
 
        
         
		schaft  und  übte  auf  die  von  der  mühsamen Reise  ohnehin  erschlafften  
 Geister  seinen  deprimirenden  Einfluss,  so  dass  nach  Beendigung  der  
 nothwendigsten Geschäfte Mensch und Thier  dem Gott Morpheus  in  die  
 Arme  sanken  und  einige  Schnarchchöre  zu  seiner Feier  absangen. 
 Da die Musik  nicht  allzu  amüsant war  und ich  der Ruhe  genug  genossen  
 hatte, machte  ich mich  auf, um  die Gegönd zu besichtigen, welche  
 charakterisirt  wird  durch  die  mächtigen,  hochwachsenden  Mimosen  
 (Acazia  vera?)  die  Gruppen  bilden  und  besonders  an  der Stelle  schön  
 entwickelt  sind,  wo  durch  seichte Ausgrabungen  kleine Wasserbecken  
 zum Tränken  des Viehes  angelegt worden  sind.  In Mitten  dieses Gehölzes  
 fanden  sich  auf  einem  freieren Platze  die  ärmlichen Hütten  einiger  
 Bakalahari’s, welche  sich  ohne  Scheu näherten und uns um Beistand  ersuchten  
 für  einen  armen Gefährten,  der  auf  eine  furchtbare Weise  von  
 Löwen zerfleischt war. 
 Der  Unglückliche  war  mit  mehreren  anderen  durch  das  Gebüsch  
 gegangen,  als plötzlich zwei Löwen über  ihn herfielen,  von  denen jeder  
 eine  Schulter  erfasste;  der Bakalahari wurde  zu Boden geworfen,  während  
 die Kameraden  davonliefen-,  auf  sein  jämmerliches  Geschrei  aber  
 liessen  ihn  die  feigen  Raubthiere  los  und  zogen  sich  etwas  zurück.  
 Thöriehter Weise  versuchte  das  Opfer  sich  aufzurichten  und  zu  entfliehen, 
   in Folge  dessen  die Löwen natürlich  sofort  wieder  auf  ihn  einstürzten  
 und  ihn  aufs  neue  zu Boden  rissen,  wo  er besinnungslos liegen  
 blieb  und  endlich  von  den  herankommenden  Gefährten  aufgenommen  
 wurde.  Als  ich  den Verunglückten  sah, waren bereits mehrere Wochen  
 vergangen und  die  zahlreichen Wunden  (gegen  30),  welche  die  Zähne  
 und Klauen gerissen  hatten,  befanden  sich  in  verhältnissmässig  gutem  
 Zustande mit deutlicher Intention  zur Heilung,  ein  schlagender Beweis,  
 dass  die Behauptung  des Giftes  der Löwenklauen  unsinnig  ist.  Gefahr  
 drohte  dem Manne  nur  von  dem Zustande  seines  linken Armes,  dessen  
 Gelenkkopf zwischen  die Kiefer  des  einen Löwen  gerathen und vollständig  
 zerschmettert war,  ein Absterben  des  ganzen Oberarmknochens veranlassend. 
   Die  Wunden  wurden  gereinigt,  Balsam  eingeträufelt,  und  
 der massenhaft um  den nekrotischen Knochen  angehäufte Eiter  entleert,  
 aber  das  war  auch  Alles,  was  gethan  werden  konnte,  da  kein  langer  
 Aufenthalt  am Orte  gestattet war. 
 Von Boatlanama  zogen  wir  weiter  auf  dem Wege  nach  L o p e p e ,  
 einem  anderen Tränkplatze,  dessen Entfernung nur  eine  schwache T agereise  
 ist;  es wurde  aber,  bevor wir  den Ort  erreichten,  am Abend Halt  
 gemacht,  da  plötzlich  ein  S.-W.-Sturm  über  uns  hereinbrach,  dem  ein 
 Ausbruch  des  schon  lange  drohenden Gewitters  folgte.  Einige Schläge  
 waren wohl  hart  genug,  aber  das Unwetter  zog  doch  schnell  vorüber  
 und  ich  war  vom  Freistaate  her  noch  an  schwerere  und  anhaltendere  
 Gewitter  gewöhnt,  so  dass  es  auf  mich  nur  einen  geringen  Eindruck  
 machte.  Der Regen war  dabei  ebenfalls  nur  massig,  und  bald  klärte  
 sich  der Himmel  wieder  etwas  auf;  am  nächsten Morgen  fiel  zeitweise  
 schwacher Sprühregen, während wir weiterzogen nach Lopepe,  wo wir  
 um Mittag  eintrafen und  daselbst  unerwarteter Weise Gesellschaft  vorfanden. 
   Ein Händler,  der von Sekomi  zurückkam, hatte bei  der Quelle  
 ausgespannt, und  es gab  so mancherlei Neuigkeiten  auszutauschen,  dass  
 wir  gern  einige Zeit verweilten. 
 Die  ganze Gegend um  die  erwähnten Orte ist berüchtigt wegen der  
 daselbst zahlreich vorkommenden Löwen und  es sind daher bei Nachtzeit  
 Vorsichtsmassregeln  dagegen zu treffen.  Hierher gehört die Anfertigung  
 von Kraalen  aus  starken Dornenzweigen,  in  welche  man  das Vieh  ein-  
 schliesst,  um  das Auseinanderlaufen  desselben bei  der Annäherung  des  
 Löwen zu verhindern. 
 Leute, welche  ängstlicher Natur  sind,  pflegen  solche Einfriedigungen  
 jede Nacht  anzufertigen,  sobald sie  sich nördlich von Kuruman befinden; 
   die  Sache  ist  aber  etwas  umständlich,  wenn  nicht  zahlreiche  
 Hände vorhanden  sind,  und  ausserdem nichts  weniger  als  sicher.  Gewöhnlich  
 werden  die  Ochsen,  sobald  sie  den  Löweil  wittern,  so  wild;  
 dass  sie  aller  Dornen  ungeachtet  selbst  aus  einem  dichten  Kraal  ausbrechen; 
   für loses Vieh bleibt  es  indessen  das  einzige Hülfsmittel,  während  
 man  für  die  Zugochsen  selbst' besser  in  anderer Weise  verfährt.  
 Man hemmt nämlich  den Wagen  ein  und-befestigt  die Thiere  direkt  an  
 demselben,  indem man  sie  gleichmässig  an  die Räder  vertheilt;  werden  
 dieselben  dann  auch  unruhig und  zerren  an  den Riemen,  so  geschieht  
 dies  so  ungleich,  dass  sie  den Wagen nicht bewegen  können.  Das Gefährlichste  
 ist,  die  Ochsen,  wie  es  in  sicherem  Felde  gewöhnlich  geschieht, 
   an  die  Joche  festzubinden, weil  sie,  erschreckt von  einem Raubthier, 
   alsdann wild  durcheinander  rennen,  sich in  das Zeug  verwickeln  
 und  durch  ihr verzweifeltes Hin-  und Herzerren  selbst  den Wagen  um-  
 werfen können. 
 Wir  machten  bei  Lopepe  wieder  wie  schon  einige Abende  vorher  
 einen Doruenkraal  für  die  Ochsen,  während  die Pferde  an  den Wagen  
 festgebunden  wurden,  und  wirklich  zeigte  sich  auch,  dass  wir  allen  
 Grund hatten,  auf unserer Hut zu  sein,  da nach Einbruch  der Dunkelheit  
 nicht weniger  als  drei Löwen  in  der Nachbarschaft laut wurden.  Schauer- 
 24*