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 Arbeit ihren Unterhalt  erwerbend,  haben  sie  sich  allmälig mehr und mehr  
 von  dem  erlittenen  Ungemach  erholt,  so  dass  sie jezt  sogar  an  die Eück-  
 kehr  nach dem  Innern  denken  sollen. 
 Von  Figur  sind  sie  meist  gross und  schlank,  die Muskulatur  deutet  
 Zähigkeit und Ausdauer  an.  Ihre Gesichtsbildung  zeigt  schon  die Spuren  
 stärkerer  Vermischung  durch  Annäherung  an  den  europäischen  Typus;  
 von  den Kaffern  des  östlichen Theiles  der Colonie  und British Kaffraria’  
 welche. Stämme wegen  der Einfachheit  ihrer Toilette gewöhnlich als Kahl-  
 Kaffern*)  zusammengefasst werden,  unterscheiden  sie  sich durch die meist  
 stärker  entwickelte,  häufig  vollständig  zugespitzte  Nase  und  die  breite  
 Stiin;  doch  ist  das Gesicht  dabei  in  der Begel  sehr prognathisch und  der  
 Ausdruck  desselben  daher  ein  gewöhnlicher. 
 Die Hautfarbe  ist  dunkelbraun  mit  einem  Stich  ins Eöthliche,  unabhängig  
 von  der  rothen Farbe,  mit  der  sie  sich bemalen  und  entstellen.  
 Dieser Unsitte  macht  sich  besonders  das  schöne  (!) Geschlecht  schuldig  
 und  entwickelt  dabei  einen  ganz  entsetzlichen  Geschmack,  als  wenn  das  
 Gesicht  in  seinem  natürlichen  Zustande  nicht schon  thieriseh  genug  aussähe. 
   So  sah ich  an  Frauen  den  ganzen mittleren Theil  des Gesichtes bis  
 zu  den  Augenbrauen  bemalt,  welche  Bemalung  seitlich  in  spitze Winkel  
 auslief und  dem  Gesicht  einen  auffallend  affenartigen Ausdruck verlieh. 
 Die Fingoefrauen  sind  zuweilen von bedeutender Grösse, und ich habe  
 Exemplare  derselben  in  der Strasse  sitzen  sehen,  die Pfeife im Munde,  das  
 bunte Caskett  auf  dem  wolligen Haar,  welche  einen  ganz  imponirenden  
 Eindruck  machten,  was die kräftige Figur  anbelangt,  nicht  die  Schönheit,  
 welche jedenfalls  nicht den Anspruch machen  konnte klassisch  zu  sein. 
 Wie  oben  erwähnt,  hatte  ich  schon während meiner Eeise  durch  die  
 Colonie Gelegenheit,  mannigfache  Beobachtungen  über  die  herrschenden  
 Viehkrankheiten  am Cap  zu machen.  Ich stellte dieselben in Port Elisabeth  
 zusammen  und  will  sie in  ihren Grundzügen  bald hier einfügen, wenn auch  
 ein  grösser Theil  der Erfahrungen  erst  später gesammelt ist. 
 Die Vieh-Krankheiten  sind  leider in Süd-Afrika  ebenso  zahlreich,  als  
 sie  verderblich  sind,  und  erstrecken  sich  auf alle Hausthiere.  Wenn  auch  '  
 in  den Eeiseberichten  derselben hier  und  da kurze Erwähnung gethan  ist,  
 so  geschieht  dies  doch  so  beiläufig,  dass man  der Sache keinen besondern  
 Werth  beizulegen  geneigt ist,  und doch bilden sie einen so wichtigen Factor, 
 )  Hi  quidem  nuilo  utuntur  vestimento,  nisi  pyxide  quadam  parva,  qua  glan-  
 dem  penis  tegere  solent. 
 dass  man  beim  Entwerfen  des  Keiseplanes  diese  Verhältnisse  niemals  
 ausser Acht lassen  darf.  Ich hatte,  frisch  von  Europa kommend,  es nicht  
 für  nöthig  gehalten  sie  mit  in Bechnung  zu  ziehen,  und  in Folge  dieser  
 Vernachlässigung war  ich mehrmals  nahe  daran,  die  sorgfältig überlegten  
 Pläne  scheitern  zu  sehen. 
 Die Affection, welche meine Pferde befiel,  die „ g l a n d e r s “  oder  „ th e   
 new  d i s e a s e “ ,.bricht  von Zeit  zu Zeit, meist  in  der Nähe  der Capstadt,  
 aus und verbreitet  sich,  da  sie  sehr  ansteckend  ist,  leicht weiter Uber  die  
 Colonie.  Die  Symptome  des  ersten  Stadium  sind  denen  des  Eotzes  oder  
 der Glanders  in Europa  ganz  ähnlich;  es  läuft  das  linke Nasenloch mit  
 grünlichem jauchigem Eiter und  die Drüsen  an  der  innern Seite  des linken  
 Unterkiefers sind dem Gefühl als harte Knoten bemerkbar.  In diesem Stadium  
 bleibt  die Krankheit  aber  für  längere Zeit,  zuweilen  für Monate,  indem  das  
 Pferd nicht an Körperfülle verliert und wie ein gesundes zu arbeiten im Stande  
 ist. Zeitweise stockt der Ausfluss und stellt sich nach unbestimmten Zwischenräumen  
 wieder  her,  oder  es  laufen  zuweilen  beide Nüstern.  So hatte  bei  
 meinem Pferde,  als  ich  es  kaufte,  der Ausfluss  schon  gegen  einen Monat  
 bestanden, wie  ich  später  erfuhr,  und  doch war es leistungsfähig und wohlgenährt  
 wie das gesündeste Pferd.  Endlich hört der Ausfluss gänzlich auf, und  
 die Krankheit  tritt  in  das  letzte  Stadium,  wo  das Thier  schnell unter  den  
 Symptomen  der  Erschöpfung  zu Grunde  geht.  Die  innere Untersuchung  
 ergiebt,  dass  die Lymphdrüsen im Zustande  der jauchigen Vereiterung sind. 
 Eine  andere Krankheit  ist bekannt unter der allgemeinen Bezeichnung  
 „H o r s e -S ic k n e s s “,  welche  zwei verschiedene Formen umfasst;  bei  der  
 einen  sind  die Organe  der Brusthöhle  am meisten  affieirt,  bei  der  anderen  
 schwillt  der Kopf  besonders  über  den  Augen  stark  an,  Dikkopziekte  der  
 Boeren.*) 
 Die Horse-Sickness  herrscht  in  den Monaten Februar,  März,  April,  
 bis  der  erste Frost fallt, worauf sie plötzlich verschwindet. Der Charakter  
 dieser Affection  ist  der  einer miasmatischen Krankheit,  die, wie  es  scheint,  
 durch  den Genuss  von  feuchtem, mit  fauligen  organischen  Substanzen  bedecktem  
 Grase befördert wird.  Es  ist wenigstens  allgemein behauptet,  dass  
 das Weiden  der Pferde  am  frühen Morgen  und nach  Sonnenuntergang, wo  
 der Thäu  fällt  und  mannigfaches  thierisches Leben  sich  auf den Halmen  
 ausbreitet, besonders schädlich ist.  Pferde,  welche im Stall gefüttert werden  
 öder  nur unter Tag  auf dem Grase weiden,  sind  viel weniger  gefährdet. 
 *)  Eino  dritte  Form,  bei  welcher  die  Leber  hauptsächlich  ergriffen  sein  soll,  
 scheint  mir  nicht  gehörig  unterschieden.