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 kennt man  den grossen Einfluss  ausgedehnter Waldungen  auf die Feuchtigkeit  
 und  die jährliche Regenmenge  zu  wenig,  um  diesen Fragen  die gebührende  
 Wichtigkeit beizulegen. 
 Mühsam  kletterten  die  Pferde  den  vom  immerwährenden  Regen  
 schlüpfrigen  Weg  hinauf  und  erreichten  bald  darauf  den  elenden  Ort  
 F r a n k f u r t ,   auf welchen  seine  Namensschwester  gewiss  nicht  Ursache  
 hat,  stolz  zu  sein;  einige  ärmliche Hütten,  von Luftziegeln gebaut, machen  
 die Gesammtheit  der  menschlichen Wohnungen  aus,  die  einen  sehr  traurigen  
 Eindruck  hervorrufen  gegen  die  weissen,  reinlichen  Häuser  vieler  
 anderen  Orte.  Der  schwere,  fette  Thonboden  erlaubt  es,  Gebäude  aus  
 ungebrannten  Ziegeln  aufzuführen,  die  hinreichenden  Schutz  gegen  die  
 gewöhnlich  trockene Witterung  abgeben,  aber  wenig  auf  Eleganz  Anspruch  
 machen können. 
 Es ist traurig genug,  dass alle diese Orte, hauptsächlich von Deutschen  
 angelegt und  mit  deutschen Namen  belegt, wie  Frankfurt,  Berlin,  Heidelberg  
 etc.,  sich  durch Aermlichkeit  auszeichnen,  welche  Thatsache  nicht  
 besonders wunderbar erscheint,  wenn man  die Deutschen  am  Cap  kennen  
 gelernt  hat.  Ich  habe  hier  die  Bekanntschaft  Vieler  gemacht,  die  sich  
 ebenso  sehr  durch  ihr  geschäftliches  Auftreten,  wie  durch  persönliche  
 Liebenswürdigkeit  auszeichnen,  und  bin  meinestheils  stolz  darauf  ein  
 Deutscher  zu  sein,  aber im  allgemeinen  ist  unseren  Landsleuten  am  Cap  
 kein günstiges Zeugniss  auszustellen. 
 Der Deutsche  ist leider, Gott bessere  es,  von Hause  aus  so  an Druck  
 gewöhnt,  dass  er im Auslande,  wohin  er mit  dem  festen Entschluss geht,  
 sein Glück  zu  machen,  sich  nur  allzu  willig  den Verhältnissen  fügt und  
 seinem Ziele nachstrebt,  ohne  in  der Wahr der Mittel  besonders bedenklich  
 zu  sein;  er  erreicht  in Folge  dessen  auch  sehr häufig  sein Ziel,  d. h.  er  
 macht  Geld,  aber  gewiss  nicht ohne Grund zieht  er  sich  den Vorwurf der  
 Charakterlosigkeit  zu,  und  sogar  der holländische Afrikaner,  der genug  
 vor  seiner  Thüre  zu  kehren  hat,  “erlaubt  sich von  „verdammten Mofjes“  
 (Spitzname  der Deutschen)  zu  reden. 
 In  früheren Zeiten war unsere Nation  in Süd-Afrika viel angesehener,  
 doch  mit  dem Erscheinen  der Fremdenlegion  ist  darin  eine  grosse Veränderung  
 eingetreten.  Nicht  allein haben  die Legionäre  als  solche  durch  
 ihr Benehmen  unserem Ansehen  geschadet,  sondern  auch  die  zahlreichen  
 Deserteure  dieser  Truppe,  welche  noch  heut  zu  Tage  das  Land  überschwemmen. 
