Keiskamma- River. Grosse Hitze. 85
niederfliessende Regen sich an verschiedenen Stellen durch die schwachen
Bedachungen Bahn brach, so schien doch dafür gesorgt, dass es nur an
Plätzen geschah, wo man nicht davon belästigt wurde, und so bot dieser Ort,
B r e a k f a s t Vlei genannt, ein treues Prototyp afrikanischer Verhältnisse:
Mangel und üeberfluss, Luxus und Aermlichkeit zu einem Stück vereinigt.
Am nächsten Morgen war das Wetter wieder klar, aber schwül, als
ich nach dem aus den Kaffernkriegen berühmten Keiskamma-Fluss aufbrach.
Doch nicht allein durch die in der Nähe gelieferten Schlachten ist
die Gegend bekannt, sondern auch durch Schönheit der Seenerie, wodurch
sich British Kaffraria im allgemeinen vor anderen Gegenden Afrika’s auszeichnet.
Mildes Klima, fruchtbarer Boden und — eine Seltenheit in diesem
Lande — reichliches Wasser rufen auf den anmuthigen Höhenzügen eine
ziemlich üppige Bewachsung hervor, welche sich weite Strecken hindurch
so dicht schliesst, dass sie in der Ferne den Eindruck eines europäischen
Waldes hervorbringt j in der That ist der Anblick dieser bewaldeten
Rücken so ähnlich manchen Theilen des nördlichen Schwarzwaldes oder
des Thüringerwaldes, dass meine Augen, als ich die Höhen in der Nähe
des Flusses herunterkam. und die reiche Berglandschaft vor mir ausgebreitet
lag, unwillkürlich nach den Dörfern und Städten in den fruchtbaren
Thälern suchten. Aber Nichts davon offenbarte sich dem enttäuschten
Blick, die Hütte eines Eingeborenen oder ein einsames Farmhaus
war Alles, was ich entdecken konnte, und näher herangekommen,
stellten sich in dem Walde auch die fremdartigen Formen der Euphor-
biaceen und Mimosen dar, die letzte Täuschung zerstörend.
Am Keiskamma-Flusse in einem rings von Bergen eingeschlossenen
Thale machte ich Halt, und hier an den dicht bewachsenen Ufern sah ich
die ersten wildwachsenden Palmen (Phoenix), nur wenig sich aus dem
Pflanzengewirr erhebend und gleichsam ängstlich die schlanken, fieder-
theiligen Blätter ausbreitend. Doch zur Stunde wenigstens war keine Gefahr
für dieselben, vor Kälte umzukommen, denn furchtbar brannte die
Sonne durch die schwüle Gewitterluft in das abgeschlossene Thal herab,
so dass die Kleider e i n e n brenzlichen Geruch verbreiteten und ich die Läufe
meines Gewehres kaum berühren konnte. Im Schatten zeigte der Thermometer
nur 28*/a °R-; an Stellen, die für Einstrahlung günstig waren, überstieg
die Temperatur in der Sonne 44° (die Scala hatte nur so viel Grade).
Trotz der erstickenden Hitze versuchte ich ein Bild der reichen Sce-
nerie aufzunehmen, aber auch hier verlor ich meiner Mühe Preis durch
das hartnäckige Widerstreben der grünen Töne, auf eine trockene photographische
Platte einzuwirken.