zum Theil dicht mit Früchten besetzt, Pfirsichen und Weinstöcke, Alles
in kleine Obstgärten eingetheilt und mit Hecken umgeben, um die zerstörende
Gewalt des South-Eastern zu brechen.
Vor dem Wolmhause, welches einen entzückenden Blick auf die
Stadt und den Hafen gewährte, wuchsen Camelien, die gerade in Blüthe
standen, während an den Seiten des Hauses mächtige Eichen kühlenden
Schatten warfen. Diese Bäume erschienen sehr alt, doch täuscht man
sich hier leicht im Alter, da an günstigen Plätzen gepflanzte Bäume sehr
schnell wachsen. So sah ich im botanischen Garten Eucalyptus-Bäume
aus Australien, welche man nach ihrem Umfange zu urtheilen sicherlich
auf etwa 100 Jahre geschätzt hätte, die doch nicht älter sind als
35 Jahre.
Die Abhänge des Tafelberges sind vor ändern Gegenden des Cap
ausgezeichnet sowohl durch den trefflichen, aus zerfallenem Granit gebildeten
Boden, als auch durch Wasserreichthum. Nicht an vielen Plätzen
dürften Baumanpflanzungen von dem günstigen Erfolge begleitet sein,
wie es ‘dort der Fall gewesen ist, obgleich man Optimisten genug antrifft,
welche glauben, dass die nöthige Sorgfalt binnen Kurzem ganz Stid-Afrika
in ein dichtbewaldetes Land verwandeln würde.
Wo Wasser reichlich vorhanden ist, pflegt es wohl zu wachsen,
auch wenn der Boden nicht der beste ist, doch das edle Nass, ohne welches
kein organisches Leben bestehen kann, ist leider in diesem Lande
häufig kärglich zugemessen. Der Farmer sieht mit ängstlichen Blicken
auf den geringen vorhandenen Vorrath, den er jährlich sich verkleinern
zu sehen glaubt, und viele befürchten ein gänzliches Veröden Süd-Afrika’s
in nicht sehr langer Zeit durch Austrocknen vom Innern her.
Nimmt man an, dass die grossen Flächen im Innern Afrika’s, wie
behauptet wird", ihrer Zeit mit Wasser bedeckt waren, so würde alles
dies Wasser doch nur für eine verhältnissmässig geringe Reihe von
Jahren ausgereicht haben, wenn die Verminderung desselben in einem'
so rapiden Verlaufe statt fände, dass die jährliche Abnahme eine deutlich
bemerkbare wäre. Dazu kommt ausserdem, dass die Biegsamkeit
der Natur sich den Bedürfnissen anpasst und bei eintretendem Wassermangel
auf mannigfache Weise der stai'ken Verdunstung entgegenwirkt,
indem sowohl der Boden selbst sich zu einer festen, undurchdringlichen
Kruste schliesst, als auch die Pflanzen und zum Theil auch die Thiere
bestimmte Ruhezeiten einhalten, wodurch sie sich gegen schädliche klimatische
Einflüsse schützen. So vermindert sich die Abdunstung und Austrocknung,
nachdem das Wasser angefangen hat, knapp zu werden, und
findet also später in geringerem Maasse statt als zu Anfang, wo noch
Ueberfluss vorhanden war. Es ist also wohl nicht anzunehmen, dass
eine so schnelle und ausgedehnte Austrocknung des Landes stattfindet,
ebensowenig, als ich glaube, dass die Wassermeiige früher so sehr bedeutend
war, da sonst Spuren von mächtigerem Baumwuchs*) vorhanden sein
müssten als Ueberreste aus der Zeit, wo reichliche Feuchtigkeit den
fruchtbaren Boden für üppigen Pflanzenwuchs fähig machte; wir sehen
im ganzen Süd-Afrika die Bäume nur spärlich vertreten und fast allgemein
in Species, welche grosse Trockenheit zu ertragen vermögen. In
der Nähe des Cap ist ausser den Anpflanzungen kein einziger ansehnlicher
Baum, das Brennholz wird grossentheils aus baumartigen Proteaceen
gewonnen; in der Colonie finden sich ausgedehnte Wälder nur im George-
und Knysnadistrikt (sprich Neisna), als George- und Knysna-Forest und
die Zitzikamma, welche zusammen einen Flächenraum von etwa 2000
engl. Qj Meilen nach der Angabe von Hall überziehen.
Die optimistischen ebenso wie die extrem pessimistischen Ansichten
über die Möglichkeit den Baumwuchs auszubreiten, finden stets ihre
Vertreter, wo eine grössere Gesellschaft am Cap zusammenkommt, und
diese Fragen werden sehr häufig discutirt, da sie für das Land begreiflicher
Weise von der höchsten Wichtigkeit sind.
Auch die Gesellschaft auf der erwähnten Farm war bald in eifrigem
Gespräch darüber; aber meine Person konnte sich als Neuling im Lande
nur schwach an der Debatte betheiligen und musste mehrfach Behauptungen
als erwiesen hinnehmen, die ich heute mit Entschiedenheit verneinen
würde.
Spät am Abend, als die Stadt zu unseren Füssen bereits im Lichterschmuck
glänzte, traten wir erst den Rückweg nach unseren Behausungen
an.
Am Dienstag machten wir zu Wagen einen Ausflug in die Umgebung
und zwar nach einer Gegend, welche als C a p e -F ia ts bezeichnet
wird. Der Charakter dieses Landstriches ist der einer moorigen Haide,
so dass Moorpflanzen und Haidepflanzen darin wachsen, je nachdem die
Stellen mehr oder weniger feucht sind; Binsen, Rietgräser, Haidekräuter
*) In einigen Gegenden finden sich allerdings Spuren von stärkerem Baumwuchs,
doch immer nur stellenweise, wie noch jetzt einige günstigere Orte solchen
zeigen; die grösseren Flächen trugen wohl auch früher nur eine mässige Bewachsung
von Mimosen etc.