der durch die Räder abgeriebene Kalk überzieht die Nachbarschaft des
Weges mit einer weisslichen, unangenehmen Kruste.
Fig. 13. Baumförmige Ëuphorbiaceen bei Grahams-Town.
Einige Kraniche zeigten sich an den brakischen Teichen am Wege
und zahlreiche Tauben belebten die Euphorbiaceen, doch ausserdem war
kein Wild zu sehen, welches diesen Weg wohl zu belebt findet. Sonst ist
die Gegend nicht arm an demselben; in dem dichten Gestrüpp lagert der
B u s c h b o c k (Tragelaphus sylvaticus Gray), der B la u b o c k (Neotragus
coeruleus), verschiedene andere kleine Antilopen, Hasen und Wildschweine
(Phacochoerus aethiopicus Cuv.), Boschvark genannt, von
welchen zuweilen mächtige Exemplare in der Nähe des ersten Hotels am
Wege, A m s te rd am F ia t s , geschossen werden.
Ich übernachtete in B ru to n ’s H o te l und legte am anderen Tage
die übrige Strecke bis Grahams-Town zurück durch allmälig ansteigendes
Terrain, an dessen eintönigen Höhen sicli verschiedene Schichten als ausgezeichnete
geognostische Horizonte meilenweit unverändert hinziehen.
Kurz vor G ra h am s -T ow n erhebt sich der Weg etwas und bietet
hier einen recht hübschen Blick auf diese Rivalin von Cape-Town, welche
doch wohl schwerlich den Platz erobern wird, nach dem sie strebt.
Das Verhältniss der genannten Städte zu einander ist wieder ein
Beispiel für den gewöhnlichen Geschäftsbetrieb in Süd-Afrika, welches ich
vergleichen möchte mit einem Canalsystem, das verschiedene Behälter
speist. Der ganze Strom wendet sich aber stets einem Behälter zu, die
anderen liegen trocken, bis der Zufall oder eine höhere Hand dem Strome
eine andere Richtung giebt. Es sind nicht die hinreichenden Mittel vorhanden,
um alle Behälter zu füllen, und doch bemühen sich die Leute eifrig,
neue anzulegen. ZurZeit lag Capstadttrocken und Grahams-Town florirte, gehoben
durch die bedrängte Lage jener Stadt, ohne irgend welchen Vortlieil
zu bieten, ohne etwas voraus zu haben als etwas militairische Aristokratie.
Die Häuser sind mit wenigen Ausnahmen unansehnlich und sehr
zerstreut über den Grund, die Höhen der Umgegend kahl und eintönig.
Durch Reparaturen an meiner Cart aufgehalten, verweilte ich daselbst
zwei Tage, am 23. machte ich mich auf nach K in g -W illiam s -T ow n .
Hier verliert die Gegend mehr und mehr den Charakter der Küstenstriche,
die Hügel erheben sieh' zu anmuthigeren Formen, das Gestrüpp
verschwindet, und dieMimosen treten mehr und mehr in den Vordergrund.
Nicht allein dadurch weicht die Gegend von den südlichen Theilen der
Colonie ab, sondern auch durch den Mangel der verholzten Staudengewächse,
welche dort die charakteristische Bewachsung abgeben und den
Quarzsand stellenweise ausschliesslich bedecken.
Der Boden zwischen den Mimosen ist in British Kaffraria, wo ich
nun eingetreten war, mit üppigem Gras bewachsen und bietet eine reichliche
Nahrung für das Vieh. Zahlreiche Ziegenheerden belebten die Gegend,
und es gewährte einen hübschen Anblick, die munteren Thiere
zwischen den niedrigen, schirmartig ausgebreiteten Mimosenbäumchen zu
sehen, wie sie alle auf den Hinterfüssen darum her standen und, mit den
Vorderfüssen zwischen den Zweigen sich anklammernd, das feine Laub
von den Aesten naschten. Es war gerade die Zeit des Blühens und dichte
gelbe Blüthchen zierten die Bäume, als wenn ein goldener Regen auf die
Gegend .gefallen wäre. Züge von verschiedenen Species der Lamprotornis
flogen in den Gehölzen umher, als gefährliche Concurrenten die Käfer von
den Mimosen absuchend, und entfalteten dabei den prächtigen stahl- oder
azurblauen Glanz ihres dunklen Gefieders. Doch auch ein heimathlicher Vogel
erschien unter der Gesellschaft, in Gestalt von Störchen, welche bedächtig
zwischen den Büschen einherschritten, nach Heuschrecken ausspähend.
Dieses Thier, welches ich häufig in Kaffraria antraf, soll früher in
Süd-Afrika nicht bekannt gewesen sein und sich erst zur Zeit der deutschen
Einwanderung eingefunden haben, welche Behauptung wohl daher
rührt, dass die Störche nicht regelmässig, sondern nur in heuschreckenreichen
Jahren erscheinen und desshalb von Vielen nicht gekannt werden.
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