   Ohne Zweifel ist diesen Herren  ein  grösser Theil  der Schuld  
 beizumessen,  dass  das Vertrauen verloren  gegangen  ist, .doch hat man sich 
 meiner Meinung  nach  zu  sehr  darauf  gestützt;  spricht  der Reisende  mit  
 einem  dort  ansässigen Landsmann über  den Verlust  des Ansehens,  so kann  
 man  sicher  sein,  dass  die  Antwort  erfolgt:  Ja  die Legion — ,  ich  selbst  
 habe  aber  in  Süd-Afrika  genug Leute  deutscher Abkunft  kennen  gelernt,  
 die nie  in  derselben waren,  aber was Charakterlosigkeit betrifft, vollständig  
 in  dieselbe Kategorie gehören. 
 Ganz  der Gegensatz  dazu  ist das Auftreten  der Engländer*); mit der  
 dieser Nation  eigenen  Störrigkeit  strebt  er  darnach,  seine Anschauungen,  
 Einrichtungen  und  Gebräuche,  wie  jedem  anderen  Lande,  so  auch  Süd-  
 Afrika  anzupassen.  Er  geht lieber  zu Grunde,  als  dass  er seinen Grundsätzen  
 etwas  vergiebt,  und  macht  er  auch  nicht  so  viel  Geld  wie  der  
 Deutsche,  so  ist  er  doch von um  so  grösserem Nutzen  für  das Land. 
 Während  der Deutsche  anfangs,  so  lange  er  einigermaSsen  fremd im  
 Lande ist,  einen tüchtigen und willigen Arbeiter für den Brodherren abgiebt,  
 verlässt  er  ihn  schleunigst,  sobald  er  hinreichende Kenntnisse von  den  
 Verhältnissen  des  Landes  gesammelt  hat,  um  zu  glauben,  auf eigenen  
 Füssen  stehen  zu  können.  Er  schlägt  sich  dann  auf  jede  Weise  durch  
 und  sucht  sich Vermögen zu  erwerben,  ohne besondere Rücksicht  auf seine  
 bürgerliche  Stellung  zu  nehmen.  Ist  er  glücklich  gewesen  in Erreichung  
 dieses  Zieles,  so  zieht  er  in  den  meisten  Fällen  mit  den  gesammelten  
 Schätzen  weiter,  um  sie  anderswo  zu verzehren;  zum grössten Nachtheil  
 des  Landes,  welches  auf  diese Weise  mehr  und  mehr  ausgezogen  wird.  
 Beim  Engländer  gilt  dagegen  das  Sprichwort:  Leben  und  Lebenlassen!  
 was  er  erwirbt,  pflegt  er  grösstentheils  auch  wieder  auszugeben,  und  er  
 gewährt  daher  einer  grösseren  Anzahl  von  Menschen  Unterhalt.  Als  
 Untergebener  ist  er wegen  seines  übertriebenen Stolzes und Selbstgefühles  
 nicht leicht zu -behandeln,  aber,  wenn man  dies  versteht,  bietet  er eine viel  
 grössere Sicherheit und  Zuverlässigkeit.  Als Herr  geht  er beharrlich  vorwärts, 
  Verbesserung und Vervollkommnung  des Besitzstandes,  das  ist  sein  
 Vergnügen,  seine Lebensaufgabe, welcher  er ungescheut selbst bedeutende  
 Opfer  bringt,  und  er wird  dadurch  zum besten Colonisten  der Welt. 
 Zwischen  beiden  Nationen  steht  der  Holländer,  der  ursprüngliche  
 Eigenthümer  der Colonie,  dessen heimathliches Phlegma durch den Einfluss 
 *)  Man  begegnet  im  Inlande  einer  grossen  Menge  von  Vagabonden,  meist  
 irländischer  und  schottischer  Abkunft,  welche  dem  Reisenden  unangenehm  auffallen, 
   da  sie  die  Hotels  zu  belagern  pflegen.  An  dieses  Gesindel  darf  man  bei  
 dem  Begriff  „Engländer“  nicht  denken;  es  kann  auch  hier  nicht  in  Betracht  
 kommen,  da  es  keinen Bestandtheil  der ansässigen Bevölkerung  ausmacht, sondern  
 aus  höheren  Rücksichten  stets  von  Zeit  zu  Zeit  den  Aufenthaltsort  wechselt.