gilt, wird hier zur völligen Unmöglichkeit, und es bleibt daher für die
Tadler nur die Aufforderung übrig: Kommt her und macht es besser!
Dies war ungefähr mein Gedankengang, als ich mich endlich von dem
bezaubernden Schauspiel losgerissen hatte und nach dem Orte zurückkehrte,
nicht eben erheitert durch die staubigen, schmutzigen Strassen und
schlechtgehaltenen Häuser, noch weniger erfreut durch das Zimmer, welches
uns einem Gefangniss gleich umfing, ohne irgend welche Ausstattung
ausser zwei niedrigen Bettstellen und einem roh gezimmerten Tisch. Nach
fruchtlosem Remonstriren bequemten wir uns endlich dazu, das Zimmer
zu benutzen, und müde von des Tages Last und Hitze warf ich mich auf
das duftende Lager, in der Hoffnung, einen guten Schlaf zu thun, aber wie
bitter sollte ich mich getäuscht finden. Wohl bin ich von der Natur mit
einem gesegneten Schlaf begabt und brauche mich nicht über afrikanische
Wege schleppen zu lassen, um auf dem einfachsten Lager vom Abend bis
zum Morgen ungestört zu schlummern, jedoch um gegen solche Schaaren
von schwarzen Gesellen, wie sie inMossel-Bay jede Falte des schmutzigen
Bettes besetzt hielten, Stand zu halten, müsste man den tiefen Schlaf des
Kaiser Barbarossa im Kyffhäuser oder die dicke Haut des Rinocerosses
haben. Wüst im Kopf und in voller Verzweiflung gab ich nach einigen
Stunden den furchtbaren Kampf gegen die kleinen Kobolde auf und warf
mich nieder auf die harten Dielen des Fussbodens, wo ich einige Erleichterung
fand.
Wenig erquickt, erhob ich mich am Morgen, um an mein Tagewerk
zu gehen, doch schlug an diesem traurigen Tage, der schwül und trübe
über den Ort hereinhing und meine so schon etwas schlechte Laune nicht
gerade verbesserte, Alles fehl, und der Abend kam heran unter der freudigen
Aussicht, noch einmal 24 Stunden in diesem Neste zubringen zu müssen,
da Herr G . . . . . y seinen Bruder von China her erwartete, welcher erst am
Abend eintraf. Nachdem ich diese Nacht einigermassen auf einem harten
Sopha, das ich glücklich eroberte, zugebracht hatte, nur gestört durch das
verzweiflungsvolle Umherlaufen der neuen Ankömmlinge, brachen wir auf
nach George. Der Weg führte durch die sandigen Hügel längs der Bay,
welche,' angehaucht durch den frischen Seewind, eine liebliche Bewachsung
von dichtem Gebüsch, untermischt mit Aloen und verschiedenen Crassu-
laeeen zeigen; unter dem Gebüsch zeichnet sich ein Strauch aus, der mit
zierlichen lilagefärbten phlox-ähnlichen Bltithen geschmückt ist (Plumbago
capensis). Bald hinter Mossel-Bay passirten wir ein Cactuswäldchen
(Opuntia maxima), in welchem einzelne Pflanzen eine Höhe von 2 0 ' erreichten,
ein interessanter Anblick durch die Ueppigkeit und Stärke des
Wachsthums dieser allerdings introducirten Pflanzen. Grössere und kleinere
Wasserbecken, zum Theil in Zusammenhang mit der See, sowie verschiedene
Küstenflüsse zeigen, dass es der Gegend nicht an Wasser gebricht und
geben die Erklärung für die mehr und mehr sich erhebende Bewachsung,
welche hinter dem freundlichen Brak Rivier beim Ersteigen des Höhenzuges
den ersten kleinen Wald bildete und einen Vorgeschmack gab von
dem, was uns im George-Distrikt erwartete.
Am Abend des 22. rückten wir in George ein und erholten uns in
einem leidlichen Quartier von den überstandenen Strapazen.
Der nächste Tag war wiederum trübe und regnerisch, so dass ich die
beabsichtigte Parthie auf den M o n ta g u -P a s s aufschieben musste auf
den 24., welcher hell und warm anbrach.
Wir verliessen gegen 8 Uhr, nachdem die Cart von allem unnöthigen
Gepäck befreit worden war, den Ort und fuhren auf die nahen Berge zu,
deren sehr wechselnde Formen sich in der Nähe des Ortes B la n k o zu
einem Pass öffnen, welcher sich in mannigfachen Windungen quer durch
die Kette hindurchzieht. Die Steigung der Strasse von George bis zum
höchsten Punkte des Passes beträgt mehrere Tausend Fuss und bietet
mannigfache Ansichten hinein in die wilde Felsscenerie oder hinaus in das
flache Land und die in nebeliger Ferne schimmernde See. Steil erheben
sich zuweilen die nackten Felsen zu beiden Seiten des rauschenden Flüsschens,
als wollten sie sich über dem schmalen Pfad schliessen, während an
Fig. 10. Protea cynaroides vom Montagu-Pass.