den Weg, um die 31 Meilen*) bis Sommerset noch denselben Abend
zurückzulegen.
Es war 43/4 Uhr, als wir die Stadt verliessen, worauf in kurzem,
anhaltendem Trabe bis Eerst Rivier, die Hälfte des Weges gefahren
wurde, dort aber gönnten wir dem Pferde und uns eine Stunde Erholung.
Um 8V4 Uhr wurde wieder zum Aufbruch geblasen, der Rappe eingespannt
und hinaus' ging es in die klare, afrikanische Mondscheinnacht,
um die weiteren 15 Meilen zurückzulegen. - Gewiss eine romantische
Fahrt durch die schweigenden Gefilde, wo der Mond mit unsicherem
Schein auf den im Winde sich wiegenden Büschen spielte, am Horizont
schroffe, mächtige Bergformen, theihveise verhüllt von jenen eigenthüm-
lichen, einem zerfetzten, weissen Tuche gleichenden Wolken, welche als
Zeichen des kommenden Sturmes nur zu wohl bekannt sind; auf der
ändern Seite blickte die im Monde glänzende Fläche der nahen See
herüber, die unter dem Namen der falschen Bay hier weit in das Land
hineinreicht. _ .
D a b e i war die Nacht aber bitter kalt, und der bald wiedereinsetzende
Südost wehte uns gerade entgegen mit so durchdringender Scharfe, dass
mein Begleiter, obgleich im dicken Plaid eingehüllt, sich öfters mit kräftiger
Hand gegen seine deutsche Brust schlug, um wieder etwas Warme
in den erstarrten Gliedern hervorzurufen. Etwas erfroren, aber sonst
wohl und munter langten wir um HU/a Uhr in S om e rs e t an, klopften
endlich die Leute aus dem Schlafe und besorgten schliesslich doch das
Pferd selbst, da der herbeigekommene Stalljunge plötzlich wie vom Blitze
getroffen in epileptischen Krämpfen niederstürzte.
Am nächsten Morgen begäben wir uns schon frühzeitig zur Jagd
gerüstet zu einer befreundeten deutschen Familie im Orte und zogen
dann aus, um — Wachteln zu schiessen. Dies harmlose Vergnügen
war uns leider gestört, indem die kurz vorher noch sehr zahlreichen
Vögel, wie so häufig, plötzlich fast sämmtlich weiter gezogen waren, und
Elephanten, Büffel oder anderweitige Ungethüme wollten sich wunderbarer
Weise nicht zeigen. Wir mussten daher nehmen, was wir kriegen
konnten, und schliesslich war ein Plotus Valliantii das einzige Stück der
Beute von originellem aussereuropäischem Habitus.
Nach einem heitern Mittagsmahl in ausschliesslich deutscher Gesellschaft
gingen wir wieder hinaus und suchten am Flusse hinauf nach orni-
thologischem Material zum Ausstopfen. Hier fand ich zum ersten-Male
*) Die Meilenangaben sind immer in englischem Maass.
afrikanisches Gestrüpp in seiner höchsten Vollendung, indem die verschiedensten
Pflanzen, meist mit Stacheln und Dornen verziert, als ein dichtes
Gewirr die Ufer bedeckten und es an vielen Stellen durchaus unmöglich
machten, hindurch zu kommen; zuweilen war es so dicht, dass es vollständig
trug, während man beim nächsten Schritt wieder bis an die Brust
dazwischen einsank.
In einem solchen Terrain ist das Schiessen der Vögel bei weitem
nicht der schwierigste Theil der Arbeit, sondern das Auffinden der ge-
tödteten ist oft viel mühsamer, so dass man darauf rechnen kann, höchstens
die Hälfte wirklich in Besitz zu bekommen.
Aus diesen Gründen war unsere Beute wiederum keine sehr grosse,
sondern beschränkte sich auf einige bunte Finken, Webervögel etc.
Der Abend mahnte indessen zur Heimkehr nach dem Dorfe, wo wir
die Gesellschaft durch einige Herren, die aus der Stadt nachgekommen
waren, vergrössert fanden.
Am nächsten Morgen fuhren wir in drei Wagen nach dem benachbarten
Strande, um dort den Tag zu verleben; doch bald verliess ich,
begleitet von einem ebenso eifrigen Naturfreunde, wie ich, den Wagen, um
den Weg zu Fuss zu machen und dabei zu sammeln. Unser Eifer war
auch mit Erfolg gekrönt, denn die warm herniederscheinende Sonne hatte
mancherlei Gethier ins Freie gelockt, von Coleopteren besonders zahlreich
die Ateuchus-Arten.
Es ist ein für Afrika charakteristisches Thierbild, eine ganze Gesell-
Fig. 4. Ateuchus, Pillen rollend.