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 Jagdausflug  in  die  Steppe  —  Boshof. 
 Fata  morgana;  Aasgeier;  Schwierigkeiten  der  Orientirung;  Distanzen  abschätzen;  
 die  Termiten;  zweite Fahrt nach Boshof;  Familienleben der Boeren;  Döppers;  
 Ausgrabungen. 
 Im Ochsenwagen, unserem  beweglichen Hause,  zogen wir hinaus  in  
 das Feld  und  lagerten  uns  in  der Nähe  kleiner Wasserbecken,  Pfannen  
 genannt,  um  welche  sich  das  Wild  zusammenzieht.  Die  Thiere  waren  
 nicht  so  zahlreich  als  gewöhnlich  und  erwiesen  sich  ziemlich  scheu,  so  
 dass  mein  weittragendes  Gewehr  ztir  vollen  Geltung  kam.  Ich  schoss  
 mein  erstes Wilde Beest  aus  einem Trupp  auf 700  Schritt,  und  selbst  auf  
 diese Entfernung  hatte  die Kugel  das  ganze Becken  oberhalb  des Hüftgelenkes  
 zerschmettert und war  erst  auf der anderen  Seite unter  der Haut  
 ermattet;  ein  einzelnes Gnu  erlegte  ich  auf 400  Schritt,  einen  Springbock  
 auf 300  Schritt. 
 Diese  Art  zu  jagen  ist  aber  weder  die  gewöhnlichste  noch  die  
 practisehste,  Schüsse auf die  oben  angegebenen Entfernungen werden nur  
 ausnahmsweise  gemacht,  da  man  in  der Regel  dem Wilde mit Hülfe  der  
 Pferde  aufjagt.  Auch wir  hatten unsere Gäule mitgenommen,  Ch —  n  4,  
 ich  2,  die  meinigen  waren  aber  bei  dem  eintretenden  Mangel  an Gras  
 und wegen  der überstandenen Reise nicht  in  dem Zustande,  um  als Renner  
 Grosses  zu  leisten,  während  die  anderen  frische Pferde  waren,  die nun  
 in Ermangelung  anderer Nahrung mit Kafferkorn  gefüttert wurden. 
 So  lange  man  die Thiere  nicht  nöthig hat,  laufen  sie gekniehaltert  
 im  Felde,  d.  h.  es  wird  der Riemen  am Halfter  um  ein Vorderbein  geschlungen, 
   wodurch  man  schnelles Laufen verhindert;  die  afrikanischen  
 Pferde  sind  so  daran gewöhnt,  dass  sie  sich  durch  dieses Hinderniss  gar  
 nicht belästigt fühlen.  In  der Nacht werden  sie  gespannt, .indem man  die  
 vorderen Fesseln  durch  einen Riemen  eng  zusammenbindet;  sie  können  
 dann  die  Vorderfüsse  nur  gleichzeitig  bewegen  und  daher  nur  sehr  
 mühsam  laufen.  Gewöhnlich  halten  sich  die Pferde  ruhig beim Wagen,  
 in  so  fern  sie  nur Wasser und Futter in  der Nähe haben  und  kein  Platz  
 in  der Umgegend  ist,  den  sie genau kennen;  ausnahmsweise  laufen  aber  
 selbst  gespannte Pferde  in  der Nacht meilenweit  zurück nach der Farm,  
 von  der  sie  gekommen  sind. 
 Am  Morgen,  wo  der  kalte  Wind  den  Schläfer  frühzeitig  munter  
 macht,  erhebt man  sich,  lugt heraus  aus  dem Wagen und  die  erste Frage  
 ist:  Wo  sind  die Pferde?  Die Farbigen mit den  scharfen,  an  die Steppe  
 gewöhnten Augen  haben  die Thiere  schnell  selbst  in  grösserer Entfernung  
 entdeckt und werden  nun  ausgeschickt,  sie  zusammenzutreiben. 
 Unterdessen  brodelt  ein  Kesselchen  mit Café  an  dem  spärlichen  
 Feuer von Reisern  oder häufiger von  trockenem Kuhdünger,  und  der  zwar  
 etwas  trübe,  aber  kräftige  Trank  verscheucht  das  leichte  Frösteln  des  
 Morgens.  Die Toilette  nimmt  im -Felde  nicht  viel Zeit  in Anspruch,  die  
 Ausrüstung  ebensowenig;  der Schiessgürtel,  an  dem  die  schmale Kugeltasche  
 und  das  Pulverhorn  hängt,  wird  umgeschnallt,  das  unterdessen  
 herbeigekommene Pferd  gesattelt,  und  damit ist Alles  zum Aufbruch vorbereitet. 
   Nachdem  der  Jäger  ein  Stück  Brodkuchen,  wie  er  von  den  
 Schwarzen  auf  dem Rost gebacken wird,  als Morgenimbiss  genossen hat,  
 ergreift  er  seine Büchse,  schwingt  sich  in  den Sattel, und  dahin  geht  es  in  
 den  herrlichen,  frischen Morgen hinaus. 
 Was  ist nun  das Ziel, welches  uns  leitet? Wohin  sollen wir uns wenden  
 in  der  unabsehbaren Fläche?  Da  ist kein Zaun,  der uns  einschränkt,  
 kein Gränzstein,  der  sein  drohendes:  Memento!  dem  Jäger  zuruft.  Frei  
 von  allen beengenden Gränzen  der Civilisation,  frei  von  jeder Sorge  des  
 alltäglichen Lebens,  frei  von  aller Krankheit und Noth, — so  fühlt man  
 sich in  der winterlichen  Steppe  des  inneren Afrika.  Niemand,  der  nicht  
 selbst die Zauber  dieser Gegenden  gekostet hat, kann sich eine Vorstellung  
 machen  von  dem wonnigen  Gefühl, mit  dem man  hier  auf frischem Pferde  
 durch  die  Gefilde  einherjagt. 
 Von bläulichem Duft überlagert,  dehnt.sich  die Fläche  rings um  uns  
 aus,  nur  der Horizont ist besetzt mit mannigfaltig  gestalteten Bergformen,  
 bald wie riesige Häuser,  bald  wie Dome  erscheinend,  durch  die Fatamorgana, 
   welche  alle  entfernten Gegenstände  in  wunderbarer Weise  umgestaltet 
 .S 
 ieh!  Die  mächtigen Kuppeln,  welche  sich  dort hinten  in  der Ferne  
 erheben,  sie  sind nichts  als  die Trauerweiden  einer  bereits  unter  dem Horizont  
 verschwundenen Farm,  welche,  durch  die Luftspiegelung  gehoben  
 und  vergrössert,  dem  Wanderer  wiedererscheinen.  Was  sind  das  für  
 Seen  dort hinten,  in  denen  sich  die  Sonne  mit  ihren glänzenden  Strahlen  
 spiegelt?  Jene  ganze Bodensenkung  scheint  erfüllt zu  sein mit köstlichem  
 Wasser! Alles  eitel Trug und Blendwerk,  geehrter Fremdling;  die untersten  
 Luftschichten,  durch  die.Strahlung  vom  Boden  erwärmt,  reflectaren das  
 Sonnenlicht  und  spiegeln Seen  vor,  wo  der Verschmachtende  die  düire