
 
        
         
		zweiter Linie  stand,  und  der Aerger,  den  schlechte Hunde  bereiten,  sowie  
 die  Mühe,  ihnen  Unterhalt  zu  verschaffen,  das  Vergnügen  sehr  beeinträchtigt. 
 Zwischen Griqua-Stad bis  hinauf nach Kuruman  bleibt  sich  der Charakter  
 der  Gegend  sehr  gleich,  d.  h.  es  finden  sich  überall weite Thäler  
 von  sanft  ansteigenden  Hügeln  eingeschlossen.  An  einigen  Stellen  nehmen  
 die  letzteren  schroffere  Formen  an  durch  das  Auftreten  von basaltischen  
 Gestfeinen  (?),  welche  zwischen  T s a n s a b a n e   (Sensavän  Bur-  
 chell.)  und  Kossi,  unfern  des  -Weges,  ein  wahres  Ringgebirge  bilden.  
 In  der  Nähe  von  Tsansabane  liegt  ein  Ort,  B lin k k lip   genannt  wegen  
 des Vorkommens  von Titaneisen  in  dichten Massen, welche  in  einer  grottenartigen  
 Aushöhlung  des Felsens  gebrochen werden.  Dieser  Stoff,  der  
 wegen  seines Glitzerns  von  den  Eingeborenen  zum  Schmuck  des Körpers  
 gebraucht  wird,  tritt  nur  hier  so  massenhaft  auf  und  muss an  anderen  
 Orten  durch Pochen  und Auswaschen  des Gesteines  gewonnen werden;  er  
 wird  daher viel von Blinkklip  aus  im Tauschhandel  verbreitet.  Zwischen  
 Griqua-Stad  und  G a s s ib   passirte  ich  auch  einen Höhenzug  von  basaltähnlichen  
 Gesteinen  gebildet und  hier und  da von Quarzadern  durchsetzt,  
 deren Brocken  sich mit  dem Geröll mischten.  Der Ort dürfte Goldsuchern  
 einige Hoffnung  erwecken,  es  ist jedenfalls  der  einzige  unter  den  von mir  
 besuchten,  welcher  eine  solche  Vermuthung  gerechtfertigt  erscheinen  
 Hesse,  wenn  auch meine  Zeit nicht  erlaubte,  nach  solchen Phantomen  zu  
 jagen. 
 Die  Bewachsung  wird  überall  gebildet  von  einzelnen  Sträuchern,  
 zwischen  denen  hohes  Gras  in  üppiger Fülle  wächst;  die Höhen  hinauf  
 werden  die Sträucher  dichter und  das Gras  spärlicher,  während  im  Thale  
 das  Gras häufig unvermischt  auftritt. 
 Wasser  ist  überall  sehr  knapp,  so  dass  es  für  den  europäischen  
 Reisenden  ein  wahrer Genuss  ist, wenn  er  im Felde  eine  Pfütze Schlammwasser  
 findet,  die  ihm  die Möglichkeit gewährt,  in Ruhe auszuspannen und  
 für  einige  Stunden  sich  selbst  zu  leben,  während  die sehr vereinzelten  
 Quellen  stets  umlagert sind von den Kraalen  der Eingeborenen, welche den  
 unglücklichen Europäer  durch  ihre Neugierde  oder Betteleien vom Morgen  
 bis  zum  Abend  plagen.  Besonders  die Frauen  sind  sehr  begierig,  den  
 Le-Koa  zu  sehen;  sie  setzen  sich ungenirt um  das  angezündete Feuer und  
 die  Frage:  Was  giebt’s Neues?  ist gewöhnlich  der Anfang  der  lebhaften  
 Unterhaltung.  Von  der  bereiteten  Kost,  sowie  Café  erwarten  sie  ihr  
 bescheidenes  Theil  zu  erhalten,  was  sie  als  etwas'  Selbstverständliches  
 hinnehmen,  ohne  sich  dafür  zu  bedanken;  die Leute  sind  es nicht  anders 
 gewöhnt, weil  der Eingeborene nicht  essen kann,  ohne  zugleich  dem  dabei  
 Sitzenden mitzutheilen. 
