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 seiner Gastfreundschaft  einen Napf mit  dicker Milch  reichen,  von  dem  ich  
 etwas  ass,  worauf der Rest  von  dem  anwesenden Gesinde  vertilgt wurde.  
 Ich  erhielt  Erlaubniss,  mich  beliebig  im  Lande  zu  verweilen,  und  entfernte  
 mich  endlich,  zufriedengestellt  mit  dem  Erfolge  dieser  ersten  
 Audienz, 
 Die  zufällige Anwesenheit  eines Händlers,  Namens P . . .e,  gewährte  
 mir die Annehmlichkeit  eines Begleiters,  mit  dem ich,  zum Wagen  zurückgekehrt, 
   alsbald  aufbrach,  um  die Gegend  zu  durchstreifen.  Das Aussehen  
 sowie  das  thierische  Leben  derselben  übertraf  meine  Erwartungen  bei  
 weitem;  besonders  reich  zeigte  sich  die  Fauna  im  Gebiete  der  Vögel,  
 welche  die  dichten,  zum Theil  fast  undurchdringlichen  Gebüsche  in  den  
 Thälern und  an  den  Abhängen  belebten.  Der  isolirte Berg,  welcher  die  
 Stadt trägt,  fällt  steil gegen Norden  und Westen  ab,  an  einer Stelle  einen  
 zweiten  tarpejischen  Felsen  darstellend,  noch  von  Gassisioe’s  Väter  zu  
 demselben  blutigen Zwecke  benutzt.  Ringsum  ziehen  sich Schluchten und  
 weitere  Thäler,  von  kleinen  Bächen  durchströmt,  deren  klare  Fluth  die  
 Natur  erfrischt und zu  einem ungewohnten Leben  erweckt.  Die Gebüsche  
 tönen wieder von  den  sonderbaren,  unartikulirten Lauten  des  einfarbigen  
 Loori’s  (Chizaerhis  concolor);  eine  kleine  wilde  Taube  mit  weinrothem  
 Hals  (Peristera  chalcospilos Gray)  gurrt  in  den Dornen,  das Gackern  des  
 Perlhuhns  schallt  herunter  von  den  felsigen  Kuppen  und  der Bastaard-  
 Papagij  (Psittacus Meyeri)  schwatzt  im  Zweiggewirr  des  Olivenbaumes  
 über den weissen Eindringling.  Dazu kommt  eine  grosse Mannigfaltigkeit  
 von  Sängern  und Finken,  zum Theil  mit prächtigen  Farben geschmückt,  
 dem  Sammler  eine gute Ausbeute versprechend. 
 Obgleich  ich  viel Vergnügen  daran  fand,  diese  zierlichen  Thierchen  
 zu  beobachten,  konnte  ich mich  doch  nur  selten  entschliessen,  eins  derselben, 
  umzubringen,  zumal  da  zum Wilde  zählende Vögel  zahlreich waren.  
 Mehrere Arten Rebhühner,  deren Namen  ich  bereits  oben  angeführt habe,  
 fielen mir hier  zur Beute  und  gewährten  mir  das  grosse Vergnügen,  welches  
 der  Jäger  stets  empfindet, wenn  er  das  erste  Stück irgend  einer Gattung  
 Wild  erlegt.  In  dem  hohen Grase  der Thäler fand  sich  das Franc,  
 subtorquatus,  welches  sich  vor  allen  anderen  durch Pracht  des Gefieders  
 auszeichnet.  Brust  und  Unterleib  des  Vogels'ist  geBperbert,  Kopf  und  
 Hals  von  sanfter,  röthlicher  Färbung,  der  Rücken  und  die  Flügeldeckfedern  
 lichtbraun  mit  helleren  Streifen,  Beide  Geschlechter  sind  aber  
 sehr  verschieden,  so  dass  diese Bemerkungen  nur  auf das Männchen  Anwendung  
 finden.  Auch  die  erwähnte  dunkelgraue  Art  mit  den  weissen  
 Zeichnungen  (Fr.  natalensis)  fand  ich  hier  zuerst  in  den  steinigen  Abhängen  
 nahe  am  Wasser,  woselbst  der Hahn  von  seinem  Felssitz  am  
 Abend  den  schnalzenden Lockruf weithin  erschallen  liess. 
 Das  reichliche  Vorhandensein  solchen  Wildes  war  sehr  angenehm,  
 weil wir  dadurch  der Nahrungssorgen überhoben wurden, welche  sich  zu- 
 Fig.  57.  Chizaerhis  concolor,  Francol.  Swainsonii,  F.  natalensis,  Pterocles  bicinotns,  Falco  rapax  etc. 
 weilen  selbst in  der  Nähe  einer Niederlassung  geltend machen.  Sobald  
 die  schwarzen Herren  sehen,  dass man  etwas  nöthig  hat,  kann  man sicher  
 sein,  es  nicht  zu  erhalten,  oder  doch  zu  einem  verhältnissmässig  hohen  
 Preise.  Häufig  ist ihnen  das Vieh  auch  so  ans Herz  gewachsen,  dass  sie  
 sich unter keinen Umständen  davon  trennen wollen,  und  es erklärt sieh dadurch, 
   warum  die  meisten  Afrikareisenden  sich  lieber  der Mühe  unter,  
 ziehen,  Schlachtvieh mit sich  zu  führen,  als  von  den Eingeborenen  in Hinsicht  
 auf Fleisch  abhängig  zu  sein.