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 ein  Gesammtgewicht  von  100— 150  Pfund,  zu  dem  häufig  noch  ein  
 mehrere  Jahre  altes Kind  als Zugabe kommt.  Ich  sah bei  dem  erwähnten  
 Kraal  einen Zug  solcher weiblicher Lastthiere,  welche;  während  sie unter  
 dem  Gewicht  ungeheuerer  Bündel  Holz  daherkeuchten,  noch  Zeit  genug  
 fanden  zu  scherzen  und  Bemerkungen  über  den  weissen  Reisenden  zu  
 machen.  Sie  finden  es  ganz  in  der  Ordnung,  dass  sie  ebenso  behandelt  
 werden  wie  ihre  Vorfahren,  und  fühlen  sich  nicht  unglücklich  in  einer  
 Lage,  gegen  deren  Druck  sie  die  Gewohnheit  abgestumpft  hat.  Ist  es  
 wirklich  ein  Segen  für  diese Geschöpfe,  sie  auf das  gegen  sie begangene  
 Unrecht  aufmerksam  zu  machen,  ohne  dass man hinreichende Mittel hat,  
 ihre Lage  andauernd  zu verbessern ? 
 Von  dem Kraal war  es  nur noch  eine kurze Strecke bis zum Molopo,  
 den  wir  früh  erreichten und  an  seinem Ufer  ausspannten,  um  die Ochsen  
 vor  dem Passiren  der Drift  ausruhen  zu lassen. 
 Es  verdient  besondere  Erwähnung,  dass  dieser Fluss,  welcher  von  
 Europäern,  die  seit  langen  Jahren  im  Lande  sind,  stets  ausgetrocknet  
 gefunden  wurde,  sich  in  diesem  Jahre  gefüllt zeigte mit klarem,  fliessen-  
 dem Wasser,  welches  die  ganze  trockene Zeit über  aushielt.  Die bereits  
 mehrfach  besprochene  Austrocknung  Süd-Afrika’s  findet  demnach  auch  
 hier  nicht  als  ausnahmslose  Regel  statt,  sondern  es  finden  sich  Fälle,  
 dass  an  einzelnen  Stellen  Wasser  reichlicher  auftritt,  als  es  in  der Vergangenheit  
 pflegte. 
 Da  ich  mich  etwas  auf  der  Jagd  am  Ufer  des  Flusses  verweilte,  
 passirten  wir  erst  am Nachmittag  die Drift  und machten jenseits Nachtquartier  
 auf  der  ersten  den Bawanketsi’s  zugehörigen Werft.  Zwölf Tage  
 war  ich  durch  unbewohnte  Gegenden  gezogen  und  hatte  mich  während  
 derselben  einsam  genug  gefühlt,  aber  trotzdem  erschien  mir  die  Gesellschaft, 
   cue  ich  hier  antraf,  kaum  als  eine Verbesserung meiner Lage.  
 Obgleich  im  allgemeinen  durch  die  vorbeikommenden  Händler  an  den  
 Anblick  weisser Leute  gewöhnt,  hatten  sie  doch  bald  ausgekundschaftet,  
 dass  ich  von England  (Europa)  käme  und nicht Händler,  sondern  „Jentel-  
 maan“  wäre.  Der  Ausdruck  „gentleman“  ist  bekannt  bis  tief hinein  in  
 Moselekatse’s Land  und  schreibt  sich  her  von  Capt.  Harris,  Scott  und  
 Oswell,  welche  sich  so  bezeichneten und  durch  ihre  grosse  Freigebigkeit  
 gegen  die Eingeborenen  ihre Behauptung am  besten  zu beweisen  glaubten.  
 Die  Bezeichnung  erfreut  sieh  eines  sehr  guten  Klanges  im  Bechuanen-  
 lande,  bringt  aber  viel  Plage  mit  sich,  indem man  auf diesen Namen  hin  
 unendlichen  Betteleien  ausgesetzt ist.  So war  auch  am  Molopo  stets  eine 
 ganze  Versammlung  um  den Wagen  mit  allen  möglichen Anliegen,  viele  
 getrieben  von blosser Neugierde,  um  den  „Lekoa“  zu  sehen,  „der uit  die  
 Zeewater  uit komt“. *)  Dieser Ausdruck,  der  sich  in vielen Reiseberichten  
 findet  und  auffallend  erscheinen  dürfte,  erklärt  sich  einfach so,  dass  die  
 Eingeborenen  wohl  eine  ungefähre  Vorstellung  von  dem  Meere  haben,  
 aber  sich  keinen  Begriff machen  können  von  einem  Lande jenseits  des  
 grossen Wassers  und  anstatt „übers Meer“  zu sagen,  gilt  es  ihnen  gleich,  
 zu  setzen  „aus  dem Meere“. 
 Als  ich  mich  in  den Wagen  zurückzog  und  ihnen  vermelden  liess,  
 dass  ich keine Zeit hätte,  mich  angaffen  zu  lassen,  geriethen  sie  in  förmliche  
 Entrüstung, und  die Angesehensten fragten meine Leute,  ob  ich denn  
 in  meinem  Lande  ein  Häuptling wäre,  dass  ich  so  ohne Weiteres  käme,  
 um  die grossen Häuptlinge  der Bechuanen  zu besuchen.  Ihr Aerger war  
 mir  sehr  gleichgültig,  da ich wusste,  dass  sie wohl  bellen,  aber,  so  lange  
 man  ihnen keinen Vorwand  giebt,  nicht zu beissen wagen, und ich verliess  
 den Ort  noch  denselben Tag,  um weiter in  dem Bawanketsigebiet  vorzudringen. 
 Noch  einmal kamen wir  über  eine kahle Fläche, nur hier und  da bewachsen  
 mit  Kameeldornbäumen  und  einem  anderen  niedrigen  Baume,  
 Mohonono von den Eingeborenen  genannt,  dessen oben verbreiterte Kronen  
 zur Zeit kahl waren,  aber im  Sommer  dicht besetzt sind mit lancettlichen,  
 lichtgrünen,  silbergrau behaarten Blättern.  Es  ist dies Gewächs  ein echter  
 Wüstenbewohner und  gedeiht auf den sandigsten,  trockensten Höhenzügen,  
 wo  selbst  der  Kameeldorn  selten  wird.  Der Mohatlabusch war hier wie  
 überall  unser  Reisebegleiter  bei  Tage,  unser  Schutz während  der Nacht;  
 er  scheint die grösste Verbreitung  zu haben,  indem  er nach Norden zu gesehen  
 wird,  so weit überhaupt  etwas über die Vegetation  bekannt ist.  In  
 dürren  Gegenden  ein  Busch,  erhebt  er  sieh  in  fruchtbarespn  zu  einem  
 Baum,  in welcher Form wir  ihn  nach Passiren  der Ebene  antrafen,  da  nun  
 der Weg  in  den üppigsten Theil  des Bawanketsilandes eintrat. 
 Die Gegend  nahm  einen welligen Charakter  an,  die niedrigen Höhenzüge  
 wie  die Tiefen  dazwischen waren  dicht bewachsen mit mannigfachem  
 Gebüsch  und Bäumen, Viehstege kreuzten  sich  zwischen denselben in allen  
 Richtungen,  und man konnte bald  erkennen,  dass  dicht bewohnte Gegenden  
 in  der  Nähe  waren.  Zahlreiche  Vleis  und  einige  Pfannen,  welche  
 beständiges  Wasser  haben,  finden  sich  hier  vor und  geben  die  Möglich- 
 *)  Der  aus  der  See  käme.