 Jenseits  Gassib  traf ich  am Abend  eine  einsame  Vlei  an,  welche mir  
 nicht  nur Wasser,  sondern  auch  Ruhe  vor  schwarzen  Plagegeistern  zu  
 versprechen  schien,  und  ich  blieb  daher  gern  am  ändern  Morgen  noch  
 einige  Stunden  dabei  liegen, um  mich  an  der Natur zu erfreuen.  Still war  
 es  desshalb  doch  nicht  am  Wasser,  indem  gegen  9  Uhr  die  Namaqua-  
 Partijsen  in  zahlreichen  Sehwärmen  von  allen Richtungen herbei  kamen  
 und  sich  in  der Nähe  der  Ylei  niederliessen. 
 ich  hatte  mich unter  einen  Strauch  niedergeduckt  und  beobachtete  
 die  Steppenhiihrier mit vielem Vergnügen,  wie  sich  ein Flug  nach  dem ändern  
 ganz  in  meiner  Nähe  niederliess,  bis  ihr  eigenthümliches ■Gluckzen  
 auf  allen  Seiten  um  mich  ertönte.  Hatten  sie  dann  die Gegend gehörig  
 recognoscirt und Alles  sicher befunden,  so  zog die ganze Kette nach  dem  
 Wasser  hinunter,  um  ihren  Durst zu  stillen  und  die Brust  in  der kühlen  
 Fluth  zu  baden, worauf sie  alsbald wieder  aufstanden,  sich über  der  ganzen  
 Gegend  zerstreuend.  Als  ich  die  Vögel  lange  genug  beobachtet  
 hatte,  erlaubte  ich  mir  mit  Rücksicht  auf unser Mittagsmahl  eine  Anzahl  
 zurückzubehalten,  was  sie ganz  natürlich  zu finden  schienen,  da  sie  sich  
 durch  das  zeitweise Schiessen wenig  stören Hessen.  Ich glaube,  dass  die  
 vielfach  in  Europa  verbreitete  Ansicht  von  den  Rebhühnern,  die  wie  
 Mücken  in  Afrika  herumfliegen,  wohl  auf  die,Steppenhühner  zurückzuführen  
 ist,  da  die  grossen  Rebhühner  in  keinem  Theil  des  Landes  so  
 überaus  zahlreich  sind. 
 Von  dem  einsamen Ausspannplatz  an  der Ylei  brach  ich  um  Mittag  
 auf und  erreichte  mit  Sonnenuntergang Tsansabane,  wo  die  Plagegeister  
 sofort  in  hellen Haufen  auf mich  einstürmten.  Ich  zog'mich,  sobald  ausgespannt  
 war,  in meine Gemächer,  d.  h.  in  das Innere  des Wagens  zurück,  
 welche  Massregel  mich  indessen  gegenüber  der  erstaunlichen  Zudringlichkeit  
 der  Einwohner  nicht  völlig  sicher  stellte.  Nachdem  einer  sich  
 am  Feuer niedergelassen  und  eine  vorläufige  Recognoscirung mit  meinem  
 Treiber  abgehalten  hatte,  pflegte  er  sich mit  erhobener  Stimme  an  mich  
 zu wenden,  die Unterhaltung  durch  ein:  „Goeden  avond!  daar  binne kaut  
 de waag“,*)  beginnend. 
 Die  von  meiner  Seite  absichÜick  etwas  einsilbig  geführte Unterhaltung  
 endete  in  der  Regel  sehr  bald  in  der  längst  erwarteten  Bitte  um  
 Tabak oder Café;  von  dem  letzteren  Stoff wird hier bei dergleichen Bette*) 
   Guten  Abend,  da  drinnen  im  Wagen!