der Mann so ein, wie ich es hoffte, so konnte ich gerade das Doppelte von
dem vor mich bringen, was ich ohne ihn zu leisten vermochte, und auf
diese Aussicht hin durfte ich wohl einige kleine Unannehmlichkeiten mit
in den Kauf nehmen. Die Folgen der Massregel zeigten sich aber viel
bedeutender und weittragender, als ich erwartet hatte.
Ursprünglich war es meine Absicht gewesen, einen zuverlässigen
Treiber vom Cap aus mitzunehmen, der schon desshalb, weil sein Zurückkommen
von mir abhing, hätte aushalten müssen. Da mir aber meine
Mittel nicht erlaubten, mit einem solchen Stabe zu reisen, so unteriiessich
es den Treiber zu engagiren, nachdem ich mich entschieden hatte den
Europäer mitzunehmen.
Ich glaubte leicht in Grahams-Town ein passendes Individuum finden
zu können, und so kam es denn, dass ich schliesslich Ochsenwagen nebst
Zubehör und Ochsen hatte, aber keinen Treiber. Hätte ich einen in solchem
Geschäft erfahrenen Mann zur Seite gehabt, so würde ich wahrscheinlich
andere Ochsen gekauft haben, die meinen Anforderungen zur Reise besser
entsprachen. Dies bildete indessen nur die Einleitung zu dem Drama,
dessen einzelne Züge ich übergehe, da sie ebenso langweilig zu hören, als
ärgerlich zu durchleben waren.
In Cradock entwickelte sich die Krisis, indem es mir daselbst klar
wurde, dass mein treuer Albert, obgleich ich Häuser auf ihn gebaut hätte,
was Zuverlässigkeit anbelangte, doch der Fluch meiner Reise war, und
noch an demselben Tage, wo ich zu dieser Einsicht kam, theilte ich ihm
mit, dass wir uns trennen müssten. Ich that es auf die Gefahr hin“, dass
er mir alsbald davon ging und die Bemannung meines Fahrzeuges, die
durch das Weglaufen der zwei Leute und durch eine Entzündung, welche
meine rechte Hand in diesen Tagen unbrauchbar machte, von 8 Händen
bereits auf 3 reducirt war, bis auf eine zurückführte.
So schlimm wurde es aber nicht, er versprach mich bis Colesberg
zu begleiten, und blieb meine letzte, wenn auch etwas schwache Stütze in
den Tagen des Aufenthaltes in Cradock, welche mir zeigten, dass ich
schon ein gutes Theil afrikanisches Phlegma in mich aufgenommen hatte.
Capitel XVIII.
Cradock — Junction.
Schwere Gewitterregen; Nectarinien; Middelburg; versteinerungsreiche Gebiete;
üppiges Aussehen der Gegend; Colesberg; wieder ohne Leute; Ausgrabungen
von Skeletten; Bastaards-Nek; Charakter der Bechuanen; Autorität der Häuptlinge;
die grosse Frau; Hope-Town; das Flussthal des Orange - River; die
Putte.
Wo die Ochsen den Wagen am Abend unserer Ankunft hatten stehen
lassen, stand er noch nach einerWoche, obgleich ich mich eifrig bemühte,
ihn wieder flott zu machen. Gänzlich unbekannt im Orte, vermochte ich
nicht sobald passende Leute ausfindig zu machen und hatte mich daher in
Geduld zu fassen. Nach ötägigem, vergeblichem Herumlaufen kundschaftete
ich endlich zwei Individuen aus, welche sich als Treiber vermiethen wollten,
und da mir die Wahl zwischen ihnen nicht schwer fiel, so hätte ich aufbrechen
können, wenn nicht mehrere schwere Gewitterregen, die in dieser
Zeit fielen,-ein starkes Anschwellen des V e s t-R iv ie r s bewirkt hätten.
An solche kleine Annehmlichkeiten des Afrikareisens hatte mieh das
vergangene Jahr zu sehr gewöhnt, als dass sie mich noch hätten ausser
Fassung bringen können; ich fand nur, dass die ausserordentlich gut gemeinten.
Gewitterschläge meine Nerven etwas angriffen. Es ist ein eigen-
thümliches und nicht ganz angenehmes Gefühl, über einer mit Blech ausgeschlagenen
Kiste zu schlafen, die 50 Pfund Pulver enthält, rings umgeben
von Gewehren und allerhand Eisenzeug, während die Blitze Schlag
auf Schlag herniederprasseln; doch da diese bedenkliche Situation unvermeidlich
war, so musste man sich eben darein fügen.
Um wenigstens etwas zu thun, pflegte ich bei solchen Gelegenheiten
eine lange Eisenstange, welche am Wagen angebracht war, senkrecht aufzurichten
als Blitzableiter, obgleich ich in die Zuverlässigkeit dieser Einrichtung
selbst wenig Vertrauen setzte.
War das Wetter etwas günstig, so verbrachte ich den grössten Theil _
des Tages in den Gebüschen am Flusse, die zahlreich besucht waren von
reizenden N e e ta r i n ie n , welche die rothen Beeren eines unserem Heckendorn
ähnlichen Strauches sehr zu lieben schienen (als die häufigsten Species
zeigten sich Nect. famosa 111. und chalybea Jord.). Die Munterkeit und
Beweglichkeit dieser Thierchen ist beinahe ebenso bewunderungswürdig
als ihr Farbenglanz, welcher mit dem der Colibris Amerikas wetteifert.
Hier nennt man sie gewöhnlich „Suggarbirds“, und wohl nicht mit Un