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 unschädlich betrachtet werden konnte. 
 Ich  bin  im Besitz  der Decke  eines Löwen,  welchen  derselbe Herr  
 etwas  früher  auf  dem Ansitz  bei  einem  von  dem  Raubthier  die  Nacht  
 zuvor getödteten Ochsen  erlegt  hatte.  In  diesem Falle  feuerte Chapman  
 mit  einem  weissen  Begleiter  gleichzeitig  auf  ein  gegebenes Zeichen,  und  
 obgleich  nur  eine Kugel  hinter  der Schulter  einsehlug,  stürzte  der Löwe  
 doch  nach  wenigen  Sätzen  todt  nieder,  so  dass  also  die  obenerwähnte  
 Zähigkeit nicht  als Regel  hingestellt  werden  kann.  Der Grund  dafür  lag  
 wohl in  dem  grossen Alter  des Thieres,  welcher Umstand  auch  die Verwegenheit  
 theilweise  erklärt,  da  alte Löwen  durch  den  schlechten Zustand  
 ihrer Zähne  und  ihre  geringe Flüchtigkeit  verhindert  werden,  Wild  zu  
 erlegen,  und  daher,  durch  die. Noth  gezwungen,  sich  an Menschen und  
 zahmem  Vieh  vergreifen.  Sind  sie  in  diesem  Handwerk  für  einige Zeit  
 erfolgreich,  so wächst ihnen  der Muth  allmälig  und  ihre Kühnheit  kennt  
 endlich  keine Gräuzen mehr. 
 Der  erwähnte  Löwe  hatte  übrigens  einen  Streifschuss  am  Kopfe,  
 welcher  erkennen  liess,  dass  er  der Held  war,  welcher  das  Stellgewehr  
 bearbeitet hatte,  während  ein  nach Beendigung  des Kampfes  aufgefundener  
 Schweif und  einige Knochen  erkennen  Hessen,  dass  das  andere Gewehr  
 seine  Schuldigkeit  gethan  und  den  Räuber  den  Aasvögeln  und  
 Schakals  überUefert hatte. 
 Durch  den Beistand Chapman’s  war  die Jagdgesellschaft von Natal  
 glücklich  nach der Bamangwatostadt befördert  worden,  wohin  ihnen  ein  
 biederer  Buschmann  die  von  den  Löwen  versprengten  7  Ochsen  nachbrachte, 
   gerade  als  sie  die  übrigen  6  durch Nachlässigkeit  ebenfalls  verloren  
 hatten.  Die  Letzteren  wurden  ihnen  durch  Sekomi’s  Unterthanen  
 wieder  zugeführt,  und  sie  erhielten  so  alle  zusammen  zurück,  doch  das  
 Finderlohn, welches  der Häuptling nach  seinem hohen Belieben  festsetzte,  
 war  kein  geringes. 
 Um  bald hier  mit  dieser Gesellschaft  abzuschliessen,  will  ich  noch  
 erwähnen,  dass  kurze Zeit  darauf,  während wir  zusammen  südlich  zogen,  
 zwischen Boatlanama  und Khopong  ihnen  der Wagen,  dessen Holz nicht  
 trocken genug gewesen war,  zusammenbrach, und  sie  aus  der wasserlosen  
 Wüste  daselbst  wiederum  nur  durch  die Reisegefährten  befreit  wurden.  
 Sie blieben wegen  dieses Ereignisses  zurück,  ich verlor  sie  aus  den Augen  
 und kann  nicht  angehen, wie viel neue Unglücksfälle  sie  noch  zu bestehen  
 hatten,  bis  zu  ihrer  endlichen Ankunft  in Natal,  wenn  sie  überhaupt je mals  
 so  weit kamen. 
 Einige  Tage  nach  Chapman’s  Eintreffen  in  Shoshong  machte  ich  
 mich,  veranlasst durch  die Nachricht,  dass  am Krocodijl-Rivier die Löwen  
 in  das Vieh  dieses Herrn  eingebrochen wären,  zu Pferde mit ihm  auf,  um  
 womöglich  selbst  einmal  einem  so  interessanten  Kampfe  beizuwohnen;  
 leider  erwies  sich  aber  die Nachricht als blinder Lärm, und wir mussten  
 uns  mit  dem  Genuss  begnügen,  welchen  uns  der  lustige  Ritt  durch  die  
 prächtige Gegend gewährt hatte. 
 Capitel  XXX. 
 Die  Umkehr. 
 Mein fernster Punkt;  Gründe der Umkehr; Moselekatse und die Missionäre; Lebensweise  
 der  Matebele;  Schlacht  zwischen  den  Matebele  und  Bamangwafo;  Aufbruch  
 von  Shoshong;  die  Frühlingsmonate  im  Innern;  Rückkehr  nach  Kuru-  
 man;  Kalksteinhöhle  bei  Kuruman;  die  Heimfahrt. 
 Auf  diesem  Ausfluge  erreichte  ich  den  nördlichsten  Punkt  meiner  
 Reise unter  nahezu 22*^»  südlicher Breite,  über den  hinaus  zu gehen  ich  
 im Augenblick  keine  besondere  Sehnsucht  empfand.  Ich  lernte einsehen,  
 dass  das  weitere Vordringen  im Lande  für meine  speciellen  Studien  nur  
 verhältnissmässig  geringe Ausbeute  liefern  könnte,  da  die Eingeborenen  
 stets  schwieriger wurden in Bezug  auf Photographie,  und  auch meine Apparate  
 nach  einer  so  langen  Reise  nur  noch  mit Mühe  in  brauchbarem  
 Stande  zu  erhalten  waren.  Was  davon  zerbrechlich  war,  wie Flaschen,  
 Gläser u.  s.  w.,  ging  trotz  aller Vorsicht  langsam  aber  sicher  seiner  endlichen, 
   gänzlichen Vernichtung  entgegen, nachdem  es bereits  längere Zeit  
 durch  allmälige  Zerstückelung  allerhand  wunderbare  Phantasieformen  
 angenommen hatte. 
 Auf die Jagd, welche einige Aussicht bot, Büffel, Rhinozeros und vielleicht  
 Elephanten  anzutreffen, konnte ich, nachdem unterdessen die Krankheit  
 die  besten  der  in  der Gegend  vorhandenen Pferde  vernichtet  hatte,  
 auch  keine  grosse Hoffnung  setzen,  und  es  blieb  daher  wenig  übrig,  als  
 die unfruchtbare Thatsache  in Moselekatse’s Gesellschaft gewesen  zu  sein. 
 Dazu  kam,  dass  mit  dem Beginn  des  Sommers  auch  die Lungenkrankheit  
 unter  dem  Rindvieh  in  schreckenerregender  Weise  zunahm  
 und  mein  nicht  inoculirtes  Gespann  zu  vernichten  drohte,  während  ich  
 noch  so manche Meile  damit zurücklegen  sollte.