allerdings eine kleine Schlange, Berg-Adder (Cansns rhombeatus Licht.)
genannt, welche nur 2' lang wird; da sie aber bunt gezeichnet ist, sollte
man wohl glauben, dass man ein solches Thier leicht bemerken musste,
es ist jedoch nicht der Fall. Das fatale Zischen, dem eines Gänserichs nicht
unähnlich, ist häufig das erste Zeichen, der Anwesenheit des Reptils; dreht
man sich darnach um, so sieht man wohl eine Cobra auf ihrem Schwänze
aufgerichtet in der Nähe stehen,
die Nackenhaut erweitert und
den nach vorn gebeugten Kopf
langsam hin und herwiegend,
während die Zunge in schnellster
Bewegung vor und zurück
geht. Die Weisheit der Natur
zeigt sich recht deutlich in dem
Umstand, dass so gefährliche
Thiere sich auf diese- Weise
selbst verrathen und die Mög-,
Fig. 40. Cobra capella zum Angriffe bereit. lichkeit geben , aUSZllWeichen.
Bedenklich wird die Sache aber,
wenn man im Gestrüpp steht, welches vielleicht Mannshöhe erreicht und
dann neben sich den verhängnissvollen Ton hört, ohne im Stande zu sein,
den Feind zu sehen. Unter solchen Umständen ist das Zischen höchst
widerwärtig; denn man weiss nicht, ob der nächste Schritt, den man thut,
nicht gerade dem Feinde, welehem man ausweichen will, entgegenführt.
Die Gewohnheit verschafft indessen dem Menschen eine gewisse Gleichgültigkeit
gegen derartige Gefahren, und auch Leute, die viel an schlangenreichen
Plätzen verkehren, bewegen sich mit grösser Sorglosigkeit. Unglücksfälle
kommen wohl vor, doch betreffen diese auffallend häufig gerade
Bewohner, der Ortschaften.
Die Schlangen'scheinen sich gern in der Nähe von bewohnten Plätzen
herumzutreiben, vielleicht wegen der daselbst stets reichlich vorhandenen
'Mäuse und ähnlicher Thiere, und greifen dann die Bewohner am häufigsten
in der Nacht an, sobald sie getreten werden, seltener am Tage, obgleich
auch solche Fälle Vorkommen. So fiel eine Cobra die Tochter meines
Wirthes in Harrismith ungereizt a n , erfasste aber glücklicher Weise nur
die Kleider mit ihren Fängen. .
Hat eine Verwundung stattgefunden, so erfolgt der. Tod meist in
einigen Stunden oder am anderen Tage, falls nicht schleunige Mittel angewandt
werden. Ein Mann, der in der Nähe von Oapstadt im Felde arbeitete,
hatte seine Jacke unterdessen auf die Erde gelegt; als er sie aufnahm
zeigte sich darunter eine Cobra, welche sich sofort um seinen Arm schlang
und ihn mehrfach biss. Trotz aller angewandten Mittel starb der Mann
noch im Verlauf desselben Tages.
In Mooi Rivier trat eine Frau im Dunkeln aus der Thür, fühlte etwas
Weiches unter dem Fuss und wurde auch sofort in den Unterschenkel gebissen.
Wie sich herausstellte, rührte der Biss von einer Puffadder h e i,
das Glied schwoll über Nacht stark an und am nächsten Tage trat der
Tod ein.
Wirkt der Biss nicht tödtlich, so entwickeln sich langwierige Entzündungen
und Eiterungen, welche oft in chronische Geschwüre übeigehen.
Wird ein Jäger von einer Schlange gebissen, so pflegt er die Wunde sofort
mit Pulver auszubrennen, mitunter werden auch mit Urin getränkte Umschläge
und ähnliche ammoniakhaltige Stoffe angewandt, deren heilsame
Wirkung erklärlich ist.
Das Ammoniak scheint den ausgezeichneten Ruf, welchen es gegen
die thierischen Gifte besitzt, mit v o llem Rechte zu verdienen, wie ich selbst
zu beobachten Gelegenheit gehabt habe. Auf einer Farm wurde ein Pferd
von einer Schlange in die Lippe gebissen, und als ich es sah, war der
ganze Kopf bereits zur doppelten Dicke angeschwollen, die Schleimhäute
der Nase so ausgedehnt, dass das Blut aus den berstenden Gefässen floss
und das Thier dem Erstickungstod nahe war. Ich machte einen Aderlass,
wandte dann Umschläge an von kaltem Wasser mit Liq. Ammon, fort.
versetzt und hatte die Freude, zu sehen, dass das Pferd stündlich besser
wurde und in drei Tagen war es vollständig wieder hergestellt.
Die Eingeborenen haben ihre besonderen Mittel gegen den Schlangenbiss,
welche .sie stets bei sich zu tragen pflegen; es giebt aber unter allen
diesen Stämmen auch Aerzte, von denen die Schlangendoctoren die berühmtesten
sind. Dies sind Leute, welche selbst giftfest zu sein behaupten
und andere von Schlangen gebissene Personen durch ihren Beistand
erretten. .
Sie suchen die Schlangen in ihren Schlupfwinkeln auf, entnehmen
ihnen die Giftbehälter und verschlucken diese; so behaupten sie allmalig
mehr und mehr giftfest zu werden, bis ihnen endlich auch der Biss der
Puffadder nicht mehr schadet. Die Schlangen sollen solche Personen
furchten und fliehen, ohne selbst den Versuch zu machen, sie zu
beissen.
Die Wirkung des. genossenen Giftes ist nicht beständig, sondern ver
lieft sich mit der Zeit, weshalb die Doctoren gezwungen sind, sich ab und