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 übergesetzt  wurde,  während  die Pferde  durchschwammen,  und  für  diese  
 grosso Arbeit  einer Viertelstunde musste  1  L. an  den Besitzer  des Bootes  
 bezahlt werden. 
 Das Uebersetzen  hatte mich  so  aufgehalten,  dass  der Tag  sich schon  
 neigte,  als  ich  unter  immer noch  strömendem Kegen  meine  Fahrt wieder  
 begann.  Die Wege verwandelten  sich  allmälig mehr  und mehr in Ströme  
 und,  als  die frühe Nacht hereinbrach,  fand  ich mich noch  fern  vom  Ziele.  
 Der Kutscher  erklärte mit vieler Buke,  er wüsste nicht, mehr,  wo  er wäre  
 und wirklich,  abgesehen  von  der Cart  selbst,  die ich  rings um mich fühlte,  
 ging  es  mir nicht  viel  besser;  die  dichten  Wolken  machten  die  mondscheinlose  
 Nacht nicht heller. 
 Endlich  schimmerte  uns  als  ein Hoffnnngsstern ein freundliches Licht  
 von Q u e en s-T ow n  her  entgegen,  und schon  regte  sieh  in mir  die Freude  
 über  das  in Aussicht  stehende  warme  Abendessen  im  trockenen  Zimmer,  
 als plötzlich  eine  strömende,  breite Wasserfläche  das weitere Vordringen  
 verhinderte. Wir näherten uns dem bei der Stadt vorbeifliessenden Arm des  
 Key,  und  das  hierher  von  allen  Seiten  sich  sammelnde Wasser  hatte  den  
 Weg vollständig überflutet.  Der kühne Bosselenker Jacob verweigerte  das  
 Weiterfahren,  und  da  es  Wahnsinn  gewesen  wäre,  in  der  stockdunklen  
 Nacht  durch  das  Wasser  zu  fahren  und  den  angeschwollenen  Fluss  zu  
 passiren,  so  blieb  mir Nichts  übrig,  als  nass, wie  ich war,  im  Felde  zu  
 campiren  ohne Nahrung und Feuer. 
 Wohl  und munter  erwachte  ich  am Morgen,  der trübe und  regnerisch  
 wie  der  vergangene Tag  hereinbrach,  doch  schlechter war  es  den  armen  
 Pferden  bekommen,  wie  sich  in  dem  nun  bald  erreichten  Queens-Town  
 herausstellle. 
 Capitel  YIII. 
 Queens-Town  —  Bloemfontein. 
 Siloh;  klimatische  Einflüsse;  Regenzeiten;  Buschman’s  Hoek;  Burghersdorp;  die  
 Heuschrecken;  Geierhorst; Thierleben;  Colesberg;  Buschmänner von Colesberg;  
 erster  Anblick  der  Bechuanen;  afrikanische  Mondscheinnäehte;  der  Orange-  
 ßiver;  die  Grigna;  Ansicht  des  Orange-Freistaates;  Speisekarte  im  Felde;  
 Boom-Plaats;  Bethanien. 
 Ich  gab  den Thieren  einen  Tag Bast und  brach  am  1. Februar,  wo  
 die  Sonne  mich  wieder  einmal  mit  ihrem  seltenen  Besuch  erfreute,,  auf  
 nach  der Missionsstation  Siloh.  Der Weg, welcher durch grasbewachsene 
 Ebenen  führt,  die  nur  hin und  wieder mit  einzelnen  Mimosen  bewachsen  
 sind,  ist  doch,nicht  ohne  Interesse  durch  die wechselnden  Bergformen,  
 welche  den Horizont nach  allen  Seiten  begränzen;  besonders  bemerkens-  
 wertli  erschien mir  eine Ansicht  von  der Mitte  des Weges  in derBichtung  
 N. N. W.,  in welchem Bergprofil  die H a n g -L ip   bei Queens-Town besonders  
 in  die Augen  fällt.  Zeitig am Nachmittag  erreichte ich  die Missionsanstalt, 
   bestehend  aus  einer  Anzahl  niedriger,  bescheidener  Häuschen,  
 rings  um  eine  kleine  Kirche  gruppirt,  an  welchen  Häuser-Complex  sich  
 die runden Hütten  der Eingeborenen  in  ziemlicher Zahl  anschliessen. 
 Ich  ward  von  den  Herren  sehr  freundlich  aufgenommen,  und  mit  
 ihrer Hülfe gelang  es mir,  einige interessante Specimiua  des Menschengeschlechts  
 aufzufinden,  die  ich  der Nachwelt  als  lehrreiche und  ergötzliche  
 Conterfeis  zu überliefern gedenke.  Am Abend wohnte ich einem religiösen  
 Vortrag  bei,  gehalten  für  die  farbige  Bevölkerung  von  einem  Kaffern,  
 Mosuto  seines  Stammes;  die Declamation,  sowie  das Feuer  des Bedners,  
 der  sich  natürlich  seiner Muttersprache bediente,  liess nichts  zu wünschen  
 übrig,  und  es  erschienen  denn  auch  seine  schwarzen und  gelben Zuhörer  
 sehr  ergriffen. 
 Eigentlich müsste  ich  zur  Bezeichnung  der  Farbenreihe  noch  weiss  
 hinzufügen;  denn  es  finden  sich  unter  den  Farbigen  durch Vermischung  
 mit  Europäern  alle  Sckattirungen  bis  zu  einer Weisse,  welche, der  einer  
 spanischen  Donna  wenig  nackgiebt.  Die  hierher-  gehörigen  Mischlinge  
 unterscheiden  sich-  von  rein  europäischem  Blut  nur  durch  das  Haar,  
 welches  zwar  lang  aber  gekräuselt  ist  bei  matter,  etwas  bläulicher Färbung; 
   zuweilen  nimmt  die  Gesichtsfarbe,  wenn  sie  blass  ist,  einen  
 eigentümlichen  aschgrauen Ton  an. 
 Zufrieden mit meinem Erfolge verliess  ich am  3. Siloh und  fuhr nach  
 L e s s e y to n  bei  erneutem Begen,  der  aus  den  tief und trübe hereinhängenden  
 Wolken  in  feinen  Tropfen  herniederströmte.  Noch bis  auf den heutigen  
 Tag  kann  ich  nicht  begreifen,  warum  ich,  der  gar  kein  so  grösser  
 Verehrer  des Wassers  ist,  zu  solchem  perpetuellen Kaltwasserbade  veru 
 r te ilt wurde;  man  kann  in  einer Kaltwasserheilanstalt nicht  ärger trae-  
 tirt werden.  Ich  wusste  wohl,  dass  man  hier  gegen Mitte und Ende  des  
 Sommers  häufige,  heftige  Gewitterregen  hat,  aber  solche  andauernde  
 Landregen,  wie  sie mich  fort und  fort  beglückten,  wo  der graue,  gleick-  
 mässig  überzogene  Himmel  sein  erfrischendes  Nass  aus  unerschöpfter  
 Urne giesst,  sind  eigentlich  etwas Unerhörtes  für Süd-Afrika. 
 Besonders  unangenehm  wird  das  Wetter  durch  die  gleichzeitige  
 Schwüle,  welche  die Erschlaffung  der  organischen  Faser  zu  einem  sehr