zwischen dem Bawanketsi- und Bakatlagebiet, meinem nächsten Ziele,
einen Pass übersteigt. Dieser fällt steil gegen das Bakatlaland ab, während
auf der Seite jenes Stammes der Boden sich nur langsam und mässig
erhebt, so dass es deutlich wird, man habe es hier mit dem nördlichen
Rande des Bawanketsiplateau’s zu thun, wofür auch das ganze Aussehen
der Gegend spricht.
Von dem höchsten Punkte des Weges, wo er zwischen den vorgeschobenen
Ausläufern des Gebirgszuges Steil hinabführt, sah ich hinunter
auf die Flächen des Innern wie auf ein blaues Meer, in welchem sich, so
weit das Auge reichte, Gruppen von felsigen Eilanden erhoben. Ein grösser
Theil dieser Inseln des Buschmeeres sind Granitkuppen, aufgethürmt
aus mächtigen, unregelmässigen Blöcken, welche zuweilen wie alte Burgen
malerisch aus dem Gebüsch hervorsehen und, der Gegend einen eigen-
thtimlichen Schmuck verleihen, wie man ihn. schwerlich erwartet, wenn
man an das sandige Afrika denkt.
Der Granit ist sehr grobkörnig, von blässröthlicher Farbe und
scheint nur schwer zu verwittern, indem die Blöcke eine glatte Oberfläche
zeigen und die Humusschicht zwischen ihnen nur schwach ist. Dessenungeachtet
sind die Kuppen meist schön bewachsen mit mannigfachen
Bäumen und Gesträuch, unter welchen besonders zwei Species zu den
wilden Feigenbäumen (Moreae) gehörig, auffallen, sowohl durch ihr
üppiges, grünes Laubwerk, als auch durch ihr sonderbares Waclvsthum.
Fig. 60. Granitkuppe im Gebiete der Bakatla,
Die eigenthümliche Wandelbarkeit der Stämme, wie sie den meisten
zu derselben Familie gehörigen Pflanzen zukommt, und wie sie sich so
schön in dem Brücken bildenden Malabartree (Sycomorus capensis) in
Natal ausspricht, tritt bei diesen zu Tage durch die wunderbare Neigung
der Stämme sich den Felsblöcken anzuschmiegen. Die eine Art mit
handgrossen, dunkelgrünen Blättern von herzförmiger Gestalt breitet ihre
weisslichen Axenorgane, mag man sie nun Stamm oder Wurzel nennen,
flächenartig auf dem Gestein aus, und die zufällige Formation desselben
veranlasst oft die sonderbarsten Figuren. Bald laufen die Wurzeln aus
in Form eines Kreuzes, bald wie ein Stern, hier glaubt man die Gestalt
eines Mannes mit ausgebreiteten Armen und Beinen darin zu erkennen,
hier fliessen sie wie ein Bach über den Felsen hinunter. Die andere Art,
deren Blätter kleiner sind, eiförmig und von schön lichtgrüner Farbe,
liebt es ebenfalls die Stämme und Zweige an das Gestein anzulehnen, sie
zwischen den Blöcken durchzuzwängen und dann entweder auf der oberen
Fläche sich frei als ein Baum zu erheben, oder das dichte Zweiggewirr
fast wie eine Schlingpflanze über den Rand der Felsen herabhängen zu
lassen. Die auch bei dieser Species mit weisslicher Linde bekleideten
Stämme breiten sich indessen nie so stark flächenförmig aus, als die der
vorher beschriebenen Art.
In der Nähe der Granitgruppen sah ich auch die ersten Exemplare
einer prächtigen baumförmigen Leguminose, deren schön ausgebreitete
Krone sich zu einer bedeutenden Höhe erhebt, welche die des Kameel-
dornbaumes oder der gewöhnlichen Mimose im Durchschnitt um das
Doppelte übertrifft. Dieser Baum steht meist einzeln oder in kleinen
Gruppen, doch wächst er nur in den fruchtbareren Strichen und ist
nirgends sehr zahlreich; wie es scheint, gedeiht er nicht gut entfernt von
dem Granit.
Solches Gestein findet sich von hier aus über einen gewaltigen Strich
Landes verbreitet, indem es in denselben kleinen Felskuppen auch in
Sekomi’s und Moselekatse’s Gebiet hervorbricht, wo es im Aussehen noch
ganz mit dem ebenerwähnten übereinstimmt. Wie weit es sich in das
Land der Mashona erstreckt, ist nicht bekannt; es sind in demselben
zahlreiche, ausgedehnte Höhlen vorhanden, welche der Beschreibung
nach in Kalkschichten gebildet zu sein scheinen, und es wird somit
wahrscheinlich, dass sich durch das Auftreten solcher Gebirge der
geologische Charakter der Gegend dort ändert. Am Fusse oder auf den
Hügeln, im Falle sie Gipfelflächen zeigen, sind gewöhnlich die Bechuanen-
dörfer angelegt, und ich konnte mir daher von dem Aussichtspunkte die
Dr. 0 . Fritsch, Drei Jahre in Süd-Afrika. 21