bei weitem nicht so schlimm wie die polnischen Wirthshäuser, welche ich
in früheren Zeiten kennen zu lernen das Vergnügen hatte.
Die Gegend am Gauritz Rivier hat einen eigenthiimlichen Charakter,
sowohl was die Bodengestaltung, als auch die Bewachsung betrifft. Die
Hügel, welche den Fluss begränzen, zeigen nicht die regelmässige wellige
Bildung der bisher durchfahrenen Gegend, sondern das Land ist hier in
verschiedenen Richtungen durch tiefe Einschnitte zerrissen und fällt auffallend
steil gegen das Wasser ab; an einigen Stellen sind die Abstürze
so steil, dass sie künstlichen Durchstichen gleichen. Diese Einengung
des Flussbettes ist wohl ein Hauptgrund, dass gerade dieser Fluss so
häufig und so anhaltend hohen Wasserstand zeigt, während an anderen
das Wasser mehr Platz findet, sich auszubreiten.
Die Bewachstmg der steilen Hügel besteht aus M im o s e n g e s tr ä u chen,
W a c h t een b e e tjen * )-D o rn en (Asparagus capensis Thunb.)
und Aloen (Aloe arborescens), welche hier in grösser Menge wachsen
und den Charakter der Gegend bestimmen. Aus diesen Aloen gewinntman
auf sehr einfache Weise den Saft, welcher in bedeutenden Massen exportirt
wird. Der Arbeiter schneidet die saftigen Blätter an der Basis ab und
breitet sie rings um eine Bodenvertiefung so aus, dass d er. ausfliessende
Saft sich in derselben ansammelt; die dicke, zähe Masse wird dann weiter
eingedickt und in Kisten verpackt.
Gegen 11 Uhr brachen wir auf nach M o s s e l-B a y , auf welchem
Wege nichts Besonderes zu Gesicht kam, ausser einem Ichneumon, welches
durch die Büsche huschte und siekgewandt vor dem verfolgenden Schützen
verbarg. Bald erschienen in der Ferne die glänzenden Dünen, welche die
blaue See umziehen, und wir fuhren durch myrthenartige**) Gesträuche
die sandigen Hügel hinunter nach dem kleinen, unbedeutenden Städtchen,
welches bald zu Anfang keinen günstigen Eindruck auf mich machte, obgleich
ich die schrecklichen Kämpfe noch nicht ahnte, welche ich hier mit
den schwarzen Schaaren der Nacht zu bestehen haben sollte.
Der Abend war still, der Himmel klar und tief blau, so. dass man die
Spitzen der fernen Berge am jenseitigen Ufer derBay sieh deutlich davon
absetzen sah, während 'der tiefere Theil derselben in einen feinen, aufsteigenden
Nebel verhüllt war, welcher wenig Gutes für den folgenden Tag
*) Wart’ ein Weilchen.
**) Interessant besonders die Wachsmyrthe: Myrica cerifera, auf deren Beeren
sich eine Schicht Wachs aasscheidet, welches gesammelt und wie Bienenwachs
gebraucht werden kann.