Beispiel für den charakteristischen Wechsel der kahlen Flächen mit
üppiger Vegetation, wie er wohl nur in Afrika vorkommt. Wir verbrachten
den ersten Theil der Nacht an dem interessanten Orte und
sattelten mit Tagesanbruch unsere Gäule, um die kurze Entfernung bis
Shoshong bald am Morgen zurückzulegen.
Capitel IXIX.
Aufenthalt in Shoshong.
Shoshong; der Häuptling Sekomi; Matebole-Fliichtlinge; die Sohne des Häuptlings
; Sekomi und Capt. Harris; Pockenepidemie 1863; Freundlichkeit der
Missionäre; eine englische Jagdgesellschaft; gefährliche Löwen.
Die Poort öffnete sich in grüne Fluren mit Bäumen und Gesträuch
bewachsen, eingefasst von schroffen Hügelketten, durch Querthäler unterbrochen,
welche letzteren mit Vorliebe zu Niederlassungen benutzt werden.
Gewöhnlieh findet sich am Ende des Thaies ein Dörfchen, und die
Hütten gruppiren sich um den Ausgang, als wenn sie das kleine, durchströmende
Flüsschen aus den Bergen heruntergewaschen und unten an-
geschwemmt hätte.
Dies gilt auch von dem Hauptorte Shoshong, der seinen Namen
selbst von dem Bach ableitet, an dessen Ufern die Hütten sieh drängen
und endlich beim Eintritt in das ebene Längsthal sich gemächlich zu
beiden Seiten ausbreiten. Das Letztere ist zwischen den etwas entferntstehenden
theilweise parallelen Hügelketten eben wie ein Tisch und in
ausgedehnten Strecken cultivirt, wenn es auch in diesem Jahre .aus
Furcht vor den Bakuena’s nicht so weit hinaus bebaut war als sonst.
Trotz der gegenteiligen Behauptung der Missionäre möchte ich die
Thalebene in der Fieberzeit für ungesund halten, da notwendiger Weise
ein Stagniren des Wassers darauf stattfinden muss, und ich habe selbst
Händler gesehen, welche dort sichtbar durch Malaria gelitten hatten.
Die Missionshäuser sind verständiger Weise im Thale oberhalb des Ortes *
angelegt, wo der regelmässige von der Höhe herabsteigende Luftstrom
die Atmosphäre rein und frisch erhält. Die Malaria würde nicht leicht dem
herrschenden Winde entgegen an den Bergen hinaufziehen, und die Lage
dieser Häuser kann daher gesund sein, ohne dass man dasselbe von der
ganzen Gegend sagen'dürfte.
Der Mittelpunkt des Ortes mit der Khotla befindet sich gerade am
Fusse der Hügelkette, woselbst wir den Häuptling Sekomi inmitten seiner
Räthe unter dem Schatten einer Mimose an der Erde sitzend fanden. Ich
Fig. 73. Der obere Theil von Shoshong, der Bamangwato-Stadt.
hielt mich hier, da ich den Charakter des Häuptlings vom Hörensagen
kannte, vollständig im Hintergründe und führte mich, um seinen Argwohn
nicht von vornherein zu erregen, nur als Begleiter des jungen
M’Cabe ein, wodurch ich zugleich Müsse gewann zu eigner, ungestörter
Beobachtung.
Sekomi ist ein Wilder in des Wortes verwegenster Bedeutung, und
'es dürfte schwer sein festzustellen, ob sein äusserer oder innerer Mensch
vorzuziehen ist. Er ist von verschlossenem, tückischem Charakter, und nur
die Furcht vor der bereits mächtig gegen ihn im Stamme agirenden
Opposition hält ihn zurück, s e i n e r despotischen Laune in unbeschränktester
Weise zu fröhnen. Früher soll sein Charakter bedeutend besser gewesen
sein, und Viele schreiben daher die auffallende Veränderung zum Schlechten
einem beginnenden Wahnsinn zu.
Sein Aeusseres unterscheidet sich in keiner Beziehung von dem
gemeinsten, schmierigsten seiner Unterthanen, und man kann sich kaum
eines gewissen Schauders erwehren, wenn der Häuptling sein lauerndes