lieber die äussere Erscheinung der Matebele’s hatte ich mir durch
die zahlreichen unter den Nachbarstämmen vorhandenen Individuen
einige Anschauung verschaffen können, während über ihre Lebensweise,
sowie ihre Beziehung zu den übrigen Eingeborenen sich mir durch den
Verkehr mit John Moffat Gelegenheit bot, mich zu unterrichten.
Dieser Herr, welcher in der Zeit seines mehrjährigen Aufenthaltes
bei den Matebele’s reiche Erfahrungen über dieselben gesammelt hat, war
stets bereit, mir darüber mitzutheilen, was von allgemeiner Wichtigkeit
erschien, und ich werde nie die vielen interessanten Unterhaltungen,
welche ich mit ihm hatte, vergessen; war es mir doch ausserordentlich
erfreulich zu sehen, dass wir, obgleich auf sehr verschiedenem Standpunkte
stehend, in unseren Ansichten über die Eingeborenen gar nicht so
weit auseinander gingen.
Moselekatse ist im allgemeinen freundlich gegen die Missionäre,
und besonders der alte Moifat hatte bei ihm einen grossen Stein im
Brette, aber die angeborene und anerzogene kriegerische Wildheit der
Matebele’s bewirkt, dass die Erfolge der geistlichen Herren nur gering
sind. Sie dürfen frei im Lande umherziehen und nach ihrem Belieben
schalten und walten, aber das ist auch ziemlich Alles, dessen sie sich
rühmen können. Sie schaffen Gutes, so viel sie vermögen, durch Rath
und That, aber die Zahl der durchvihren Eifer zum Christenthum Bekehrten
ist wohl eine sehr geringe.
Ein grösser Segen für diesen Stamm, den sie -allein den Missionären
verdanken, ist die Einführung der Inoculation des Rindviehes gegen die
Lungenseuche, und ich weiss kein Land, wo sich der Erfolg dieses
Schutzmittels so glänzend bewiesen hätte, als gerade hier.
Obgleich die Thiere beim ersten Ausbrechen der Krankheit zu
Tausenden starben und die ganze Gegend verpesteten, so verlor Mr. J.
Mofifat, der von einem Lager zum ändern herumzog, um zu inoculiren,
doch keinen einzigen aus seinem bereits in Kuruman inoculirten Stamm,
Als die Seuche das erste Mal Kuruman heimsuchte, war des alten Moffat
Vieh nicht inoculirt, während andere Einwohner des Ortes dies rechtzeitig
durchgeführt hatten. Der Missionär verlor damals den grössten
Theil seiner Thiere, die anderen Viehbesitzer aber nur eine geringe
Anzahl und er glaubt seitdem selbst an die Wirksamkeit des Verfahrens.
Eine Hauptschwierigkeit für die geistlichen Herren, Civilisation
unter den Matebele’s zu verbreiten, liegt in der eigentümlichen
Lebensweise und Verfassung derselben. Ihre Wolinplätze sind kriegerischer
Natur in derselben Weise wie etwa die stehenden Lager der
französischen Armee. Die darin Zusammenwohnenden bilden ein Armeekorps,
welches stets in Bereitschaft ist, auf Befehl dés Häuptlings
auszurücken. Die Hütten ziehen sich in einfacher oder mehrfacher
Reihe um den mächtigen, kreisförmigen Vieh-Kraal, welcher die Mitte
des Ganzen bildet. Schnell ist eine so einfache Niederlassung abgebrochen
und an einem anderen Platze wieder aufgerichtet, wesshalb
man ihnen den Namen von Städten nicht wohl geben’kann. Die Corps
ziehen in ihrem Geb'iet herum, je nachdem es v o rte ilh a ft erscheint
und mit dem Orte wechseln auch die Namen der Wohnplätze. Zur Zeit
ist Inyati der-Platz, wo Moselekatse Hof hält, wo er séine Krieger-
schaaren mustert und sie ausschickt gegen die Nachbarstämme, welche
eine Plünderung zu lohnen scheinen.
Im vollen Kriegsornat, d. h. den Kopf verziert mit wallenden
Straussfedern, die langen weissen Quasten der Ochsenschwänze um
Arme und Beine, um die Lenden einen mit den schwarz und weiss geringelten
Schwänzen der wilden Katze behangenen Gürtel, der auch
den Kiri enthält, in der einen Hand den mächtigen ovalen Schild aus
Ochsenhaut, in der ändern die tödtliche Assegai, so erscheinen sie vor
dem Häuptling und unter phantastischen Tänzen dringen sie gegen ihn
an mit dem tausendstimmigen Rufe: Moselekatse gieb uns einen Feind!
Ein Wort des Tyrannen besiegelt dann das blutige Schicksal eines
friedlichen Nachbarstammes, die Krieger verschwinden, und wenn sie
wiederkehren, müssen sie als Sieger die erbeuteten Heerden im Triumph
vor sich hertreiben, sonst Wehe ihnen: Der Zorn eines Moselekatse übt
furchtbare Vergeltung gegen die Feiglinge. Doch scheint die Blutgier
des alten Löwen in letzter Zeit ziemlich gesättigt zu sein, er hält seine
Unterthanen möglichst von den Streifzügen zurück, aber das ganze
System aufzugeben, vermöchte er ebensowenig, als der Capitain eines
Piratenschiffes dieses in ein friedliches Handelsfahrzeug verwandeln
könnte. Durch Ströme von Blut hat er seine Macht begründet, durch
Blutvergiessen muss er dieselbe aufrecht erhalten.
Es ist nicht nur die Kampfeslust, welche die zu Kriegern erzogene
Jugend des Stammes darnach verlangen lässt, vor den Feind geschickt
zu werden, sondern die Matebele sind an Fleischnahrung gewöhnt und
sind daher gezwungen, seit die Lungènkrankheit ihre zahlreichen Heer-
den so furchtbar decimirt hat, durch Raub sich in den Stand zu setzen,
wie früher in üppiger Fleischkost zu schwelgen. Durch diesen Umstand
wird Moselekatse gegöthigt, zuweilen ein Kommando auszu