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 Feigenbaum  antraf,  welcher  gerade  mit  den  kleinen  runden  Früchten  
 dicht  besetzt  war.  Die Früchte sind  etwa  von  der Grösse  einer Pistolenkugel  
 und  werden,  wenngleich  sicher  eine  geeignetere  Kost  für  
 Quadrnmanen,  auch  von  Bimanen  nicht  verschmäht;  mein  verwöhnter  
 europäischer  Gaumen  konnte  indessen  den  faden  Dingern  keinen  Geschmack  
 abgewinnen. 
 Eine  grosse Zierde  der Gehölze in  der Nähe  der Stadt  sind  die hohen,  
 baumartigen Hybiscusarten,  von  welchen  zumal  eine mit gelben Blüthen  
 und  grossen Lindenblättern  (Parritium  tiliaeeum)  häufig ist.  Ausser  den  
 Dattelpalmen  mischen  sich  die  Blätter  einer  Fächerpalme  (Hyphaene)  
 in  das  niedrige  Gestrüpp  am Boden,  doch  erhebt sich  diese Species  nur  
 selten  zu  einer Höhe  von  einigen Fuss  und kommt in  der Umgegend  von  
 D’Urban  nur  ausnahmsweise  zur Bltithe. 
 Gegen  das  Ende  meines  Aufenthaltes  entwickelte  sich  auch  die  
 Insektenfauna  plötzlich  in  viel  reichlicherem  Masse,  so  dass  manche  
 Pflanzen  von  Coleopteren  und  Hemipteren  schwärmten-^ am  belebtesten  
 zeigte  sich  ein  Busch mit  schmalen,  unsymmetrischen Blättern  (Mieris  in-  
 aequalis),  dessen kleine gelbliche Blüthen viel Honig zu enthalten scheinen.  
 Es  ist  charakteristisch,  dass  hier  in  einem Lande,  wo  die Pflanzen  fast  
 alle  immergrün  sind,  sich  das  Leben  der  niederen  Thiere  dennöch  auf  
 gewisse Monate  beschränkt  und  zwar  auf  eine kürzere Zeit  wie bei uns.  
 Während wir  in Europa  eine Frühjahrs-  und Herbstfauna haben,  welche,  
 wenn  auch  nicht  so  reichhaltig  wie  im Anfang  des  Sommers,  immerhin  
 lohnend  ist  für  den  Sammler,  drängt  sich hier  alles  Insektenleben  in  die  
 kurze Regenzeit zusammen;  im  grössten Theile des Jahres  fehlt dieser Theil  
 der Fauna  fast  gänzlich. 
 Die Bay von D’Urban  ist reich  an  Conchylien  und Crustaceen;  unter  
 ersteren  herrschen Bivalven  vor,  die  sehr mannigfaltig  sind,  von letzteren  
 ist  eine  zu  den Quadrilateren  gehörige  Krabbe  von  braunrother Farbe  in  
 den Mangrovegebüsehen  der  Bay  ausserordentlich  häufig  (Grapsus.)  An  
 dem  nächsten Theile des  Strandes,  der sogenannten Back-beach finden sich  
 Entenmuscheln  (Anatifa), Meereicheln  (Baianus)  und  der  letzte Ammonit  
 unserer Tage  (Spirula  Peronii Lan.),  in  grösser Menge;  die  B lu ff,  eine  
 vorspringende Landzunge hindert  es wohl,  dass mehr  angeschwemmt wird,  
 da  auf der  äusseren Seite  derselben  der Strand  reich  sein  soll  an Mooskorallen, 
   Conchylien  und  Tangen.  Diesen  Theil  konnte  ich  leicler  nicht  
 besuchen,  da  der  Termin  meiner  Abreise  unterdessen  herangekommen 
 Der  „D a n e “ war zur Ausbesserung in  die Bay eingelaufen und sollte  
 am -5.' dieselbe wieder verlassen.  Am Nachmittag begab  ich mich  an Bord,  
 und um  6% Uhr  passirten  wir  glücklich  die Barre.  Dies  ist eine Untiefe,  
 welche  sich  von  der  Spitze  der  Bluff  quer  nach  Sandy-Point  herüberzieht  
 und so  die  Bay  absperrt;  dieselbe  hat  nur  so wenig Wasser,  dass  
 tiefgehende  Schiffe  sie  auch  zur Zeit  der Fluth  nicht zu passiren vermögen  
 und  desshalb  aussen  liegen  bleiben müssen.  Die Passagiere werden dann  
 in Booten  über  die  Barre  hinwegbefördert,.was  bei  rauher  See  eine  sehr  
 unangenehme  Parthie  ist,  da  die Wellen  über  kleine Fahrzeuge hinwegspülen  
 und  die Unglücklichen  in  dem  engen  Kaume  derselben weggestaut  
 werden. 
 Bald  lag  die Bluff hinter uns und  ich  genoss wieder  einmal das mehr  
 wie zweifelhafte Vergnügen,  auf hoher See zu  sein. 
 Für mich hatte diese Art zu reisen ihren Reiz verloren, indem ich immer,  
 bei  jeder  neuen  Wasserparthie,  mehr  seekrank  wurde  wie  das  letztvergangene  
 Mal,  anstatt  mich  daran, zu  gewöhnen.  Es  bildete  sich  dem  zu  
 Folge  bei  mir  allmälig  ein  gewisser  Hass  gegen  das  Salzwasser  aus,  
 und  ich  sah  etwas  ungeduldig  unserer  endlichen  Ankunft  am  Cap  entgegen. 
 Langsam  zog  der  erbärmliche  Dampfer*)  vor  der  bald  gebirgigen,  
 bald  flachen,  aber  immer  fast ganz  öden Küste vorbei;  jeden Augenblick  
 wechselte/ der  Wind,  sowie  die Bewegung  des  Schiffes  und  warf den be-  
 dauernswerthen Reisenden, Welcher sich endlich dinnerfähig glaubte, zurück  
 in  die Arme  des bleichen, hohläugigen Gespenstes „Seekrankheit“ !  0, wie  
 freudig  begrüsste  ich  nicht  die  bekannten  Gipfel  des  Löwenkopfes  und  
 Tafelberges,  als  sie  sich  endlich  vor uns entfalteten!  Wie  energisch  setzte  
 ich  nicht  meinen  Fuss  auf  festen Boden,  als  ich  nach  einer Abwesenheit  
 von  elf Monaten wieder  in  die Capstadt  einrückte! 
 Eine  halbe  Stunde  nachher  sass  ich  in  demselben  kleinen  Zimmer,  
 das  ich  früher  bewohnte,  und  hätte  mir  einbilden  können,  die  ganze  
 Reise  wäre  geträumt,  wenn  nicht  unterschiedliche  Errungenschaften  an  
 das Wirkliche  derselben  erinnert hätten. 
 Se  endete meine Recognoscirungspatrouille  durch Süd-Afrika. 
 )  Er  ist  seitdem  auf  derselben  Fahrt  bei  Port  Elisabeth  untergegangen.