ganger *), welcher in der Hoffnung auf Gewinn sich muthig seinen Weg
bahnt bis zu den wilden Stämmen des Innern und dieselben mit europäischen
Erzeugnissen bekannt macht, hat sicher mehr gethan für die Ci-
vilisation dieser, als der Diener der Kirche, welcher ihnen früh und spät
von der Gleichheit aller Menschen und den gegen sie durch die Weissen
begangenen Ungerechtigkeiten erzählt. Dadurch, dass die Eingeborenen
sich allmälig an neue Bedürfnisse gewöhnen, werden sie mitNothwendig-
keät zur Arbeit geführt, um sich dieselben verschaffen zu können, und da
sie die lohnendste Beschäftigung unter den Europäern finden, gewinnt das'
Land in ihnen brauchbare Arbeiter, welche zugleich christliche Zucht und
Gesittung kennen lernen und so besser zum Christenthum vorbereitet
werden, als. durch Auswendiglernen des Katechismus.
Es könnte entgegnet werden, dass die Missionäre ja auch die Eingeborenen
zur Arbeit heranziehen, aber wer die für den Nothbehelf berechneten
Basteleien und Spielereien gesehen hat, wie sie unter Anleitung der
geistlichen Herren in den Schulen gefertigt werden, wird dies nicht vergleichen
mit eolonisirender Arbeitskraft, durch welche ein wildes Land
vorwärts gebracht und allmälig in einen civilisirten Staat verwandelt wird.
In ändern Continenten, wo man es mit geschickten Handarbeitern zuthun
hat, sind durch die Missionäre wohl einzelne Industriezweige mit Vortheil
eingeführt worden, aber in Süd-Afrika wird auch nicht ein wesentlicher
Artikel durch dieselben geliefert.
Nach dieser durch die Person meines werthen Reisegefährten veran-
lassten Abschweifung kehre ich zu meinem Ochsenwagen zurück, der
unterdessen glücklich den M o d d e r-R iv ie r erreicht hat an bekannter
Stelle, welche mir liebe Erinnerungen an die Zeit erweckte, wo ich mit
Dr. Kellner im April die Ufer dieses Flusses unsicher machte: Dort unter
jener Mimose hatten wir uns gelagert, in jenem Dickicht hatte ich meine
erste Antilope geschossen. Ich kannte sie wohl wieder, diese Plätze,
obgleich die jetzt winterliche Jahreszeit die Gegend sehr verändert hatte.
'Das feine, frisch grüne Laub der Mimosen war verschwunden, zwar bedeckte
kein Schnee die kahlen Aeste, aber sie schimmerten doch weisslich
durch die mächtigen, weissen Stacheln im Unterschied zu den Trauerweiden,
deren dichte Gehänge sich röthlich davon absetzten. Still und
friedlich schlich das seichte, klare Wasser zwischen den Steinen dahin,
während" Binsen und Röhricht, in einer Höhe von etwa 40' über dem
*) Wandernder Krämer.
jetzigen Wasserspiegel in den Zweigen des Ufergebüsches angeschwemmt,
erkennen liessen, welche gewaltige Ausdehnung die schlammigen Fluthen
im Sommer erreicht hatten. Selten zeigte sich eine Taube im Dickicht,
aber ein Vogel, welcher bei uns sprichwörtlich dem Sommer angehört, die
Schwalbe, schwebte häufig über dem Wasser dahin.
Der Kibitz liess sich noch hier und da am Wege sehen, jedoch der
früher so häufige Tachydromus bicinctus schien die Gegend gänzlich
verlassen und dem T. capensis Platz gemacht zu haben.
Aus meinen Betrachtungen wurde’ ich sehr unangenehm geweckt,
als ich plötzlich den Wagen, den ich ausspannend glaubte, wieder fahren
hörte und mich alsbald an mein Gewehr erinnerte, welches ich hinten
darauf gelegt hatte. Schnell sprang ich hinzu und kam gerade zurecht,
um zu sehen, wie es herunterrutschte und das Rad des schweren Wagens
erbarmungslos darüber hinwegging. Der Kolben war in Stücken, aber
es gelang mit Hülfe der Werkzeuge, welche ich bei mir hatte, denselben
wieder gebrauchsfähig zu machen, so dass das Unglück nicht so
gross war.
Am nächsten Tage, es. war Sonntag, blieben wir an dem Platze ^
liegen, und da das Wetter sehr angenehm war, benutzte ich die gegebene
Müsse zu einem Spaziergang auf den benachbarten Berg, von dessen
Platform ich den höchsten Theil des Bloemfonteiner Berges sehen konnte
und einen letzten Abschied von demselben nahm. Die Abhänge und
Gipfel der Höhenzüge zeigen hier im Winter noch die mannigfaltigste
Scenerie, da die meisten der Sträucher und Bäume, welche sie in spärlichen
Gruppen bekleiden, die wilden Oliven, Karree-Bäume und verwandte
Arten zu den immergrünen Gewächsen gehören und daher einige grüne
Töne zwischen die fahlen Färbungen bringen.
Wenn man in diesen Gegenden einen der Tafelberge besteigt in der
Hoffnung auf eine weite RjUndsicht, so wird man in der Regel sehr enttäuscht,
indem man, auf der Höhe angelangt, anstatt des erwarteten
Panorama nur den einen Blick in die Tiefe nach der Seite findet, von
welcher man aufgestiegen ist; die absolut flache Gestaltung der Plat-
formen, welche sich in grösserer oder geringerer Ausdehnung hinziehen,
verhindert meistens die Rundsicht. Zuweilen fallen die Gipfelebenen nach
einer Seite ab, in vielen Fällen dehnen sie sich aber vollständig horizontal
für Meilen und Meilen aus, so dass es den Anschein hat, als befände man
sich in der Ebene, obgleich man weiss, dass man soeben einen steilen
hohen Berg hinaufgestiegen ist. Diese eigenthümliche Bodengestaltung
bezeichnet man, wenn sie grössere Ausdehnung erreicht, als Ränder