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138 v Gap. IX. Bloemfontein— Benachbarte Farmen.
es niederwarf. Die Jahreszeit schien nicht günstig zu sein, denn früher
wurden hier an einem Abend ein Dutzend und mehr geschossen, diesmal
aber war ich der einzig Glückliche von vier Personen, die danach ausgegangen
waren.
Das Portraitiren der Buschleute ging im Allgemeinen gut von Statten,
doch fand ich ePscliwierig oder unmöglich die älteren Männer zum Stillsitzen
zu bewegen. Der Grund davon ist der übermässige Genuss des
Fig. 27. Buscbletite im Oranje-Frij-Staat.
Dacha, eine Art wilder Hanf, welcher in seiner Wirkung dem Cannabis
indica ganz ähnlich ist. In Süd-Afrika wird das getrocknete Kraut der
Pflanze unter dem Tabak geraucht, und die Hottentotten sowie die Buschleute
sind diesem Genuss in dem Grade ergeben, dass sie dafür alles Andere
im Stich lassen. Der Farmer, welcher diese Leute als Arbeiter zu benutzen
gedenkt, baut deshalb Dacha, weil er weiss, dass er dieselben durch
Nichts sicherer auf seinem Platze erhalten kann, als wenn er ihnen die
Möglichkeit gewährt, ihrer Leidenschaft zu fröhnen.
Als die Zwecke, welche mich hauptsächlich zu dem Ausflug bestimmten,
grösstentheils" erreicht waren, kehrte ich nach Bloemfontein zurück.
Dort hatte ich erst einen Tag verweilt, als Dr. Kellner mich veranlasste,
Fahrt nach Winburg. Besuch bei Ch, . . . n. 139
ihn als Assistent nach W in b u rg zu begleiten, wohin er eines Unglücksfalles
halber gerufen wurde.
Wir fuhren die 66 Meilen bis Winburg in einem Tage-ohne besondere
Ereignisse und ohne jeden Aufenthalt, ausser dass wir am Abend ein
kleines Rencontre mit einer Hyäne hatten. Das Thier erschien plötzlich
vor den erschreckten Pferden, kreuzte den Weg und blieb in geringer Entfernung
stehen. Da wir fremde Pferde hatten, von denln ich nicht wusste,
wie sie vor dem Schuss standen, so sprang ich schnell von der Cart herunter
und lief auf die Hyäne zu, in der Hoffnung, sie würde mich näher
herankommen lassen; aber schnell empfahl sich der werthe Besuch und die
Posten, welche ihm in die Dunkelheit nachgesandt wurden, konnten ihn nicht
zum Bleiben bewegen. Um 10 Uhr kamen wir in Winburg an, zu spät
um zu helfen, denn eine Stunde nachher starb der Verunglückte.
Der öde, traurige Ort hatte für uns, nachdem unsere Gegenwart nicht
mehr nöthig war, zu wenig Anziehendes, um länger daselbst zu verweilen,
und wir kehrten daher schon am nächsten Tage zurück. Doch fuhren wir
diesmal nicht in einer Tour durch, sondern verbrachten eine angenehme,
wenn auch kalte Nacht unter freiem Himmel bei einem prächtigen Feuer.
Am nächsten Tage legten wir die übrige Strecke bis Bloemfontein zurück
und sahen uns unterwegs fleissig nach Wild um, aber mit geringem Erfolg:
Ein paar Namaqua Partrijse (Pterocles gutturalis Smith), wilde
Tauben, eine wilde Ente (Poecilonitta erythrorhyncha Eyton), ein Hammerkopf
(Scopus umbretta L. Gm.) und einige andere Vögel war meine ganze
Jagdbeute.
Ein einzelner Springbock trieb sich verzweiflungsvoll auf den Plätzen
umher, wo vielleicht früher seine lieben Anverwandten dem tödtlichen
Blei zum Opfer gefallen waren; sonst liess sich kein grösseres Wild blicken.
Spät am Abend trafen wir wieder in Bloemfontein ein, von wo ich
bald darauf einen Ausflug nach der benachbarten Farm eines Herrn
Namens C h ....n , unternahm. Ich ging dahin weniger in der Hoffnung
auf einige interessante Jagdparthien, als vielmehr um das Vergnügen der
Gesellschaft dieses Herrn‘sowie seines Bruders zu gemessen, welcher Offizier
in der englischen Marine ist, jetzt aber gerade der Jagd wegen bei
seinem Bruder zum Besuch war.
Der Besitzer des Platzes ist der Typus einer Klasse von Farmern,
welche, ausgezeichnet durch Bildung, unabhängig durch ein mehr oder
weniger grosses Vermögen, Afrika zu ihrem Wohnsitze erwählen aus Hass
der europäischen G-esellschaft und aus Liebe zu dem freien, ungebundenen
Leben in der Steppe.