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 Mynheer  van  L   e  steckte  auch  ein  würdiges  Gesicht  auf,  als 
 wir  erschienen,  obgleich  wir  sogar  Introductionsschreiben  von  befreundeter  
 Seite  an  ihn  mitbrachten,  und  erst,  als  er  uns  vollständig  reco-  
 gnoseirt  hatte,  heiterte  sich  sein  Gesicht  auf.  Zu  dieser  Aufheiterung  
 trug hier, wie  auch  späterhin  in  ähnlichen Fällen,  nicht wenig bei,  als  er  
 hörte,  dass  ich  ein Doctor  sei.  Ich  fand  es bald  bestätigt, was mir  schon  
 früher  mitgetheilt  worden  war,  dass  Doctoren  ebenso  wie  Pastoren  besonders  
 gut  anfgenommen werden.  Im Laufe  der Unterhaltung,  die halb  
 englisch  und halb  holländisch  geführt wurde,  ward  er  und  seine  Familie  
 sogar  gesprächig,  so  dass  der Abend  ganz  angenehm verfloss. 
 Am  nächsten Morgen  reisten  wir  weiter  nach  der Farm  eines Engländers, 
   H .. 1,  wo  wir Uitspan machten mit  der Absicht,  uns  bald weiter  
 zu begeben,  aber  die  sehr freundliche Aufnahme,  die wir  fanden,  sowie die.  
 Hoffnung  einige Fasanen  zu  bekommen,  welche reichlich  in  der Nachbarschaft  
 vorhanden  sein  sollten,  veranlassten  uns  diesen Tag hier zu  verbringen. 
   Unsere Hoffnung wegen  der Fasanen  erwies  sich  als  eitel,  da  sie  
 der  vorgerückten  Jahreszeit  wegen  sich  schon  weiter  nach  feuchteren  
 Schluchten  zurückgezogen  hatten,  und  wir  mussten  uns  daher  mit  
 Rebhühnern  (Francolinus  Afer  Smith),  dem  südafrikanischen  Kibitz  
 (Charadrius  coronatus L.  Gm.) und Hasen  (Lepus  capensis L.) begnügen. 
 Nachdem  wir  uns  am  Dienstag  von  unserem  freundlichen  Wirthe  
 verabschiedet hatten,  brachen wir  auf nach  dem nächsten Platze, H . . .  n’s  
 Farm,  einem gemüthlichen Boer, welcher sein kolossal gerundetes Bäuchlein  
 mit  vielem  Humor  einhertrug  und  nur  böse  wurde,  wenn  man  ihn  bei  
 seinem  Spitznamen,  dik   Pompoen*),  nannte.  An  seinem  Sohn,  einem  
 schmucken  Burschen  von  einigen  20  Jahren,  welcher  sich  nach  einem  
 Platze  in  der Richtung unseres Weges begeben wollte,  gewannen wir einen  
 angenehmen  Gesellschafter,  der  uns  durch  seine  Bekanntschaft  mit  der  
 Gegend und  den Personen  sehr zu  statten  kam. 
 Am Abend  gelangten  wir nach  Sw e llen d am ,  ein  freundlicher Ort,  
 die weissen Häuser zwischen  üppigen Bäumen gelegen,  die Strassen belebt  
 von  zahlreichen  Fussgängern  und Wagen,  eine  in  Süd-Afrika  seltene Erscheinung; 
   sie  rührt  her  von  den  hier  vorhandenen  Schulen,  welche  
 einen  gewissen Ruf haben,  und  in  denen  auch viele  farbige Kinder unterrichtet  
 werden. 
 Die  Mischlingsrace  des Ortes  zeigt  meist  den Typus  des H o tte n to 
 t t e n   in  grösserer .«oder  geringerer  Reinheit,  mit  den  vorstehenden 
 *)  Dicker  Kürbis. 
