liegenden Fortschrittes'ihn bewogen hat, früher die europäische Lebensweise
anzunehmen, sondern lediglich die Sucht der Nachäfferei. Nachdem
die Dinge den Reiz der Neuheit.für ihn verloren haben, ist derselbe auch
in änderen Stücken wieder rückwärts gegangen und behält nur bei, was
sich auf Essen und Trinken sowie auf seine persönliche Erscheinung
bezieht.
In seinem Haiise zu Liteyana ging es ganz europäisch her, und die
Gäste wurden aufgefordert zum Mittagessen. oder zum Tliee zu erscheinen,
wobei der Thee in chinesischem Service gereicht wurde, und man zu
Tische sass in Zimmern, die mit Tapeten verziert waren. Jetzt ist 'Secheli,
das grosse Kind, dieses Spielzeuges überdrüssig geworden und schätzt
nur die Dinge, welche materiellen Genuss bieten. Täglich erscheinen bei
seinem Dinner Mixed-Pickles, Worcester Sauce, Curray und. ähnlicher
Zubehör der englischen Küche, auch isst dieser Häuptling Sardinen, und
andere zubereitete Fische, indem er sagt, er wüsste so gut als die Weis-
sen, was lecker sei, und will sich durch nationale Vornrtheile nicht um
seinen Genuss bringen lassen.
Die meisten schwarzen Stämme Stid-Afrika’s halben nämlich einen
unüberwindlichen Widerwillen gegen Fisch, ohne.dass sie dafür irgend
einen bestimmten Grund angeben könnten. Die Antwort, welche man
gewöhnlich bei einer einschlägigen Frage erhält, ist, dass, die Fische
Schlangen wären und sie sich daliei1 fürchteten, dieselben zu essen< Die:
Leute gehen darin so weit, dass sie sich sogar scheuen, Fische anzu-;
fassen, und häufig kommt es vor, dass schwarze Dienstboten lieber ihre
Herrschaft aufgeben, als sich zwingen lassen, diese Thiere zuzubereiten.
Als Gassisioe eines Tages beim Wagen eines Händlers etwas zu essen
beabsichtigte und sah, dass der Mann gerade Fische gegessen hatte,, erbat
er sich express, dass man, ihm ein Messer und Gabel reiche, mit dem
die „Tlapi“ nicht berührt worden seien.
Der Fisch ist das nationale Thiel* der Ba-Tlapi’s, wie das Krocodil
das der Bakuena’s,. der Duiker (Puti) das der Bamangwato’s, der Affe
das der Pakatla’s u.s.w,.;es giebt dies jedoch wohl kaum denwahrenGrund
für den herrschenden Widerwillen, da sich dieser über die verschiedensten
Stämme verbreitet zeigt, während gleichzeitig die nationalen Thiere
für die Eingeborenen nur Gegenstand des Aberglaubens sind und von
einem eigentlichen Cultuskaum die Rede sein kann. Wenn sie manche
Thiere grundsätzlich nicht tödten und ihnen eine besondere Bedeutung
beilegen, so geschieht es aus einem unklaren Aberglauben, der sieh auf
mannigfache Dinge ausdehnt, ohne dass ein besonderer Grund dafür angegeben
wird. So haben z. B. die Bewohner der Kalahari die Meinung,
dass es unglückbringend sei, einen alten Löwen, der dann gerade für
Menschen gefährlich wird, umzubringen, und lassen einen solchen in
ihrem Kraale' morden, ohne ernstlichen Widerstand zu leisten. Ferner
gilt der Vogel, welcher von den Boeren Hammerkop genannt wird (Sco-
pus umbrefta), für sacrosanctus, obgleich er ebenfalls nicht unter die
nationalen Thiere gerechnet werden kann, und Anderes mehr.
Ausser dem Fisch wird auch das Schwein von verschiedenen Stämmen
verabscheut, doch sind »die Bechuanen in dieser Beziehung nicht so
eonsequent und lassen sich leichter bewegen von diesem Thiere zu essen.
In Bezug auf Fisch ist Secheli der einzige unter ihnen, von dem ich
mich entsinnen kann, dass er solche Speise berührte; die meisten würden
sicher eher verhungern, als dass sie diese „Wasserschlangen“
Fig. 66. Orcotragus saltatrix F. (bei Logageng geschossen).
auch nur kosteten. Unter den Hottentotten finden sich derartige Abnei-;
gungen in keiner Weise Vor. -
Was in Liteyana die Hauptnahrung der Bakuena's ausgemacht
hatte, konnte man noch deutlich erkennen an den Knochen und Stücken
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