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 wohl  kaum  mehr  Wasser  als  die  Brand-Vier  bei  Worcester;  die  
 Temperatur  erreicht  ebenfalls  nicht  60°,  sie  ist  sogar  etwas  niedriger,  
 wie  dort. 
 Am Nachmittag,  als wir das Wenige,  was  der Ort  bietet,  gehörig in  
 Augenschein  genommen hatten,  verliessen  wir Caledon  und  fuhren weiter  
 nach  L . . .  e’s  Farm,  wo  wir  mit  einbrechender  Dunkelheit  anlangten.  
 Dies  war  der  erste  Platz,  an  dem  ich  auf meiner Reise gezwungen war,  
 bei  fremden  Leuten  zu  übernachten,  wie  es  hier  in  Süd-Afrika gebräuchlich  
 ist.  Obgleich  die Gastfreundschaft  im  allgemeinen  eine  sehr  grosse  
 ist,  so  hat  diese Art zu  reisen  doch  ihre Unannehmlichkeiten  und  verlangt  
 Bekanntschaft mit  den  Sitten  der Farmer  und Geläufigkeit  in  der holländischen  
 Sprache,  um  mit  Leichtigkeit  seinen Weg  zu  finden.  In  allen  
 Städten  ist  die englische  Sprache  allgemeiner,  als  die holländische,  sowie  
 man  aber  ins Land  hinein  kommt,  tritt  das  cap’sche Holländisch,  ein  
 sehr  schlechter  Dialekt  dieser  Sprache,'in  den  Vordergrund;  wird  das  
 Englische  auch meist verstanden,  so  hört  der Bauer  doch  lieber  auf Holländisch  
 radebrechen  als  geläufig Englisch  sprechen. 
 Der  Farmer,  welchem  ein  beliebiger  Reisender  zur  Nacht  auf  den  
 Hals  gelaufen  kommt,  fühlt  sich  als König  auf seinem Besitzthum und  ist  
 es  auch  in  der  That.  Er  sieht  in  den  Fremden  gewissermassen  einen  
 Theil  seines Hofstaates  und  will  auf  denselben  stolz  sein,  wie  er  auf den  
 übrigen Theil  seiner patriarchalischen Würde  stolz  ist;  er verlangt daher,  
 abgesehen  davon,  dass  der Fremde  die  schuldige Achtung und  Ehrerbietung  
 vor  ihm  beweist,  dass  er  sich  als Hofmann  in  seinem  Sinne  zeigt,  
 das  heisst  angenehme  Unterhaltung  macht,  Neuigkeiten  erzählt,  nach  
 seinem  und  seiner  Kinder  Befinden  fragt,  sein  Vieh  und  seinen  Besitzstand  
 lobt  etc.  Der Aufnahme geht regelmässig  ein Examen voraus,  und  
 erst, wenn  der Fremde  sich gehörig legitimirt hat,  dann nimmt  er  ihn  auf  
 und  giebt  ihm  nun  Alles,  was  ihm  zu  Gebote  steht,  indem  er  dabei mit  
 seiner Einrichtung  und  seinem Wohlstände  prunkt.  Wer  sich  der Thür  
 in  vielleicht wenig versprechender  Kleidung,  zu Fusse,  mit bescheidener  
 Bitte naht,  der wird nicht  übergrosse Gastfreundschaft finden. 
 Zu einer der ersten Regeln der Etiquette an diesen Höfen gehört, dass der  
 Fremde  sich nicht  nach  eingebrochener  Dunkelheit meldet.  Keine Rücksicht  
 entschuldigt  diesen Verstoss  gegen  die  unabänderliche Ordnung des  
 Hauswesens,  und  wenn  er  nicht ganz  abgewiesen wird,  so  kann  er doch  
 sicher  darauf  rechnen,  dass  ihm  nicht  die  geringste  Unterstützung  oder  
 Verpflegung  zu Theil wird. 
 Die Ceremonien der Aufnahme,  sowie die Fragen des Examens wiederholen  
 sich  fast  wörtlich  bei  jeder Farm,  und  ich  will  daher das Schema  
 dafür geben, wie man  es meistens  antreffen wird. 
 Der Fremde  fährt vor  dem Wohnhause  vor. 
 Frage  an  einen  der Schwarzen: 
 F.  „Waar  is  de oü Baas?“*) 
 (Dieser  erscheint.) 
 „Hoe gaat het, Oom?“  
 o.  B.  „„Dank5 Ü,  red’lyk.“ “ 
 F.  „Kan  ik hier  nitspan?“  
 o.  B.  „'„Wie is Ü ?“ “ 
 F.  „Der und  der?“ 
 o.  B.  „„Waar  is Ü  van  dan?““ 
 F.  „Von  da und  da.“ 
 o.  B.  „„Van  waar  komt Ü van  dag?““ 
 F.  „Da und  da her.“  
 o. B.  „„Is  U getrouwd?“ “ 
 F.  „ Ja .“ 
 Jong,  span maar  uit!  Laat ons  binnen  gaan.“ “ 
 Folgt  Vorstellung  der  zahlreichen  Familie,  von  der  jedes Mitglied  
 durch  einen  Händedruck  begrüsst wird. 
 Die Frage,  ob  der  Fremde  verlieirathet  ist,  wird  selten  vergessen  
 sobald  derselbe über  20 Jahre  alt zu  sein  scheint, wenn sie  auch  vielleicht  
 nie i  gleich  bei  der Aufnahme  vorgebracht wird.  Wer  in  diesem  Falle  
 noch keine Frau  hat,  gilt für  einen Rondlooper  und  wird  von  vornherein  
 mit Misstrauen  betrachtet. 
 *)  F-  »Wo  ist  der  Herr?“ 
 „Wie  geht  es,  Oheim?“ 
 °-  B.  „„Danke  Ihnen,  gut.““ 
 F.  „Kann  ich  hier  ansspannen?“ 
 °-  B.  „„Wer  sind  Sie?““ 
 F.  „Der  und  der.“ 
 °-  B.  „„Was  für  ein  Landsmann  sind  Sie?““ 
 F.  „Von  da  und  da.“ 
 °-  B-  „„Von  wo  kommen  Sie  hente?““ 
 F.  „Da  und  da  her.“ 
 °-  B.  „„Sind  Sie  verheirathet?““ 
 F.  „Ja.“ 
 °-  B.  „„Knecht’  spann’  ans.  Lassen  Sie  uns  hereingehen ““ 
 Anm.  Der  gewölmUche  Farmer  gebraucht  statt V  ln  der Hegel  das  familiäre:  Gij.