herrührend von einem wegen Mordes Gehängten, doch wollte der Herr das
Specimen, was nach seiner Behauptung unumgänglich für die Gerichtsstube
nothwendig war, durchaus nicht fahren lassen.
So im Allgemeinen sehr unglücklich in diesem Orte, wurde ich einiger-
massen entschädigt durch die Freundlichkeit mehrerer Familien der Stadt,
sowie durch die Spaziergänge am Strande, welche letzteren manches
interessante Specimen lieferten.
Abgesehen von Conchylien, welche weniger zahlreich sind als in der
Fafelbay, ist das Ufer reich an thierischem Leben. Wenn das Wasser
zurücktritt und die in das Meer vorragenden Quarzitfelsen blosslegt, so ist
es ein wahres Vergnügen für den Zoologen, die in den zerklüfteten Felsen
zurückbleibenden Becken zu untersuchen. Zahllose Actinien von rother
Faibe breiten ihre Strahlen wie Blumen des Meeres in dem von der Sonne
durchwärmten Wasser aus, hier und da spielen die langen Fäden einer
Sabella, oder eine Krabbe schlüpft behende durch die Mooskorallen, welche
den Fels in dichten Polstern bedecken; an anderen Stellen heften sich
verschiedene Arten der Käferschnecken (Chiton) dicht an den Stein an,
und nur ein starkes Instrument ist im Stande, sie von ihrem Grunde loszumachen.
Ausser den Bryozoen sind prächtige Gorgonien von korallen-
rother oder gelber Farbe (G. spec. ?; G. reticulum Pall.) besonders in
die Augen fallend. Von Conchylien fand sich eine Kreiselschnecke (Turbo
marmoratus L.), welche als Perlmutter öfters von hier aus in den Handel
gebiacht wird, und ein Mytilus, der in grösser Menge an den Felsen sitzt
(Mytilus elongatus L.), am zahlreichsten vertreten. Der Letztere wird von
der ärmeren Bevölkerung gegessen.
Ein häufiger Schmuck in Häusern unfern der See sind die Schaalen
des Papierbootes (Argonauta tuberculata L.), welches ebenfalls hier gefunden
wird, besonders häufig an der Mündung der Kowie, doch kam mir
selbst keins davon zu Händen.
Mannigfache Vögel beleben den Strand: Mehrere Arten Möven, darunter
eine grosse Art, weiss mit dunkelbraunem Mantel, dem Larus fuscus verwandt*),
schwarze Austemfischer mit rothem Schnabel und Ständern
(Haematopus unicolor Forst.), ferner Tringen und Charadriusarten, von
denen man leicht einer grösseren Anzahl habhaft werden kann.
Die Dünen und Fiats um Port Elisabeth sind wenig ergiebig, ausser
au Schlangen, unter welchen der gefürchtete Ringhals (Sepedon haemacha-
tes Lacep.) und die Puffadder (Echidna arietans Merr.) vorwiegen. Die
*) Larus dominicanus ?
Die Fiats um Port Elisabeth. Die Fingoestation. 75
erstere, welche, wie die Naja’s, die mit einem dunklen Ring gezierte Haut
des Halses stark ausdehnen kann, gilt für besonders bösartig, da sie ungereizt
Menschen anfallen soll; es dürfte aber die träge, braun und gelblich
gefleckte Puffadder, welche unbeweglich im Wege liegt, dessen Farbe sie
trägt, noch gefährlicher sein; denn sie weicht dem unbedachtsamen Tritte
nicht aus und springt rückwärts in ziemliche Höhe auf den Gegner los.
Mir kamen trotz eifrigen Suchens keine zu Gesicht, wofür mich schöne
Exemplare der Achatina Zebra Lam., die ich hier fand, entschädigten;
auch eine andere Landschnecke, zu den Helicinen gehörig (Helix caffra),
welche sich durch Grösse sowie durch die schön grüne Farbe auszeichnet,
zeigt sich hier während der Regenzeit im Sande zwischen den Büschen;
augenblicklich waren aber nur Ueberreste von ihr vorhanden.
Für zoologische Studien war also in Port Elisabeth mannigfaches
Material aufzufinden; indessen fanden die anthropologischen doch auch
einige Nahrung durch den Aufenthalt derFingoesim Orte, welche daselbst,
wie bereits erwähnt, eine grössere Station inne haben.
Diese befindet sich auf dem Höhenzuge im Rücken der Stadt und
besteht aus mehreren Hundert der runden, niedrigen Hütten, welche hier
eine förmliche Stadt bilden. In den Hütten hocken die Einwohner dicht
an einander gedrängt und rauchen kurze Pfeifen, Männer wie Weiber, ihr
sorgenloses Leben wie grosse Philosophen in die Luft paffend. Massige
Arbeit im Hafen gewährt ihnen Alles, was sie brauchen, und sie gebehrden
sich daher sehr unabhängig.
Der Name, unter welchem sie geführt werden, Fingoes*), ist ein Kaffern-
wort und bedeutet einen niedrigen Menschen, der Beschäftigung sucht;
diese Bezeichnung wurde ihnen beigelegt von denKaffern, in deren Hände
sie einst fielen. Sie bilden die Ueberreste mehrerer grossen den Zulus
verwandten Stämme, die bei den Kriegen im Innern durch den Häuptling
Chaka zerstört wurden; fliehend kamen diejenigen, welche der Wuth des
Häuptlings entgangen waren, zu den Kaffern und baten um Aufnahme.
Ihre Bitte fand Gewährung, doch wurden sie von den Stärkeren zu Sklaven
gemacht und jedes Ungemach über sie verhängt, bis sie endlich eine
günstige Gelegenheit benutzten, der drückenden Knechtschaft zu entfliehen
und in die Colonie überzutreten. Dies geschah im Kriege von 1835, als
ein englisches Kommando in Kafferland eindrang. Sie begaben sich in
den Schutz des Kommandirenden, Sir Benjamin D’Urban, welcher 16800
*) Von Ama-fengu.