aneinander änzüklammern scheinen, um auf dem glatten Gestein nicht
den Halt zu verlieren, erheben sich weiter im Hintergründe, wo das
Erdreich zwischen den zurückweichenden Wänden mächtiger ist, mannigfache
Gebüsche und Sträncher. Hier wiegen die schlanken Stämme der
Cussonia ihre Blätterkronen, oder die Riesenaloe steigt auf, den starren
Schaft bis zu einer Höhe von 30 Fuss zwischen den Pterocarpus emporragend,
welche die geflügelten, braun und gelb gefleckten Früchte im
leichten Winde raschelnd bewegen.
Von Stein zu Stein springend, folgen wir dem Laufe des Baches und
stehen plötzlich vor einem Engpass, durch welchen sich das Wasser mit
lustigem Plätschern hinabstürzt. Die Felsen rücken von beiden Seiten
zusammen, als wollten sie den Eingang versperren zu dem lachenden
Thale jenseits, welches sich, von der Sonne glänzendem Strahl erleuchtet,
zu unseren Füssen ausbreitet, während die schroffen Wände den Pass
selbst in tiefem Dunkel halten. Ein Adlerhorst krönt die rechtsseitige
Fig. 59/ Felsschlucht im Gebiet der Bawanketsi.
Wand, dessen Inhaber wie ein von der Natur angestellter Thorwart den
Zugang zu bewachen scheint. Ist der Bach gefüllt, so dürfte indessen
kein Wächter nothwendig sein, uro den Kühnsten zurückzuhalten, da der
Wanderer sich seinen Weg über die Stufen des Wasserfalles zu suchen
hat. —Z
ur Zeit ist derselbe nur schwach gefüllt, und wir klettern ohne
Schwierigkeiten zu dem Becken hinab, von dem das Geräusch unseres
Kommens ein Rudel munterer Gazellen vertreibt. Doch diese bilden nicht
die einzige Staffage in der Landschaft, sondern es scheint alles mögliche
Gethier den geschützten Winkel aufgesucht zu haben, um sich zwischen
den unzugänglichen Felsklüften einer verhältnissmässigen Sicherheit zu
erfreuen. Hier ist der Lieblingsaufenthalt des grau und weiss gezeichneten
Rebhuhns, welches bald laufend, bald fliegend über unseren Häuptern
in den Felsbänken verschwindet, hier stösst der Jäger auf denrothen
Steinhasen (Lepus saxatilis), der geräuschlos und behende aufspringt, um
hinter dem nächsten Block wieder unterzutauchen, hier halten die
Schaaren der Klippdaehse am steilsten Rande der Wände ihren halsbrecherischen
Umzug.
Weiterhin öffnet sich die Kluft mehr und mehr zu einem lieblichen
Thale, eingefasst von dicht bewachsenen Höhenzügen, welche sich endlich
in. der buschigen Ebene verlaufen. Bei Erreichung dieses Zieles verschwindet
das Originelle der Scenerie, mit den schroffen Felsen hat sich
zugleich die Ueppigkeit der Vegetation verloren, welche unter ihrem
Schutze wuchs, und der klare Bach wird allmälig zum Sandbett.
Wir wenden uns daher und kehren durch die kühle Schlucht zum
Standquartier zurück, um so befriedigter von dem Spaziergang, da
auch der leibliche Mensch in der dabei erlegten Beute seinen Antheil
erhält.
Capitel XXIY.
Das Bakatlaland.
Ein Krankenbesuch; Aberglaube der Eingeborenen in Bezug auf mensehlicbe
Reste; Aufbruch von Khanije; Granitkuppen; Besuch bei Mosielclc; Gamo-
shopa; Kunstgriffe Abgaben zu erpressen. *
Das ganze System solcher Einschnitte wie der oben beschriebene stellt
die Abzugskanäle des Bawanketsiplateau’s dar und bildet ein wahres
Labyrinth vön Höhenzügen und Thälern, welche sich in mannigfachen
Windungen ausbreiten.