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 zum  kleinsten  Theil  dem  Laien  zu  empfehlen  sind.  Meistens  sind  es  
 gewisse  Excitantia  oder  Drastica,  die  den  wunderbaren  Heilmitteln  zu  
 Grunde  liegen,  letztere  zuweilen  in  entsetzlicher  Zusammenstellung  und  
 Dosis;  doch  dies  behagt  dem Bauer  gerade,  er  will  für  sein  Geld  etwas  
 sehen  und  fühlen.  Wenn  die Pille  ihn  so  recht  im Leibe  zwickt und  er  
 für  24  Stunden  sich  nicht  zu  lassen weiss,  dann  lobt  er  die Medicin  und  
 ist  mit  dem  Doctor  zufrieden,  die  gelinden  Mittel  finden  nicht  seinen  
 Beifall.  Wird  ihm  etwas  in  flüssiger Form  verschrieben,  so muss  es  eine  
 hübsch  grosse Flasche  voll  sein,  für  eine  kleine will  er Nichts  bezahlen.  
 Der Arzt, welcher  seinen Yortheil  versteht,  giebt  daher  ein Mittel, welches  
 bei  uns  als Tropfen  in  einer Unzenflasche  gegeben  werden  würde,  mit  
 24 Unzen Wasser  vermischt  und  lässt  es  gläserweise  trinken;  dann  berechnet  
 er  nach  dem Gewicht den  Preis,  und  der Boer bezahlt gern,  weil  
 er viel  für  sein  Geld bekommen  hat. 
 Was  die  werthen  Collegen  in  Süd-Afrika  anbelangt,  so  lässt  sich  
 darüber  im  allgemeinen wenig Rühmliches sagen;  die tüchtigsten Doctoren  
 sind  daselbst,  wie  in  der  ganzen Welt,  deutsche Aerzte, unter welchen  ich  
 mehrere von bedeutender wissenschaftlicher Bildung kennen  gelernt habe.  
 Sie  sind  auch  am meisten beliebt,  und  die  schwache Opposition,  welche  
 an  manchen Orten  durch  die  englische Parthei  dagegen  versucht wird,  
 leidet  gewöhnlich baldigst Schiffbruch. 
 Solche  Collegen  sind  aber  als  rarae  aves  zu  bezeichnen,,  die  
 gewöhnliche Sorte  der  im Inlande Practicirenden  besteht  aus  gewesenen  
 Apothekern,  Chirurgen,  Barbieren  und  allem  möglichen  Gelichter  von  
 grösserer  oder  geringerer, Gefährlichkeit für  das Publikum. 
 An  diese  schliessen  sich  die Missionare und  andere in  ihrem  Fache  
 vielleicht  recht  gebildete  Leute  an,  welche  mit  einem, oberflächlichen  
 Buche über Pathologie und Therapie in  der Hand,  gewöhnlich  „Graham’s  
 Domestic  Medicin“,  sich  alles  Ernstes  für  Aerzte  halten  und  mit  der  
 grössten  Kaltblütigkeit  die  gefährlichsten Mittel  verschreiben,  ohne  im  
 Stande zu  sein,  eine Diagnose  zu  stellen. 
 Doctor  und Apotheker  vereinigen  sich  in  der Regel in  einer Person,  
 jeder Arzt  bereitet und verkauft  die  von  ihm  selbst  verschriebenen  Mittel,  
 worin  sein Hauptverdienst  besteht;  für  eine  Consultation,  sowie  für  die  
 Besuche  wollen  die Leute nicht  gern  bezahlen,  und  die  Patienten werden  
 dem  zu Folge  mit Medicinen  überhäuft,  um  die Rechnungen  gewichtiger  
 zu machen. 
 Mir  ist  der Fall  vorgekommen,  dass  einer Frau,  welche  an  einem 
 unheilbaren Herzfehler  litt,  3  verschiedene Tropfen  verschrieben wurden,*  
 die  in  bestimmtem Verhältniss  gemischt  und  mit  einem Glase  aus  einer  
 vierten,  32  Unzen  haltenden  Flasche  genommen  werden  sollten;  die  
 Rechnung  dafür  würde  sich  etwa  so  stellen:  1  Flasche  von  32 %  a  S.  1  
 —  S.  32;  3  Flaschen  von  je  2  §,  a  S.  5  =  S.  15,  macht für Medicin  
 £   2  S.  7.  Folgt  die  Berechnung  der  Besuche  etc.,  wobei  der Doctor  
 ausserhalb  des  Ortes  im  allgemeinen  £   1  ansetzt für jede  Stünde,  die  er  
 von  seinem  Standquartier  entfernt ist.. 
 Diese  uns  enorm  scheinenden Preise  sind  nicht  ausser Yerhältniss  
 mit  denen,  welche  von  den  Handel-  und  Gewerbetreibenden  gefordert  
 werden.  Eine Familie  kann  in  der  Stadt,  wenn  sie  anständig  auftreten  
 will,  nicht  unter  £   1000  jährlich  auskommen,  für  welche  bedeutende  
 Summe  doch  nur  das Nothwendigste beschafft werden kann. 
 Wenige  Leute  sind  so  gestellt,  dass  sie,  wie  man  sagt,  ein Haus  
 machen  können;  dazu  kommen  die  vielen',  kleinen Feindseligkeiten  und  
 Partheiungen, welche  eine  aus  allen Theilen  der Welt zusammengeworfene  
 und  in  einen  kleinen Raum  zusammengedrängte Gesellschaft nothwendig  
 zerreissen müssen,  wodurch  das  gesellige Leben  in  diesen Landstädtchen  
 ein  sehr  dürftiges  wird.  Meist  leben  die  Familien  für  sieh,  verkehren  
 kaum  mit  einem  oder  dem  anderen Nachbar und  sprechen  gern  von  dem  
 Zeitpunkt,  wo  die Umstände  es  erlauben werden,  nach Europa zurückzukehren. 
   Manche  kaufen  sich  auch  an und wohnen  auf der Farm,  welche  
 wenigstens  die Möglichkeit  giebt  ungestört  und  unangefeindet  zu  leben,  
 während man  doch  in  der  Stadt wenig  oder Nichts  aufgiebt. 
 Ich  meinestheils  floh  gern  von Zeit zu Zeit den kleinstädtischen Ort,  
 um  wieder  einmal  die  freie Luft  der Steppe  zu  athmen.  So machte ich  
 mit  Herrn  O h ....n   im  Anfang  des  Juni  den  ersten  Jagdausflug  auf  
 grösseres Wild,  das  jetzt  wegen  des Winters bedeutend näher  an  Blöem-  
 fontein  herangerückt war.  Zu  dieser Parthie, welche natürlich  im  landesüblichen  
 Oehsenwagen  unternommen wurde,  hatte  ich mir,  gewarnt  durch  
 die  bei  der  Fahrt  nach  Boshof  gemachten  Erfahrungen,  eine  englische  
 Small Bore  Rifle  beigelegt,  deren  langes  cylindrisches Geschoss  bis  auf  
 1000  Schritt  mit  grösser  Sicherheit  traf.  Diese  zwar  einfach  und  
 schmucklos  gearbeitete,  aber zuverlässige Waffe wollte ich jetzt einweihen,  
 während  mein  Jagdgefährte  eine  allerdings  vortheilhaftere,  englische  
 Doppelbüchse  führte,  deren  Visire  bis  auf  400  Schritt  reichten,  mit  
 konischer,  schwerer Kugel.