
 
        
         
		onze Kap’eine  gemaakt.*)  Die Würde  ist  allgemein  erblich und geht stets  
 auf den  ältesten  Sohn  der grossen  Frau über. 
 Die Bedeutung  „der  grossen  Frau“  tritt weniger bei  den Bechuänen,  
 wo die Vielweiberei nicht so  stark verbreitet ist,  als  im eigentlichen Kaffer-  
 lande zu Tage.  In diesem haben  die bedeutenderen Häuptlinge häufig gegen  
 100  Frauen,  indem  von  den  benachbarten Stämmen  denselben  Mädchen  
 zum Geschenk gemacht  werden,  deren  Zurückweisung  als  schwere Beleidigung  
 angesehen  werden  würde.  Der  Häuptling  nimmt  sie  auf,  giebt  
 ihnen  eine Hütte und lässt  sie mit  den übrigen  arbeiten,  ohne  sich weiter  
 viel um  dieselben  zu bekümmern.  Ausser  diesen Frauen,  welche  eigentlich  
 nur Kebsweiber  sind,  erhält  er  eine von  dem Rath  auserwählt,  für  die  
 der  Stamm bezahlt:  diese  ist  die grosse Frau  und  ihre Nachkommen sind  
 die Thronfolger. 
 Stirbt  der Häuptling,  ohne männliche Nachkommen  von  der  grossen  
 Frau zu  hinterlassen,  so  geht  die Würde  auf  den  nächsten  Bruder  resp.  
 dessen Nachkommen über.  Ist der  rechtmässige Nachfolger  zur Zeit  des  
 Ablebens  des  alten Häuptlings  noch sehr jung,  so  befindet  sich  derselbe  
 in  grösser Gefahr,  von  seinem  auf  den  Thron  spekulirenden Oheim  bei  
 Seite  geschafft  zu werden,  wesshalb  der Knabe  in  einzelnen  derartigen  
 Fällen  in  das Gebiet  anderer  Stämme  flüchtete,  wo  er  heimlich  erzogen  
 wurde, “bis  er  zum Manne  erwachsen  war  und  selbst  für  sein Recht  ein-  
 treten  konnte.  Die Häuptlinge  der Bechuänen spielen nur  eine unbedeutende  
 Rolle im Vergleich mit Namen wie  der Mosuto Mosheshwe,  der Zulu  
 U-Mpanda, der GcalekaKhili oder derMatebelefürstMoselekatse**), welcher  
 Letzterer im Vollgefühl  seiner Söuverainetät gesagt haben  soll:  Er  kennte  
 nichts Grosses  in  dieser Welt  ausser vier Dingen:  Die Sonne,  den Mond,  
 sich  selbst und  die Weissen;  die übrigen  lebenden Wesen  in Menschgestalt  
 wären Hunde  und verdienten  todtgeschlagen  zu werden!“ welches  Princip  
 er  praktisch in  recht ausgedehnter Weise  ausgeführt hat. 
 Mein Mawanketsi  erzählte  gern  von  seinem  Häuptling  G a s s is io e   
 (sprich  Chassisioe),  dessen  Freundlichkeit  und Liberalität  er  besonders  
 hervorhob,  obgleich  dieser  kleine  Souverain  sich  vor  der  Grösse  eines  
 Moselekatse  sicherlich  bis  in  den  Staub  gebeugt hätte. 
 Nun,  sobald  konnte  ich  noch  nicht  die  Herrlichkeit  des  Fürsten 
 *)  Cap’sches  Holländisch.  Ileisst  auf Deutsch  etwa:  Wcisse  Leute  nehmen  
 einen  nur  so  geradezu  und  sagen,  der  ist  nun  Häuptling;  wir  können  nicht  so  
 Häuptlinge  machen,  Gott  hat  unsere  Häuptlinge  gemacht.  • 
 **)  Die  Form  des  Namens  im  Zuludialekt  ist  nach  Dr.  Bleek:  U’Mselekazi. 
 und  seiner  Residenz  mit  meinen  höchst  eigenen  Augen  schauen;  da  ich  
 mich  v o r h e r   noch  durch  manche  Schwierigkeit  durchzukämpfen  hatte.  
 Zunächst  strebte  ich Hop.e-Town*)zu  erreichen, welcher Ort trotz seines  
 im  allgemeinen hoffnungslosen  Zustandes  für mich wenigstens den Namen  
 zur  Wahrheit  machte,  insofern  ich  daselbst  lang  entbehrte  europäische 
 Briefe  zu  finden hoffte. 
 Die  Bodengestaltung  ist  in  diesen Gegenden  sehr  einförmig,  indem  
 mächtige  Bänke  von  bröeklichen Kalken  abwechseln  mit  losem,  rothem  
 Sandboden, welcher  letztere  zur Zeit  eine üppige Bewachsung von grünenden  
 Büschen  trug,  und  zahlreiche  Farmen  bewiesen,  dass  das  Land  für 
 Schaafzucht geeignet ist. 
 Der  Sand  bedeckt  zuweilen  um-  als  dünne  Schicht  die  Kalklager,  
 welche  hier und  da  als  flache weisse  Klippen  aus  demselben  aufragen;  an  
 anderen  Stellen,  wo  der  Boden  sich  senkt,  wird  der  Sand  tiefer,  und  
 nur  mit  grösser  Mühe  wurde  der  Wagen  durch  denselben  vorwärts 
 gebracht.  - 
 Besonders  schwer war  der Weg  am  31.,  wo  die Räder fast den  ganzen  
 Tag  im  tiefen  Sande mahlten,  bis  gegen Abend  der Weg in eine flache,  
 ausgedehnte Senkung  des Bodens hinabführte, welche  sich in der Regenzeit  
 in  einen  Salzsee  verwandelt,  d.  h.  eine  sogenannte  Salzpfanne  darstellt,  
 durch  defi Mangel  an frischem Wasser  und Futter wenig  anziehende Erinnerungen  
 für  den  Reisenden.  Das  einzig  erfreuliche  dieser  Gegend  
 waren  die  Springböcke,  welche  sie  belebten,  indem  diese  Art Wild bra-  
 kisches  Feld  allem  anderen  vorzieht;  es  war  so  Gelegenheit  zu  einigen  
 Uebungsschüssen  gegeben,  welche  die  Zeit  bis  zum  Ausspann  vei-  
 kürzten. 
 Am n ä c h s t e n  Morgen erreichte der Wagen das E n  de der Pfanne, ohne da&s 
 wir jedoch  auch hier  anderes als Brakwasser  antrafen, und langsam zogen  
 wir weiter  durch  neue  Sandstrecken, bis  endlich  am Abend der Wagen auf  
 hartem Grunde  dem nahe vor uns  liegenden H o p e -T ow n   zurollte.  Dort  
 hatte  ich  das Vergnügen, meine Hoffnung  auf europäische Briefe erfüllt zu  
 sehen;  das  Durchlesen  und  Beantworten  derselben  nahm  den  ersten und  
 zweitendes Juni in Anspruch,  und  ich konnte also  erst  am  3.  den interesselosen  
 Ort verlassen. 
 Zunächst  zog  ich  an  den  nahe vorbeifliessenden  G ro o te -R iv ie r ,  
 da  mir  gesagt  wurde,  dass  der  niedrige  Stand  des Wassers  dem Durchgehen  
 keine  Schwierigkeiten  böte,  und  sah hier  den Fluss wiedei,  dessen 
 *)  Der  Ort  wurde  nach  dem Major  Hope  benannt.