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 werden,  um  eine  sichere Schutzwehr  bei  einem  etwaigen Kriege mit  den  
 Kaffern  zu  geben.  Doch  der Freistaat hat  nichts  dazu gethan,  das Werk  
 zu vollenden,  und  die  rostigen Kanonenhaben  bis jetzt nur unter  den  eigenen  
 Bürgern  Schaden  angerichtet.  In  einem kurzen Zeitraum  sind  durch  
 diese Geschütze,  'wenn  sie  bei  feierlichen  Gelegenheiten  abgefeuert wurden, 
   nicht weniger wie  5 Unglücksfälle vorgekommen. 
 Die Aussichten  bei  einem Kriege  sind  daher keine  sehr günstigen,  
 zumal  da  der Boer  selbst nicht sehr viel vom Fechten hält und,  so  lange  
 er  es  vermeiden  kann,  hübsch  fern  bleibt  von  den  gefährlichen Vergnügungen, 
  wo  es  blaue Bohnen  oder Assegaien  abgeben kann;  nur wenn  er  
 in  die Enge  getrieben wird und  dem Kampf nicht mehr  ausweichen kann,  
 ist  er  tapfer. 
 Die Kaffern  selbst  sind  zum Glück auch  keine grossen Helden und  
 hegen vor  dem Feuergewehr  einen heiligen Respect.  In  neuerer Zeit haben  
 sie  sich  zwar  in  den Besitz  von Büchsen  gesetzt  und  der  Basuto-  
 König Moshesh  befehligt  sogar  ein  unifonnirtes Rifle-Corps,  sie zeigen  
 sich  aber, sehr  ungeschickt  im  Gebrauch  dieser Waffen  und müssen  die  
 Ueberlegenheit ihrer Gegner  darin  anerkennen. 
 Moshesh,  „der  grosse Häuptling  der Basuto“,  trieb  damals  Politik  
 der  freien Hand,  wie  sie kaum von  einer  europäischen  Grossmacht herrlicher  
 ausgeübt  wird:  von  den Engländern  als  gefährlicher Gegner  des  
 Freistaates  gehätschelt,  strebte  er  darnach,  es  auch mit  den Boeren nicht  
 zu  verderben,  indem  er  sich  von  entscheidenden  Fragen  meistens  fern  
 hielt.  Sollte  eine Gränzstreitigkeit  oder  dergleichen geschlichtet werden,  
 so  befiel  seine Majestät  ein  Schnupfen  oder  ein  anderes Unwohlsein,  was  
 sein Erscheinen  verhinderte. 
 Die  Boeren  fürchten  die  Eingeborenen,  gleichzeitig  verachten  sie  
 dieselben  auch  in  hohem Grade;  man  hält  es  für  eine  tiefe Erniedrigung,  
 einem  Schwarzen  die Hand  zu  reichen,  und  will  sie überhaupt  nicht  als  
 Menschen  anerkennen. 
 Als  im Volksraad mehrmals  ein Redner von  „de  zwarte Mensche“ *)  
 sprach,  stand  ein  anderer  auf  und machte  ihn  darauf aufmerksam,  dass  
 er  den Anstand nicht  so  weit vergessen  sollte,  diese Nation Menschen  zu  
 nennen;  sie wären  „schepsels“  (Geschöpfe  im  verächtlichen  Sinne),  aber  
 keine Menschen. 
 Ein  kleiner Theil  der Eingeborenen  geht  als  freie  Arbeiter  bei  den  
 Weissen  in Dienst,  dieselben  gebehrden  sich  aber  sehr unabhängig. -  Sie 
 *)  Die  schwarzen  Menschen.