die schweren Stücke die steile Uferbank hinaufzuschaffen; hier wurden
die Theile alsbald zusammengesetzt, sodass ich Abends am rechten Ufer
des Orange-Flusses in meinem wieder reisefertigen Wagen schlafen konnte:
So überschritt ich meinen Rubikon! -ri
Wenn man sieht, welche belebende Wirkung der Alkohol auf die
schwarzen Racen ausübt, muss man wirklich bedauern, dass dieselbe
ebenso flüchtig ist, als der Geist des Getränkes; denn man kann sich bei
solchen Gelegenheiten leicht überzeugen, dass es den Burschen nicht an
Kraft fehlt. Die schwere Arbeit im Wasser scheint hier,- wie ich es in
Port Elisabeth bemerkte, der Entwickelung der Muskulatur besondeis
günstig zu sein: es fanden sich unter den jungen Männern Figuren von
wahrhaft athletischem Bau.
Ich konnte denselben am anderen Tage gut in Augenschein nehmen,
als sie die Ochsen durch den Fluss brachten, eine sehr beschwerliche Arbeit,
indem die Leute, während sie selbst schwimmen, die widerspänstigen
Thiere im Wasser zu leiten und anzutreiben haben. Zu wiederholten
Malen drehten die wasserscheuen Ochsen trotz aller Schläge mitten im
Flusse um, und das mühsame Geschäft musste von neuem begonnen werden.
Nachdem es beendet war, erwärmten sich die Burschen durch einen
höchst ergötzlichen Tanz um das Feuer im Naturkostüm; doch obgleich
ich meine photographischen Apparate zur Hand hatte, gelang es mir nicht,
sie zu fangen, weil sie meine Absicht erkannten undtheils fortliefen, theils
wie gewöhnlich durch ihre Verlegenheit in Holzfiguren verwandelt wurden.
Die Begleitung zu dem Tanz wurde mit einer Mundharmonika gemacht,
für welches Instrument die aufgeworfenen, massigen Knackwürstchen
nicht unähnlichen Lippen der Schwarzen besonders geeignet erscheinen.
Sie spielten die Mundharmonika mit Rücksicht auf die Einfachheit
des Instrumentes nicht ganz schlecht, indem sich Gefühl für Takt und
Rhythmus nicht verkennen liess; mein Treiber cultivirte dasselbe beliebte
Instrument, er pflegte aber nur eine olirzerreisende Folge von wüsten
Tönen hervorzubringen, welche einen Choral vorstellen sollten, oder wie
er sich ausdrückte: „Den Heer zijn goed“ *) im Gegensatz zu Tanzstücken
„Zatan zijn goed“ **). ,
Die Schwimmer mussten sich auch durch einen Schnaps stärken, und
es war sehr komisch zu sehen, wie jede Parthei einzeln kam, um darum
*) Des Herrn Sache.
**) Satan’s Sache.
zu bitten, zugleich dringend empfehlend, ich möchte das Vorhandensein
des Getränkes geheim halten, da ich sonst keine Ruhe vor den ändern
haben würde.
Als die Schwimmer ihre Arbeit glücklich beendigt hatten, war am
Abend des 9. der ganze Zubehör auf dem rechten Ufer der Orange-Rivers
bereit zur Weiterreise, die ich des sich neigenden Tages wegen auf den
folgenden Morgen verlegte. An diesem setzte ich mich mit den Inhabern
des Bootes nach einigen längeren diplomatischen Verhandlungen in Betreff
des Fährgeldes, welches sich beiläufig auf 3 L. belief, endlich zu gegenseitiger
Zufriedenheit auseinander und nahm meine Reise nach G riq u a -
S ta d , dem Wohnplatz des Häuptlings W a te rb o e r wieder auf.
Der Weg wendete sich alsbald unfern der Flusses gegen flache Höhenzüge,
welche mich mit einem bisher noch nicht gesehenen Vegetationstypus
bekannt machten. Die Gegeud zeigte sich dicht besetzt mit mannigfaltigen
Sträuchern, unter welchen einige trotz der winterlichen Jahreszeit
dicht mit Blüthen besetzt waren. Vor allen stach ein Strauch hervor mit
brennend rothen Blüthen und ebenso gefärbten eigentliümlich flügelförmig
entwickelten Fruchthüllen, deren lebhafte Farbe der Landschaft einen
heitreren Anstrich gab als gewöhnlich (Crotalaria ?). Die plötzliche Veränderung
der Vegetation steht im Zusammenhang mit dem Auftreten gewisser
Schichten, welche die ewigen Kalkbänke und Diluviumsand für eine
Strecke unterbrechen. Es kommen hier Thoneisensteine zu Tage von
kupferrotlier Farbe, abwechselnd mit Schichten von gelblicher Ockerfarbe,
dazwischen Lagen von Brauneisensteinen, die auch Bleiglanz und Spuren
von Kupfer enthalten. Auf den flach sich hinziehenden Gipfeln dieser
Hügel tritt ein dolomitischer Kalkstein auf, welcher an der Oberfläche
eine schwärzliche Farbe annimmt und nicht nur durch seine Härte und
Rauhigkeit, sondern auch durch seine Gestaltung auffällt. Er klüftet sich
nämlich in unregelmässig winklige Blöcke, welche wie Quadern neben einander
stehen und auf ihrer Oberfläche Figuren zeigen, die genau das Aussehen
der Reliefkarten von Gebirgen haben. Die Härte und Rauhigkeit dieser
Felsart macht das Fahren hier sehr unangenehm und zugleich unzuträglich
für die Ochsen, welche sich die Füsse sehr schnell darauf durchlaufen.
Als ich den folgenden Abend bei einem kleinen Wasserbecken ausspannte,
beehrten mich ein Hottentott nebst Frau Gemahlin und Schwägerin
mit ihrem Besuch beim Feuer. Der Cafekessel bildete den Mittelpunkt,
um den sich die Gesellschaft gruppirte, und bald kam eine lebhafte
Unterhaltung in Gang, welche sich im d i e s e m F a l l e um sprachwissenschaftliche
Fragen drehte. Sie anworteten sehr verständig und ich hörte ihren