ganz angenehmen wurde. Die Quelle, welche wir verlassen hatten, lag
eine starke Tagereise hinter uns, die nächste Ylei nach vorwärts in unbestimmter
Entfernung, und so stand der Wagen fest gebannt auf der kahlen,
dürren Steppe, fern 'von dem nothwendigsten Bedürfniss des Lebens.
Dieser Umstand war an sich wenig erfreulich, aber es blieb immer noch
der Wasservorrath in den zwei Fässern, die auf dem Wagen mitgeführt
wurden, und ich nahm daher alsbald eine Untersuchung derselben vor.
Da ergab sich zu meinem nicht geringen Schrecken, dass beide fast völlig
leer waren. In der trügerischen Voraussetzung, dass wir bald wieder zu
Wasser kommen würden, hatten die Leute trotz meiner bestimmten Befehle
das Füllen des grössten ^Fasses versäumt und der Inhalt des kleineren
war während des vergangenen heissen Tages verbraucht worden.
Dadurch wurde die Lage etwas bedenklich und nur energische Mass-
regeln konnten zum Ziele führen. Ungeachtet der Dunkelheit der Nacht
machten sich meine Leute, nachdem ich sie mit einer Laterne versehen
hatte, sofort auf den Weg, folgend der Spur der Ochsen. Als der schwache
Schein der Laterne in der Entfernung verschwunden war, kroch ich in
den Wagen, und ich muss gestehen, dass mein Gedankengang kein ganz
erfreulicher war. Da sass ich, ohne eine menschliche Seele um mich zu
haben, inmitten der öden, wasserlosen Steppe und musste meine Hoffnung,
wieder flott zu werden, auf die zweifelhafte Zuverlässigkeit dreier schwarzer
Gesellen setzen, welche erst kurze Zeit in meinem Dienste waren, und auch
wenn sie das Vieh fanden, leicht mit demselben nach ihrem Lande entweichen
konnten. Kamen sie nicht zurück, oder fanden sich die Ochsen
nicht wieder, so musste ich den Wagen im Stiche lassen und zuFusseden
Rückweg nach bewohnten G-egenden suchen.
Nach einiger Zeit flammte unfern ein neuer Brand auf und die düsteren
Flammen strichen prasselnd über die Ebene dahin, die letzte dürftige
Bekleidung der trostlosen Gegend zerstörend. Beim unsicheren Schein
des lodernden Grases sah ich meinen Treiber daher gesprengt kommen,
der das Feuer absichtlich angezündet hatte, um mit Hülfe desselben vielleicht
das Vieh zu entdecken. Er hatte auch glücklich das Pferd aufgefunden
und kehrte mit demselben zurück, ohne von den anderen Thieren
etwas gesehen zu haben.
Durch das Wiedererlangen des Pferdes war die Lage etwas verbessert,
aber immer noch schlecht genug, um ernstlichen Befürchtungen Raum
geben zu müssen.
Die Nacht, eine wahre Nacht der Trübsal für mich, verging, der Tag
brach an, doch weder von den Leuten noch von dem Vieh liess sich etwas
erblicken. Ich sandte nun den Treiber mit dem Pferde nach dem nächsten
Wasser, um dasselbe vor dem Verdursten zu bewahren und mir zugleich
über die Entfernung Gewissheit zu verschaffen. Er kehrte am
Nachmittag mit einem Blechgefäss, gefüllt mit dem edlen Nass, zurück,
und es war somit die unmittelbare Gefahr des Verschmachtens beseitigt.
Spät am Abend erschienen zu meiner grossen Freude auch die sehnlichst
zurückerwarteten Ausreisser, getrieben von den beiden Bechuanen, deren
wankendem Gange und abgespannten Gesichtern man es wohl ansehen
konnte, dass sie von keiner Vergnügungsfahrt kamen. Die wackeren
Leute waren fast die ganze Nacht auf der Spur der Ochsen fortgegangen,
welche sich, vom Wassermangel getrieben, zurückgewendet hatten und bis
zu der am vorigen Tage verlassenen Quelle gelaufen waren. Dort wurden
sie erst eingeholt und alsbald wieder zurückgebracht, so dass die Leute
einen starken Tagemarsch binnen 36 Stunden drei Mal zurückgelegt
hatten, ohne in den letzten 24-Stunden irgend welche Nahrung zu sich zu
nehmen.
Bei solchen Gelegenheiten kommt Alles darauf an, wie man sich mit
seinen Dienern steht, da es ganz von dem guten Willen derselben abhängt,
ob sie die Nachforschung ordentlich betreiben oder nicht, und man sieanf
keine Weise zu so ausserordentlichen Anstrengungen zwingen kann. Selbst
wenn ich es gekonnt hätte, würde ich ihnen einen solchen Marsch nicht
zugemuthet haben.
In Folge dessen war es nöthig, bis zum kommenden Morgen zu rasten,
au welchem ich in aller Frühe nach der nächsten Vlei aufbrach. War das
Wasser daselbst auch so schlammig, dass Café wie Milchchokolade aussah
und von dem suspendirten Thon einen stark adstringirenden Geschmack
hatte, so bot es doch die Möglichkeit, das Leben zu fristen, und
ich begrüsste es mit wirklicher Freude.
Der Rest des Tages führte uns durch kahle Steppe, in weicher am
Abend flache Kuppen auftauchten, von denen zwei besonders in die Augen
fallen und darum dem Orte den Namen M a ja n n e m a b e ri (Zweiberg,
auch G ro ss Chuai genannt) gegeben haben. Eine grosse Salzpfanne,
zur Zeit voll von Wasser, breitete sich in der jenseitigen Bodensenkung
aus, woselbst ich einen Rasttag abhielt. Der Ort ist nicht ohne Anmuth
durch die buschigen Höhenzüge, welche am Rande der Pfanne in felsige
Kuppen auslaufen, besetzt mit einzelnen Karreebäumen, deren frisches
Grüil die Landschaft angenehm belebt. Hätte der grelle afrikanische
Sonnenschein nicht die Scenerie angestrahlt, wären anstatt der Schaaren
von Flamingo’s Schwäne auf dem Wasser dahingezogen, man hätte die
Dr. Q. Fritsch, Drei Jahre in Süd-Afrika. 19