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 doch  fragt  es  sich  nun:  Wo  ist  der Wagen  zu  suchen?  Kreuz und  quer  
 hat uns  das Verfolgen  des Wildes  geleitet,  hinweg über Hügel,  durch Ba-  
 vinen  hindurch,  und  jetzt  liegt  ringsumher  die Ebene  mit  dergleichen  
 Bewachsung,  dem  gleichförmigen  Aussehen  sich  für  Meilen  und  Meilen  
 hinziehend.  Der Compass  führt nicht  zum Ziele,  da  es  unmöglich ist,  sich  
 beim  Jagen  die  jedesmalige Aenderung  der Bichtung  zu merken,  und  es  
 bleiben  daher  für  die Orientirnng  nur  die fernen Bergkuppen  am Horizonte  
 übrig;  diese muss man  sich  hemerken  in  ihrer Gestalt und  Stellung  
 zir einander,  um  seinen  Weg  wieder  zurü'ekzufinden.  Äusserdem  lernt  
 man  aber  auch  in  der  eintönigsten  Steppe  gewisse  geringe Unterschiede  
 der Bodenformation,  sonderbar  gestaltete  Büsche,  Ameisenhaufen  oder  
 herumliegende Knochen  zu beobachten  als  Merkzeichen  für  die  Gegend,  
 da man  sonst  doch  den Wagen,  der  in  einer Bodenvertiefung  steht,  verfehlen  
 kann. 
 So  verlor  vor  einigen  Jahren  ein  englischer Kapitain  Shelley,  der  
 zur  Jagd  in  das  Innere  ging,  nördlich  von Kuruman  seinen Wagen  und  
 konnte  ihn  trotz  aller Mühe  nicht wiederfinden.  Nachdem  er  mehrere  
 Tage  vergeblich  darnach gesucht hatte,  blieb  ihm Nichts  übrig,  als  allein  
 nacli  Kuruman  zurückzukehren.  Drei  Wochen,  nachdem  er  von  dem  
 Wagen  abgekommen war,  traf  er wieder  in  diesem Orte  ein,  wo  ihn  die  
 Missionare, obgleich  sie  ihn  früher kannten,  für  einen  der Farbigen hielten,  
 so  sehr  hatten  ihn  die  Strapazen und  das  aüsgestandene Elend  entstellt. 
 Wir  sind  diesmal unseres Weges  sicher;  denn wenn wir  die Bichtung  
 nach jenem  fernen Berge  einschlagen, müssen wir  die Spur  finden, welche  
 der  hier  durchgekommene  Wagen  am  Morgen  zurückgelassen  hat,  und  
 ihr folgend,  erreichen wir  ihn  sicher.  —  Da ist  die  Spur,  deutlich  zieht  
 sie  sich  über  dem Boden hin,  noch  ein  kurzer Bitt,  und  die Pfanne glänzt  
 uns  entgegen,  an  deren Band wir  die Zugochsen und  Beservepferde  sich  
 herumtreiben  sehen.  Beim  Wagen  angelangt,  finden wir den Gefährten  
 schon  zurückgekehrt,  die Erlebnisse  des  Morgens  werden  berichtet und  
 neue Plane  gemacht,  während man  das  einfache  Mahl,  bestehend  aus  geröstetem  
 oder  gekochtem Wildfleisch und Beiss,  einnimmt.  Nach kurzer  
 Bast wird  ein  frisches  Pferd  eingefangen,  aufgesattelt  und wieder  ausgezogen  
 in  die Flur,  wo wir  jetzt  am Nachmittag  das Wild und  zumal  die  
 Springböcke  viel  zahmer  finden,  als  am Morgen.  Die  ermattende Sonne  
 scheint ihren Einfluss  auch  auf die Thiere  des Feldes  geltend  zu machen.  
 Spät am Abend  kehren wir heim  zum Lagerplatz,  von  dem der Wagen  in  
 der Zwischenzeit  aufgebrochen  ist,  um  die Jagdbeute von  den bezeichneteil 
 Plätzen  herbeizuholen.  Die Leute  sind gerade  von  dieser Fahrt  zurückgekehrt  
 und  beschäftigen  sich  nun mit  dem Zerlegen  der Thiere,  welche  
 rings  um  den Wagen  den Boden  bedecken. 
