zu haben, ich sollte kein solches Wild
mehr zu sehen bekommen, obgleich wir hier wiederum für mehrere Stunden
auf einer warmen Fährte hinzogen. Durch die mannigfachen Wendungen
erhielt das Wild jedenfalls Wind von den Jägern und zog sich
schleunigst aus der Gefahr, so dass wir die Fährte endlich aufgeben
mussten. Es fehlte in der Gegend durchaus nicht an Giraffen, und der
Händler, welcher uns begleitete, hatte erst zwei Tage zuvor einen Trupp
von 15 nahe am Wege erblickt; wir waren nun aber einmal in dieser
Jagd nicht glücklich.
Auch anderes Wild war reichlich vertreten, zumal Springböcke,
Pala und blaue Wilde-Beeste, welche letzteren dafür büssen mussten,
dass unsere Hoffnungen auf die Kameele fehlschlugen, und den Büchsen
doch etwas zu thun gaben. Die Tage vorher hatte das Schrotgewehr
den Vorrang gehabt, indem in den Dornen am Wege die schwarzbraunen
Fasanen (Franc. Swainsonii Smith) sehr häufig waren, und zuweilen ein
naseweiser Korhaan durch sein Geschwätz das jähe Verderben auf sich
herabbeschwor. Auch bei Lopepe kamen diese Waffen nicht ausser Gebrauch,
da der kleine von der Quelle gebildete Teich belebt-war von
mannigfachen Wasservögeln. Die weitverbreitete rothsclinäblige Ente
durfte natürlich nicht fehlen, ausserdem aber fanden sich kleine zierlich
gezeichnete Tauchenten (Clangula leuconota Smith), kleine weisse Reihet
mit gelblichgrauen Hals- und Schulterfedern, Beine und Schnabel grün
(Ardeola leucoptera s. Ardea comata Pall.), Strandläufer und Schnepfen
von unbekanntem Aussehen, welche weiter südlich nicht vorkamen und
die Annäherung an eine tropische Fauna anzudeuten schienen.
Es könnte auffallend erscheinen, dass ich mich auch an Orten,
welche wie der oben erwähnte reiches Material boten, so wenig mit Ausstopfen
beschäftigte, was sich einfach so erklärt, dass eine derartige Ai-
beit sich allerdings im Ochsenwagen während des Ausspannens bewerkstelligen
lässt, aber in Ermanglung jeder Hülfe und Bequemlichkeit eine
unverkältnissmässig lange Zeit in Anspruch nimmt, wenn man sorgfältig
arbeiten will.
Hat man dann auch ein Stück zur Zufriedenheit beendet, so wird
dasselbe während des Fahrens, bevor es trocken ist und weggepackt
werden kann, so furchtbar herumgeschüttelt, dass es durch sein beschädigtes
Aussehen dem Arbeiter zum Ekel wird. Um ein Beispiel anzuführen,
wie schwer es ist, die Bälge in einem brauchbaren Zustande zu erhalten,
will ich nur erwähnen, dass, von den Exemplaren, welche der sehr
fleissige Reisende Chapman an das Cape Museum geschenkt hat, Layard
Zweidrittel wegzuwerfen genöthigt gewesen ist, und auch die besseren,
welche aufgestellt wurden, lassen sehr viel zu wünschen übrig.
Eine grosse Schwierigkeit der Praeservation ist in Afrika die Abhaltung
der Raubinsekten; es handelt sich dabei vorzüglich um einen
schwarz und weiss gezeichneten 3—4 '" langen Käfer, von den Händlern
„moth“ genannt, ein Dermestes, der unserem D. vulpinus ähnlich ist. Die
Zerstörungswut dieses Insektes ist ausserordentlich und sein Appetit
scheint Nichts zu verschmähen, wenn auch getrocknetes Fleisch und
Häute von ihm bevorzugt werden. Was die Larve nicht der Nahrung
halber auffrisst, beschädigt sie zur Zeit der Verpuppung, wo sie sich im
Wagen öfters zwischen Kleidern, Wäsche oder Schuhzeug verkriecht und
sich gleichviel in welchem Stoff, zusammengefaltetem Linnen, Wolle oder
gegerbtem Leder eine passende Höhlung frisst. Ich hatte in der Hinterkiste
meine Vogelbälge verwahrt, welche mit Arsenikseife vergiftet
waren, ausserdem wurde aber Pfeffer, Kampher und Akarwani (Andro-
pogon Iwaraucana) hinzugepackt. Trotz dieser dreidoppelten Verwahrung
konnte ich die Räuber nicht ganz aus dem Kasten entfernt halten, und die