deuten, in welcher die vulkanistischen Kräfte ihren Verlauf nahmen, als
sie die geschichteten Gesteine sprengten und stellenweise erhoben.
Der höchste Theil der Kuppen wird mitunter von einem so kleinen
Rest der Schichten gebildet, dass dieser als ein einziger Felsblock unersteiglich
Ein „Los-Kopje“,
vom Gipfel des Berges aufragt.
Einen solchen bemerkte ich in
den Wittebergen, wo die äusserste Fels-
parthie ihren Querdurchmesser um mehr
als die Hälfte in der Höhe übertrifft bei
senkrechtem Seitenabfall, eine riesenhafte
Landmarke weit hinein in der
Ebene sichtbar.
Erfolgte .der Stoss, welcher die Lagerungsveränderung veranlasste,
nicht in vollkommen senkrechter Richtung, so blieb die erhobeneSchichten-
masse nicht in horizontaler Stellung, sondern die eine Seite hob sich
mehr wie die andere, ein abfallendes Plateau bildend, welches bei stärkerer
Neigung durch das endliche Einschiessen unter Tag in die gewöhnliche
Form übergeht, wo die Köpfe der Schichten die Gipfel der Berge bilden.
Gab die Masse nur an einer Seite nach, so krümmten sich die
Schichten unter dem Andrängen der unterirdischen Gewalten, während
die Stelle, wo der Zusammenhang aufgehört hatte, als mächtige, senkrechte
Wand über dem übrigen Theil aufstieg. Selten findet sich diese
Form rein, indem meistens der Widerstand nur ungleich gewesen zu sein
scheint und daher auf der Seite,
wo die Schichten am längsten zusammen
gehalten hatten, nur ein
niedriger Absatz dieErhebungbe-
zeichnet. Die furchtbare Schroffheit
dieser Wände, welche sich
ebenso plötzlich als steil aus dem
sanft ansteigenden Boden zu einer
Höhe von mehreren Hundert
Fig. 30. Schräg abfallender Tafelberg.
Fuss erheben, macht einen um so gewaltigeren Eindruck durch den Con-
trast mit der unmittelbar daneben sich ausdehnenden Ebene.
War das Andrängen von unten ein sehr schwaches und dabei gleich-
mässiges, so lüfteten sich die Schichten nur und erhoben sich zu einem
flachen gerundeten Hügel, indem die Gesteinmassen nach den Absonderungs
Flächen sich in grossen Brocken von einander trennten und auf
diese Weise gassenartige Zwischenräume bildeten. Eine charakteristische
Bildung dieser Art traf ich in der Nähe von B e th leh em am Wege an
bei einer Farm, wo diese von der Natur gebildeten Felsengänge sinn-
Fig. 31. Viehkraale zwischen auseinandergewichenen Felsen.
reicher Weise zu Kraalen für das Vieh benutzt wurden, indem hier und
da eine kleine Mauer den Abschluss vollständig machte.
Zuweilen sind auf die Hebungen wieder theilweise Senkungen gefolgt,
welche Vertiefungen erzeugten, die vielfach irrthümlicher Weise für vulkanische
Krater gehalten werden, wenn sie auf den Gipfeln der Tafelberge
Vorkommen. Treten in der Nähe solcher Formationen warme Quellen
auf, wie am Windvogelberg, so glauben die Leute um so fester, dass sie
in einer durchaus vulkanischen Gegend wohnen und das unterirdische
Feuer ihnen eines schönen Tages wieder über den Hals kommen könne.
An letzterem Orte dürfte eine solche Annahme vielleicht gerechtfertigt
sein, denn wenn auch der Berg selbst deutlich geschichtet ist, so finden
sich doch in der Nachbarschaft vulkanistische Bildungen ; auch sollen
Bimsteine (?) daselbst Vorkommen.
Viele Leute, die gedankenlos durch die Urgebirge Europas, welche
einst in feuerflüssigem Zustande aufstiegen, gewandert sind, machen sich
hier auf einmal Gedanken über vulkanistische Einflüsse, angeregt durch
die sonderbaren, charakteristischen Gestaltungen der afrikanischen Berge,
welche unwillkürlich zu Betrachtungen über ihre Entstehung anleiten.
Und doch ist das, was sie hauptsächlich zu ihrer Annahme bestimmt, die
Schroffheit und Wildheit der Formationen, wahrscheinlich mehr wie
in den meisten anderen Ländern durch den entgegengesetzten Einfluss,
das Wasser, zu Stande gekommen.
Die festen Sandsteine, welche die Gipfel bilden, sind nicht sehr der
Zerstörung durch das Wasser ausgesetzt, aber viele zeigen trotzdem deutlich
die Spuren, dass dies mächtige Element an ihnen genagt hat. Man
Dr. 0. Fritsch, Drei Jahre in Süd-Afrika, 1A 9*J