4 6 Cap. Y. Reise durch die Colonie — Lange Kloof.
wohl kaum mehr Wasser als die Brand-Vier bei Worcester; die
Temperatur erreicht ebenfalls nicht 60°, sie ist sogar etwas niedriger,
wie dort.
Am Nachmittag, als wir das Wenige, was der Ort bietet, gehörig in
Augenschein genommen hatten, verliessen wir Caledon und fuhren weiter
nach L . . . e’s Farm, wo wir mit einbrechender Dunkelheit anlangten.
Dies war der erste Platz, an dem ich auf meiner Reise gezwungen war,
bei fremden Leuten zu übernachten, wie es hier in Süd-Afrika gebräuchlich
ist. Obgleich die Gastfreundschaft im allgemeinen eine sehr grosse
ist, so hat diese Art zu reisen doch ihre Unannehmlichkeiten und verlangt
Bekanntschaft mit den Sitten der Farmer und Geläufigkeit in der holländischen
Sprache, um mit Leichtigkeit seinen Weg zu finden. In allen
Städten ist die englische Sprache allgemeiner, als die holländische, sowie
man aber ins Land hinein kommt, tritt das cap’sche Holländisch, ein
sehr schlechter Dialekt dieser Sprache,'in den Vordergrund; wird das
Englische auch meist verstanden, so hört der Bauer doch lieber auf Holländisch
radebrechen als geläufig Englisch sprechen.
Der Farmer, welchem ein beliebiger Reisender zur Nacht auf den
Hals gelaufen kommt, fühlt sich als König auf seinem Besitzthum und ist
es auch in der That. Er sieht in den Fremden gewissermassen einen
Theil seines Hofstaates und will auf denselben stolz sein, wie er auf den
übrigen Theil seiner patriarchalischen Würde stolz ist; er verlangt daher,
abgesehen davon, dass der Fremde die schuldige Achtung und Ehrerbietung
vor ihm beweist, dass er sich als Hofmann in seinem Sinne zeigt,
das heisst angenehme Unterhaltung macht, Neuigkeiten erzählt, nach
seinem und seiner Kinder Befinden fragt, sein Vieh und seinen Besitzstand
lobt etc. Der Aufnahme geht regelmässig ein Examen voraus, und
erst, wenn der Fremde sich gehörig legitimirt hat, dann nimmt er ihn auf
und giebt ihm nun Alles, was ihm zu Gebote steht, indem er dabei mit
seiner Einrichtung und seinem Wohlstände prunkt. Wer sich der Thür
in vielleicht wenig versprechender Kleidung, zu Fusse, mit bescheidener
Bitte naht, der wird nicht übergrosse Gastfreundschaft finden.
Zu einer der ersten Regeln der Etiquette an diesen Höfen gehört, dass der
Fremde sich nicht nach eingebrochener Dunkelheit meldet. Keine Rücksicht
entschuldigt diesen Verstoss gegen die unabänderliche Ordnung des
Hauswesens, und wenn er nicht ganz abgewiesen wird, so kann er doch
sicher darauf rechnen, dass ihm nicht die geringste Unterstützung oder
Verpflegung zu Theil wird.
Die Ceremonien der Aufnahme, sowie die Fragen des Examens wiederholen
sich fast wörtlich bei jeder Farm, und ich will daher das Schema
dafür geben, wie man es meistens antreffen wird.
Der Fremde fährt vor dem Wohnhause vor.
Frage an einen der Schwarzen:
F. „Waar is de oü Baas?“*)
(Dieser erscheint.)
„Hoe gaat het, Oom?“
o. B. „„Dank5 Ü, red’lyk.“ “
F. „Kan ik hier nitspan?“
o. B. „'„Wie is Ü ?“ “
F. „Der und der?“
o. B. „„Waar is Ü van dan?““
F. „Von da und da.“
o. B. „„Van waar komt Ü van dag?““
F. „Da und da her.“
o. B. „„Is U getrouwd?“ “
F. „ Ja .“
Jong, span maar uit! Laat ons binnen gaan.“ “
Folgt Vorstellung der zahlreichen Familie, von der jedes Mitglied
durch einen Händedruck begrüsst wird.
Die Frage, ob der Fremde verlieirathet ist, wird selten vergessen
sobald derselbe über 20 Jahre alt zu sein scheint, wenn sie auch vielleicht
nie i gleich bei der Aufnahme vorgebracht wird. Wer in diesem Falle
noch keine Frau hat, gilt für einen Rondlooper und wird von vornherein
mit Misstrauen betrachtet.
*) F- »Wo ist der Herr?“
„Wie geht es, Oheim?“
°- B. „„Danke Ihnen, gut.““
F. „Kann ich hier ansspannen?“
°- B. „„Wer sind Sie?““
F. „Der und der.“
°- B. „„Was für ein Landsmann sind Sie?““
F. „Von da und da.“
°- B- „„Von wo kommen Sie hente?““
F. „Da und da her.“
°- B. „„Sind Sie verheirathet?““
F. „Ja.“
°- B. „„Knecht’ spann’ ans. Lassen Sie uns hereingehen ““
Anm. Der gewölmUche Farmer gebraucht statt V ln der Hegel das familiäre: Gij.