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 wachsen  Karree^-  (Rhus  viminalis)  und wilde Oliven-Bäume  (Olea  verrucosa) 
  ;  stellenweise  erheben  sich  einige Mimosen  zwischen  dem  Gestrüppe  
 oder  ein  anderer  Baum  mit  schlankem  Stamm  und  buschiger  Blätterkrone  
 (Cnssonia  spicata). 
 Flg.  19.  Baumpärtliie  am  Bloemfontein er  Berge  (Cassoni a spicata). 
 In  der Eb.ene  selbst  zeigt  sich  kein Baum,  kein  Strauch,  ausser  an  
 den  Stellen,  wo  der  fleissige  Farmer  durch  Ueberrieseln  des  Bodens  
 günstigere Bedingungen  für  das Wachsthum  erzeugt hat.  Dort wachsen  
 dann  üppige  Trauerweiden  (Salix  gariepensis)  und  Obstbäume,,  schon  
 von  giosser  Ferne  die  Annäherung  an  eine  Farm  anzeigend.  Diese  
 Bäume gewähren  dem Pfleger  Schatten  und Nahrung,  so  lange  er  an  dem  
 Platze  weilt,  doch  sobald  er  ihn verlässt und weiter zieht,  sterben  auch  
 diese  Anpflanzungen  aus,  ein  deutliches  Zeichen,  dass  die klimatischen  
 Verhältnisse  des  Landes  ohne  besondere  Pflege  keinen  Baumwuchs  
 aufkommen  lassen. 
 Indessen  wird  das Auge  nur  selten  durch  den Anblick  freundlicher  
 Wohnhäuser  erfreut;  die Gegend  ist  sehr  spärlich  bevölkert,  und man  ist  
 beim  Reisen  im Freistaate ■ ganz  auf  sich  selbst  angewiesen.  Ich  hatte  
 mich  daher  auch  einigermassen  verproviantirf,  doch  der  nur  geringe  
 Raum,  welcher  für  meinen  Comfort  übrig geblieben war,  erlaubte keinen 
 Speisekarte  im  Felde.  Boom-Fiats.  Feuermachen  im  Regen. 
 giössen Luxus.  Die  Speisekarte  war  in  dieser Zeit  eine  sehr  einfache*  
 Zum  Frühstück  gab  es  Butterbrod,  hinuntergespült  mit  Brandy  und  
 Wasser,  wenn  nicht  ein  auf  der Höhe  der Civilisation  stehender Farmer  
 mich mit  einer Tasse Café  beglückte;  Mittags  dagegen wurden meist drei  
 Gänge gereicht:  1)  Fisch,  d.  h.  einige Sardinen  in Oel,  2) Braten,  nämlich  
 etwas kaltes Geflügel, von der Jagdbeute herrührend, oder wenn St. Hubertus  
 nicht günstig gewesen war, Biltong*) mit Butter und Brod,  3) zum  Nachtisch  
 einige  trockene  Biscuits,  wiederum  mit  Brandy  und  Wasser  befeuchtet. 
   War  die Kost  auch  nicht  sehr  üppig,  so mundete  sie  doch in  
 der  frischen Luft  vortrefflich,  und  man  lief nicht Gefahr  sich den Magen  
 zu überladen.  Als  ich Europa verliess,  war ich  ein  entschiedener Gegner  
 des Brandy  und  erachtete ihn  für besonders  gefährlich;  aber  seitdem  ich  
 gezwungen  wurde  Wasser  zu  trinken,  welches  soviel  Schlammtheile  
 enthielt,  dass  man  einen Frosch  im Becher nicht bemerkt hätte,  fand ich  
 diesen  Stoff,  dem Wasser  in massigen Quantitäten zugesetzt,  entschieden  
 vortheilhaft und jedenfalls  dem Wein vorzuziehen. 
 Gegen  11  Uhr Mittags  erreichte  ich B o om -P la a ts   am Kromme-  
 E lb o k   und  fand  den Fluss  so  angeschwollen,  dass  an  ein Passiren  desselben  
 nicht  zu  denken war,  wesshalb  ich  ausspannte  und mein Bivouak  
 etablirte  in  der Hoffnung,  der Fluss würde  am Nachmittag  fallen.  „Doch  
 es  strömet unendlicher Regen herab,  von den Bergen  stürzen  die  Quellen,  
 und  die Bäche, wie Ströme  sie  schwellen.“ — 
 Mit  sehr  zweifelhaften  Gefühlen  sah  ich,  wie  der  Fluss  am Nachmittag  
 durch  den  beständig  niederfliessenden  Regen  immer  höher  stieg  
 und  endlich  seine  Ufer  ganz  zu  tiberfluthen  drohte.  Die Situation  fing  
 an,  etwas  unbehaglich  zu  werden,  und  ich  befahl  daher meinem  Jacob,  
 der  jetzt  seine Künste  als Koch  zeigen  sollte,  Feuer  anzuzünden.  Unter  
 den  obwaltenden  Verhältnissen  wäre  dies  gewiss  nicht  mehr  wie  ein  
 frommer Wunsch  für  die meisten Europäer gewesen,  da der Himmel immer  
 noch  sein  erfrischendes Nass  ergoss  und Alles  damit durchtränkte.  Holz  
 war  natürlich  nicht  vorhanden,  und  es  musste  demgemäss mit nassem  
 kürzlich  vom Fluss  angeschwemmtem Röhricht  auf nassem Grunde Feuer  
 angemacht werden.  Der Afrikaner löste  dies  Problem:  Stückchen Papier  
 mit  Pulver  eingerieben  dienten  als  Zunder,  mit  Hülfe  dessen  einige  
 trockenere Stengel  zum Brennen  gebracht wurden;  sorgsam hegte  er  die  
 schwache Flamme  und  faehte  sie  durch  eingestreuten Talg  wieder  aufs  
 neue  an,  wenn  sie zu verlöschen  drohte,  bis  das Feuer hinlängliche Kraft 
 )  Biltong:  rohes,  an  der  Luft  getrocknetes  Fleisch.