dicht bewachseneinsein, wo sie sieh regelmässig aufhalten, aber Niemand
kann ihnen hier nahe kommen und sie stören in diesem letzten Zufluchtsort;
es ist fast nur der Zufall, welcher ab und zu diese mächtigen Thiere
bei ihren Excursionen in die Nachbarschaft dem Schützen zuführt. So
wurde der letzthin auf Gouvernements Befehl getödtete, welcher jetzt in
Capstadt im Museum steht, erlegt, und so allein wird wohl ein anderer,
der für das Grahams-Town-Museum geschossen werden soll, den Feinden
zum Opfer fallen.
Auf dem glatten Wege bequem einherrollend konnten wir mit vollem
Behagen die Schönheit der Natur bewundern und die Düfte dieses mächtigen
Waldes einschlürfen, dessen geheimnissvolle Stille nur zuweilen
unterbrochen wurde durch den heiseren Schrei eines Raubvogels, den
melodischen Ruf des Bakbakiri (Malaconotus Bakbaldri) *) oder das
Pfeifen der Drossel.
Nach einigen Stunden änderte sich die Scene, wir verliessen den
Wald und kamen hinaus in die Höhen, wo an manchen Stellen wildes
Stemgeröll die Stelle des Weges vertrat. Ueber einige fuhr der Kutscher,
nachdem wir ausgestiegen waren, mit einer Kühnheit hinweg, die an Verwegenheit
gränzte, über eine andere, die sonst absolut unpassirbar gewesen
wäre, schleppten Sträflinge, welche glücklicherweise an der Arbeit
waren, die Cart, nachdem die Pferde ausgespannt waren. So erreichten
wir endlich den Gipfel des ersten Höhenzuges, von wo sich uns eine weite
Aussicht in die öden, kahlen Berglandschaften eröffnete, wie sie nur Afrika
in dieser Ausdehnung darbietet.
Die Ketten dieser eigenthümlichen Berge, welche durch die kühnen
Formen und das unmittelbare Aufsteigen von dem Niveau des Meeres den
Eindruck von Hochgebirgen darbieten, auch wenn ihre absolute Höhe keine
bedeutende ist, reihen sich hintereinander und sind nur hier und da von
Querthälern durchbrochen. Fort und fort wechseln die Ansichten, doch
der ewige Wechsel macht endlich den Eindruck der ermüdenden Eintönigkeit,
da er sich immer in derselben Weise wiederholt. Vorherrschend ist
die Kuppenform, welche häufig von der anderen Seite die Ansicht eines
Hochplateau darbietet in ähnlicher Weise wie der Tafelberg, ;die Umrisse
meist schroff und zackig; abgerundete Formen finden sich hier seltener.
Das hauptsächlich auftretende Gestein ist Quarzit.
Noch eine kurze Strecke rollten wir stets balancirend in der Cart die
) Der pyrolähnliclio Ruf dieses Vogels wird von den Boeren gedeutet als.:
„Wat makkeer hier?“ (Was ist hier los?)
Abhänge herab und hatten das Ende unserer Fahrt, Clean River, erreicht.
Hier trafen wir unsere Pferde wieder an, die noch vor nicht langer Zeit
eingetroffen waren und sich schon ziemlich ermüdet zeigten, während wir
noch eine Distanz von 5 Stunden auf ihnen zurückzulegen hatten. Bei den
Zeitangaben ist zu berücksichtigen, dass der afrikanische Farmer selbst
in diesen Bergen mit Ausnahme sehr kurzer Strecken stets Galopp reitet
und die Entfernung daher viel grösser ist, als der Unkundige sich vorstellt.
Wir, zu diesen gehörig, brachen um 1 Uhr auf in der tröstlichen Ueber-
zeugung, bei guter Zeit wieder in bewohnte Gegenden einzurücken, wenn
auch mein Mitarbeiter, der photographische Apparat, aus Mangel an Zeit
seine schwarze Behausung nicht verlassen durfte. Nach 4stündigem Ritt
hatten wir bereits mehrere der Höhenzüge passirt und kamen herab in ein
Thal, aus welchem, uns eine gut gehaltene Farm freundlich entgegenlachte.
Fröhlich sprengten wir hinunter nach 'dem vermeintlichen Ziel unserer
Tagesfahrt, aber wurden bitter getäuscht, als wir hörten, dass W r’s
Farm in der langen Kloof noch fern sei; in etwas bedenklicher Weise sah
der gute Mann, als er uns diese Auskunft ertheilte, nach der Sonne, doch
entschlossen, das Ziel zu erreichen, wendete ich mein Pferd ohne auch nur
anzuhalten weiter, dem Laufe des Wassers folgend.
Ein einsamer Jäger, den wir zufällig trafen, machte uns darauf aufmerksam,
dass wir auf falschem Wege seien, zeigte einen schmalen Fuss-
pfad, welcher sich in eine enge Schlucht hineinzog, als den nächsten und
machte uns Hoffnung, dass wir in 21/a Stunden die erwähnte Farm erreichen
sollten. Es war nun 5 Uhr, und wir mussten also, erwies sich die Zeitangabe
richtig, um 7?/a Uhr am Ziele sein; nöthigenfalls konnten wir an einem
näheren Platze, Z . . . . g’s Farm, anhalten. Ohne Bedenken vertrauten wir
uns dem engen Pfade an, vermeinend, dass dies nur ein kurzer Pass sei,
der zeitig wieder in das Thal ausmünden würde, wenn es mir auch bald
Anfangs nicht gefiel, dass wir am Wasser aufwärts stiegen.
In scharfen Krümmungen wendete sich die Schlucht immer tiefer in
das Gebirge hinein, stets höher und wilder gestalteten sich die Felswände
zu beiden Seiten, und nur zuweilen warf die sinkende Sonne noch ihre
freundlichen Strahlen auf die kleine Reisegesellschaft, welche langsam den
ermüdenden Pfad hinanstieg. Zuweilen zog sich dieser steil an quer das
Thal durchsetzenden Felsbänken hinauf, über welche der Bach in malerischen
Wasserfällen hinabstürzte.
Nie habe ich eine wildere, grossartigere Scenerie gesehen, wie diese
Schlucht, und gerne hätte ich Stunden lang an Plätzen geweilt, die nur
eines flüchtigen Blickes gewürdigt wurden. Das kühle, klare Wasser ergoss
Dr. O. Fritsch, Drei J ahre in Süd-Afrika. 5