 Backenknochen,  dem  nach  unten  spitz  zulaufenden  Gesicht,  der  eingedrückten  
 Nase und  der fahlen,  gelbbräunlichen  Gesichtsfarbe.  Doch hielt  
 mich die Schwierigkeit,  die reine Race.von den Mischlingen zu unterscheiden  
 ab,  Photographien  einiger  derselben  aufzunehmen,  vielleicht mit Unrecht,  
 da bessere Specimina dieses Stammes  schwer aufzufinden  sind. 
 Am  nächsten  Tage  wurde  ich  von  einem  hier  lebenden  Engländer  
 veranlasst,  ihn  auf  einer  mineralogischen  Excursion  nach  den  benachbarten  
 Bergen  zu  begleiten,  wo  er  seit Jahren  mit  rastlosem Eifer nach  
 Erzen,  besonders  Silber  sucht.  Längs  der  Berge  zeigen  sich  zahlreiche  
 Schürfe  als  die Zeichen  seiner unermüdeten Thätigkeit,  welche wohl  von  
 einem  besseren  Erfolge  gekrönt  zu  werden  verdiente.  Antimon  und  
 Kobalterze,  sowie  spärliches  Kupfer  und  Spuren  von  Zinn  (?)  sind  das  
 einzige  Resultat  seiner  Anstrengungen;  doch  zeigt  er  diese  Proben  mit  
 vielem  Stolz  und  glaubt  felsenfest,  dass  er Silber  in  diesen Bergen  auffinden  
 wird, welche Hoffnung  sich wohl  schwerlich  erfüllen  dürfte. 
 Dagegen  habe  ich  in  der  Capstadt  Gelegenheit  gehabt,  von  einem  
 anderen  Theil  Süd-Afrika’s  in  der  Nähe  von Walfish-Bay  sehr  schöne  
 Stufen  von  Silbererzen  zu  sehen,  welche  eher den Abbau lohnen  dürften;  
 doch ist es  auch  selbst dort zweifelhaft,  da die Arbeit,  das Holz zur Zimmerung  
 zu  theuer  und  die Quantität des Silbers zu unsicher und  schwankend  
 ist.  Zuweilen  werden  dort  Knollen  Erze  gefunden,  welche  einige  
 30  o/o  reines Silber  enthalten,  dann  wieder  silberhaltiger  Bleiglanz  von  
 wechselndem Werthe  in  reichen  Stufen;  doch  hat  der Abbau  von Kupferminen*) 
   in  der Colonie, wobei  viele Leute bedeutende Summen  eingebüsst  
 haben,  die Besitzer vorsichtig gemacht,  so  dass  die Silberminen  noch  nicht  
 in grösserem Maasstabe  ausgebeutet werden. 
 Ich  suchte  so viel  als möglich meinen Silbersucher  von  der Schwäche  
 seiner Aussichten  auf Erfolg zu überzeugen;  er hörte mich mit vieler An-  
 dächtigkeit  an,  doch  verliess  ich  ihn mit der vollen Ueberzeugung,  dass  
 er  seine Bestrebungen  in  gleicher Weise  fortsetzen wird,  so  lange  es ihm  
 seine Kräfte  erlauben.  Der deutsche Bergmann würde  sagen.-  Ihn  haben  
 die Unterirdischen. 
 Am  17.  verliess  ich  Swellendam  und  fuhr  nach H e id e lb e rg  durch  
 die  wenig  angebaute  eintönige Gegend.  Auf dem Wege wurde ich  einge-  
 mlt von  dem jungen H ... n,  der in  seiner leichten, mit zwei Hengsten bespannten  
 Gart  sich  schneller -bewegte,  als  ich  in meinem  schweren  Falir- 
 *)  In  jüngster  Zeit  werden  wieder  neue  Kupfemiienen  angelegt.  Eine  der  
 a  en  ompagnien,  Philipp  und  King,  hat  stets  gute  Geschäfte  darin  gemacht.  
 F>'ilsch, Drei Jahre in SiM-Afrika.  ^