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 38 Treibender  Sand.  Zerstörungen  durch  den  Schiffswurm. 39 
 letzte Stück  des Berges  hinabstieg.  Bald  gelangte  ich wieder  an  den  oben  
 erwähnten  Aussichtspunkt,  P l a t -K l ip   genannt,  aber,  o Himmel!  was  
 war  aus  dem  reizenden  Platze unterdessen  geworden?  Kaum  erkannte  ich  
 ihn  wieder.  Wo  am Morgen  die  friedliche Stille  der Natur in  der Waldeinsamkeit  
 ihren  poetischen Hauch  über die  reiche  Scenerie  ausgegossen  
 hatte,  da  waren  jetzt  eine Menge  zerlumpter Waschweiber  beschäftigt,  
 Wäsche  in  dem Bach  zu waschen  und  auf dem Felsen  zum Trocknen  auszubreiten. 
   Mit  den Vögeln  des Waldes,  welche  am Morgen  den  Platz  belebt  
 hatten,  war  alle Poesie  davongeflogen,  und wahrlich,  welche Poesie  
 wäre  standhaft genug, um  nicht vor  schmutziger Wäsche  und  Seife Reissaus  
 zu nehmen! 
 Verstimmt  wandte  ich  mich  ab,  bei mir bedenkend,  wie  häufig  uns  
 auf  dieser Welt  ein  altes Waschweib  in  verschiedenster  Gestalt  aus  geträumten  
 Paradiesen  durch  sein Gewäsch vertreibt. 
 Gegen  12 Uhr  traf ich wieder  in meiner Behausung  ein,  wo  ich  alsbald  
 meine Platten  hervorrief,  aber zu meinem  Schrecken  gewahrte,  dass  
 alle  bis  auf  eine  durch  ungleichmässiges Trocknen  mehr  oder  weniger  
 verdorben waren. 
 Die letzte Zeit, welche  ich  in  Capstadt verbrachte,  hatte wenig  Interessantes, 
   dagegen  viel Mühe  und Arbeit  für mich  im  Gefolge.  Sie wurde  
 dazu  verwandt, meine Ausrüstung  zu  der Reise  durch  die Colonie  in Stand  
 zu  setzen,  und  ich unterbrach  diese Beschäftigung nur  durch  einen  kurzen  
 Ausflug nach S im o n s -B a y , wohin  ich W  n  begleitete. 
 Wir  verliessen  in  der Cart  mit  vier Pferden  am  24. November  die  
 Stadt und  fuhren  durch  die Fiats  nach False-Bay  hinüber.  Diese, mir von  
 früherber  schon bekannte Gegend  erweckte  diesmal für mich nur Interesse  
 dadurch,  dass  die Bodenverhältnisse,  welche  ich weiterhin  sah,  die vielfach  
 aufgestellte Ansicht  noch  mehr  bekräftigten,  dass  dieser Theil  des  
 Landes  früher vom Meere  iiberfluthet war,  und  dann  also  das Cap mit der  
 Tafelberggruppe  eine  felsige  Insel  bildete,  durch  die  jetzigen Fiats  von  
 dem Festlande getrennt. 
 Nach Durchkreuzung  dieser Ebene  führt  der Weg wieder  an  den Abhängen  
 der Berge  hin,  welche  hier  dicht  an  das Meer  hinanreichen.  Der  
 Süd-Ost-Sturm  drängt  die  See  heftig  in  die Bucht  hinein  und  ruft  eine  
 starke Brandung hervor, welche Massen  feinen  Sandes  an  das Ufer wirft;  
 der  Sturm  erfasst  diesen  Sand  und  treibt  ihn  die  steilen Abhänge hinan,  
 bis  zu  einer  bedeutenden Höhe  den  Pflanzenwuchs  erstickend.  So  finden  
 sich in  diesen Bergen vom Sand begraben  alte Stämme von Leucodendron, 
 welche,  soweit  sie  durch  denselben  bedeckt sind,  vollständig petrificiren-  
 die  Structur  des Holzes  und  die  Jahresringe  sind  deutlich  zu  erkennen  
 aber  die Holzfaser  selbst  ist verschwunden  und  au  ihre  Stelle ist  ein  sehr  
 feiner,  fester  Sandstein  getreten.  Soweit  die Stämme  aus  dem Sande  hervorragen, 
   sind  sie meist durch Brände verkohlt. 
 Bald  erfreute  uns  die  prachtvolle Aussicht  von  dem Wege über  die  
 blaue,  brandende  See  nach  dem  von  schroffen  Felsen  überragten  Simons-  
 Town,  das  wir  eine Stunde  später  selbst  erreichten.  Wie  öfters  machte  
 sich  die Sache von  der Ferne  besser,  wie  in  der Nähe,  der unbedeutende  
 Ort  war  nur  einigermassen  belebt  durch  die Matrosen  der  zufällig  hier  
 ankernden  englischen Kriegsschiffe Valorous  und Gorgon.  Ungeachtet der  
 glühenden Sonnenhitze  erstieg ich  die  benachbarten Felsen,  nach Insekten  
 spähend,  doch  die  Ausbeute  war  so  spärlich,  dass  ich  die  Sache  bald  
 aufgab. 
 Am nächsten Morgen  besichtigten wir  den Hafen und hatten hier Gelegenheit, 
   glänzende  Beispiele  der  zerstörenden  Thätigkeit  des T e re d o   
 n a v a l i s   zu  sehen.  Eine wenige Monate  früher  eingerichtete Maschinerie,  
 um  Schiffe  der Ausbesserung wegen  aufs Trockene  zu  ziehen,  Patent Slip  
 genannt, war vollständig unbrauchbar geworden,  da  die Balken,  auf denen  
 die  Schienen  ruhten,  zusammenbrachen.  Wir  untersuchten  die  verschiedenen  
 Hölzer,  welche zu  den Hafenbauten  verwandt werden,  und  fanden,  
 dass  keins  von  diesen Würmern verschont wird.  In den Holzarten, welche  
 eine  deutliche Ringbildung  mit  starkem Wachsthum  in  die Länge  haben,  
 hält der Teredo  gern  die Längsrichtung  ein,  indem  er  an  einem Ende  ein-  
 diingt und hinaufsteigt;  die jungen Thiere  zerstören mehr  die Aussenseite  
 und  dringen,  allmälig grösser werdend,  weiter nach dem  Innern  vor;  die  
 grössten Exemplare —  und  sie  erreichen  hier  eine Länge  von  1 ' bei  einer  
 Dicke  von  % "  —  finden  sich immer  im  Innern  des Stammes,  sodass  ein  
 Durchschnitt desselben  aussieht  wie  eine  von Büchsenkugeln  durchbohrte  
 Scheibe.  Die  leichteren  Hölzer  werden  bedeutend  schneller  zerstört  als  
 schwerere,  aber  selbst Eisenholz,  welches  in vielen Gegenden  der  Colonie  
 für unzerstörbar  gehalten wird,  war  hier  in  acht Monaten  fast vollständig  
 zerfressen worden;  weniger  angegriffen war Teakholz,  obgleich  auch hier  
 einige  starke  Ungethtime  ihren Weg  durch  das  Herz  des  Stammes  gefunden  
 hatten,  während  die  kleineren nur  die Aussenseite zernagten;  im  
 allgemeinen  bewährte  es  auch  hier  seinen  ausgezeichneten Ruf. 
 Bauholz,  welches  als  „ c re o s o te d   tim b e r “ *)  von  England  ge- 
 )  Bauholz  mit  Creosot  durchtränkt.