immer zweifelhafter lind die schwarzen Herren trotziger, so dass die Boeren
sich auf Selbsthftlfe angewiesen sahen.
Um die Tragweite dieser Thatsachen zu begreifen, muss man den
eigenthümlichen Charakter der Kaffern kennen. Diese Eace ist ohne
Zweifel eine der feigsten, welche die Erde trägt; doch beim geringsten
Zeichen von Furcht auf Seiten des Gegners bekommt der Kaffer Muth und
kennt dann in seiner Wildheit keine Gränzen. Er übertrifft an Grausamkeit
und Blutgier den amerikanischen Wilden, der ihn an edlen Eigenschaften
und Mntli weit überragt. Für gewöhnlich versteckt der Kaffer
seine Feigheit hinter ein trotziges, anmassendes Benehmen, welches bei
seiner imponirenden Persönlichkeit wohl geeignet ist, Furcht einzuflössen,
sowie er indessen ernstlichen Widerstand findet, giebt er sofort nach.
Selbst bei der bedeutendsten Uebermacht haben die Eingeborenen im
Felde niemals den Boeren Stand gehalten, doch wehe dem Unglücklichen,
der ihnen wehrlos in die Hände fällt; er ist zu preisen, wenn die Assegai
seinem Leben ein schnelles Ende bereitet. An der Leiche selbst üben sie
ihre Wuth noch aus und lassen nicht eher ab, als bis der zerfetzte Körper
einen möglichst schauderhaften Anblick gewährt.
So bot ein damals in der Nähe von ihnen Erschlagener das echte Bild
eines Kaffernmordes. Nicht nur, dass der Kopf an verschiedenen Stellen
mit den Kiri’s zerschlagen und mit 5 Messerstichen durchbohrt war, sie
hatten ihrem Opfer auch den Hals vollständig abgeschnitten, den Leib von
der 4. Kippe an aufgeschlitzt und durch einen Kreuzschnitt das Innere
ganz blossgelegt.
Bei der Behandlung des Kaffem gilt vor Allem das französiche Sprichwort:
Ce n’est que le premier pas, qui coûte; von vornherein bei der
geringsten Anmassung zurückgewiesen, denkt er gar nicht mehr an sein
Begehren, doch geschieht dies nicht, so steigert sich seine Unverschämtheit
ohne Gränzen. Sehr bezeichnend ist mir dafür ein Fall, welcher sich vor
einigen Jahren in Bethanien bei einem Kaufmann ereignete, der gegen 30
Kaffern zur Verladung der Waaren im Dienste hatte. Dieselben hörten,
dass der Häuptling Maroko Krieg angefangen hätte, und verliessen den
Platz sämmtlich, obgleich einige noch Lohn zu fordern hatten.
Nach mehreren Monaten kamen sie wieder, als der Mann gerade allein
auf seinem Platze war, und verlangten nicht nur den rückständigen Lohn,
sondern auch für die Zeit, welche sie entfernt gewesen waren. Als ihre
Forderung zurückgewiesen wurde, drohten sie, dass sie sieh an den in der
Nähe weidenden Zugochsen des Mannes vergreifen würden, worauf dieser
sagte, er wolle sie lieber bezahlen. Er ging ins Haus und erschien mit
geladenem Gewehr wieder, um den Ersten, der das Vieh anfassen würde,
niederzuschiessen. Sofort gaben die eben noch Trotzigen nach nnd
beschieden sich mit der zukommenden Bezahlung, zugleich ihre ferneren
Dienste anbietend; und der Mann nahm sie wieder in Arbeit, er kannte
den Charakter der Kaffern so gut, dass er wusste, sie würden die einmal
zurückgewiesene Anmassung nicht wieder erneuern.
Ganz anders wurde in letzter Zeit an der Gränze verfahren. Die
einsamen Farmer in den Wittebergen wagten es im Hinblick auf ihre
Familie nicht, Widerstand zu leisten, wenn ein Haufe Kaffern ihr
Gebiet betrat, ihr Vieh stahl und allen möglichen Unfug trieb. Zähneknirschend
gaben sie nach, sie wichen der ersten Anmassung, und nun
brachen die Kaffern, wie ein Strom durch einen Damm, unaufhaltsam in
ihre Gränzen ein.
So erschien ein Trupp auf einem Boerplatz und der Führer verlangte
unter Drohungen von dem Besitzer, dass er sofort das Haus und den Ort
räumte, der Kaffer wolle von jetzt an darin wohnen. Der Farmer fügte
sich endlich, als er sah, dass auf Hülfe nicht zu rechnen sei, lud seine
Sachen auf den Ochsenwagen und machte sich bereit, sein Besitzthum zu
verlassen. Da rief ihn der Häuptling zurück und erlaubte ihm, dazubleiben:
„er hätte nur sehen wollen, ob der Boer auch thun würde, was
er befehle“, und die Kaffern halfen dem Gedemüthigten nun sogar die
Sachen wieder an Ort und Stelle zu bringen. Es zeigt dieser Fall die
masslose Unverschämtheit derselben, welche selbst ohne bestimmten
Zweck sich geltend macht, so lange es ungestraft geschehen kann.
Die W itte b e rg e , früher zahlreich bewohnt, wurden fast ganz von den
weissen Ansiedlern verlassen, weiter und weiter griffen die Eingeborenen
um sich, und doch entschied der Volksraad einstimmig: Kein Krieg!
Dabei ist nicht zu denken, dass die Boeren glaubten, die Herren
Kaffern würden mit der Zeit ein Einsehen haben und von selbst wieder
in ihre Gränzen zurüekkehren, im Gegentheil, dieser Beschluss eröffnete
die Perspective in eine blutige Zukunft. Die Farmer, damals für einen
Krieg nicht gerüstet, warteten ihre Zeit ab, wo sie dann mit aller Kraft,
die unterdessen noch weiter vorgedrungenen Eingeborenen angreifen und
die alte Kechnung ihnen sammt den Zinsen auszahlen konnten.*) Auch
*) Der hier vorausgesagte Krieg ist, wie bekannt, unterdessen bereits in
Scene gegangen und hat, trotz der kolossalen Uebermacht auf Seiten der Basnto
nnd der Uneinigkeit und erbärmlichen Kriegführung auf Seiten der Farmer, zu
Gunsten des Freistaates geendet. Der letzte ist durch Vermittelung der englischen
Regierung kürzlich beigelegt worden.