 Es  folgen  jetzt  die  Abendunterhaltungen,  welche  bestehen  in  der  
 nochmaligen  Becapitulation  der  genossenen  Jagdfreuden,  vergleichender  
 Betrachtung  der Gewehre  und  Pferde,  einer Parthie Piquet  etc.,  oder  im  
 Lauschen  auf das  drollige Geplauder  der Farbigen.  Dort am Boden um  
 das  Feuer,  welches  seinen  matten  Schein  auf  die Umgebung wirft,  sitzt  
 ein  Kleeblatt  von  ebenso  pittoresker  wie  humoristischer Gestalt:  Als  
 Hauptperson  zeigt  sich  darin  unser  Haushofmeister,  eben mit dem  Zubereiten  
 desAbendessensbeschäftigt,  welches  lustig in  der Pfanne prasselt;  
 dieser Bursche mit  dem  braungelben Gesicht,  in  dem Dummheit gepaart  
 mit  Gutmüthigkeit  deutlich  zu  lesen  ist,  erscheint  ganz  erfüllt  von  der  
 Bedeutung  seines  Amtes  und  der  Verantwortlichkeit  seiner  Stellung,  so  
 dass er nur  ab  und  zu  sich  die Zeit nimmt,  ein Wort in  die Unterhaltung  
 einzustreuen.  Diese  wird  hauptsächlich  geführt  zwischen  einem Kaffer,  
 dem  obersten Vorgesetzten  der Ochsen,  und  einem Bastaard,  dem Aufseher  
 über  die  Pferde.  Der Bastaard,  aufgebläht  durch  seine hohe Abkunft, 
   sowie  den Umgang mitWeissen,  in  deren Diensten  er schon längere  
 Zeit gestanden  hat,  erhebt  sich  stolz  über  den  armen Kaffem, welcher,  
 die Beine  an  den  Leib  gezogen,  am  Feuer  hockt  und  seine  schmalen  
 Hände  in  die  lodernde Flamme hält,  scheinbar  ohne irgend welches  Gefühl  
 zu  empfinden.  Die  schlanken  Glieder  des  Letzteren  sind  nur von  
 dem  Caross  bedeckt,  sein Wollkopf ist  ohne  Schutz  gegen  die Nachtluft,  
 während  der Erstere in  vollständiger Kleidung  sich  als Stutzer vorkommt,  
 wenn  auch  seine Hosen  so  bunt  aussehen wie  die Karte von Deutschland,  
 und  die  einzelnen Fetzen  ebenso  locker Zusammenhängen wie  die Staaten  
 dieses Landes  vor  1866.  Mit  der  besonderen Geschicklichkeit  der  Farbigen, 
   die kleinen Fehler ihrer Mitmenschen  aufzufassen,  und  der  ganzen  
 . Bosheit der Mischlingsracen zieht er gegen den Kaffern los,  der die Angriffe  
 mit  einer Verschmitztheit parirt, wie  sie dieser Nation  oft  eigen  ist.  Selten  
 bleibt  er  die Antwort  schuldig,  zum  wenigsten  erfolgt  ein  eigenthümlich  
 prononcirtes:  Im,  im! mit bezeichnendem Blick.  So geht das Geschwätz  in  
 schlechtem Holländisch  den ganzen Abend  fort,  bis  das  erlöschende Feuer  
 die  Plaudernden  zur  Buhe  bringt,  und  bald  verkündet  ihr  Schnarchen,  
 dass  das  Geheul  der Hyänen  und Schakale  in  der Umgegend ihren  Schlaf  
 nicht  stört;  in  der Nähe  des  Wagens  hört  man nur  noch  das  zeitweise  
 Schnaufen  der  über  Nacht  an  der Deichsel  festgebundenen  Ochsen und  
 das  leise Knistern  in  der Asche  des verglimmenden  Feuers,