heisst es, den Sporen*) in die Flanke zu setzen, da man das Pferd nicht
schonen darf, wenn man dem flüchtigen Wilde vorausjagen will. Der Vorsprung
wird gewonnen, das Ziel ist erreicht, und das erste Stück der
Heerde passirt dasselbe nicht weiter wie 100 Schritt entfernt. Jetzt schnell
•herunter vom Sattel, die bereitgehaltene Büchse gespannt, und sowie auch
das letzte Stück der Heerde vorbei ist, wird den Davoneilenden die verderbliche
Kugel nachgeschickt.
Da die Thiere meist in einfachen oder doppelten Reihen laufen, so ist
das Ziel unter diesen Verhältnissen ein ziemlich grosses; aber das durch
die Aufregung der Jagd und den scharfen Ritt wallende Blut triibt das
Auge und macht die Hand des Jägers zittern, so dass manche Kugel unschädlich
zur Seite geht und mit singendem Ton von dem harten Boden
wieder aufsteigt. Das Geräusch, welches das Geschoss beim Einschlagen
macht, ist es hauptsächlich, was den Schützen benachrichtigt, ob er getroffen
hat oder nicht; der Kundige unterscheidet leicht den eigenthümlich
scharfen, krachenden Ton, mit dem die Kugel den Knochen durchbricht,
von dem matten Geräusch, welches sie auf der Erde verursacht, oder dem
harten Schlag, mit dem sie gegen einen Stein fährt, so wie dem dumpfen,
hohlen Ton beim Durchdringen des Bauches. Der einheimische Jäger
zählt auch mit schnellem Blick während des Rittes den Trupp, um nach
dem Schuss zu wissen, ob ein Stück gefallen ist, da das Gestrüpp oder
Bodensenkungen das erlegte Wild häufig verdecken. Oefters erfreut der
scharfe Schlag der Kugel das Ohr des lauschenden Schützen, und doch
geht das Wild fort, vergeblich verfolgt von dem wieder aufgesessenen
Jäger, wenn ein nicht tödtlicher Fleck getroffen ist. Etwas erleichtert wird
das Verfolgen verwundeter Stücke dadurch, dass die Heerde das schweissende
Thier nicht unter sich duldet, sondern mit Gewalt austreibt, wess-
halb man dasselbe nicht so leicht aus den Augen verliert. Ist ein Hinterlauf
gebrochen, so ist das Wild dem Jäger, insofern dieser ein ausdauerndes
Pferd hat, in der Regel verfallen, doch mit zerschmettertem Vorderlauf
geht es meist noch so schnell, dass man gezwungen ist die Jagd aufzugeben.
So ziehen wir unter wechselndem Glück durch das Feld dahin, da erscheint
plötzlich ein Trupp Blessböcke in der Scene und reizt unsere Jagdlust
aufs neue. Reiten wir dort über jenen kleinen mit einzelnen Büschen
bewachsenen Hügel und schneiden dadurch den Thieren den Weg ab ! In
vollem Galopp sprengen wir an, doch das eben noch so willige Pferd wird
auf einmal störrig, und bei dem unerwarteten Aufhalten desselben räumt
*) Man trägt in Afrika gewöhnlich nur einen, den linken.
der Reiter beinahe den Sattel. Weder im Guten noch im Bösen ist es über
die Höhe hinwegzubringen, oder es bewegt sich wenigstens nur höchst
bedächtig im Schritt vorwärts. Da sieht man bald den Grund dieses sonderbaren
Benehmens, das kundige Thier hat den Ort schon von fern als
eine Colonie von Springhasen und Mierhatzen erkannt, die das Erdreich
in grösser Ausdehnung unterwühlen und sehr gefährlich für die Pferde
machen.
Aber selbst bei der grössten Vorsicht ereignet es sich doch sehr
häufig, dass man in Löcher geräth, <jie sich plötzlich zwischen den Büschen
aufthun, und Ross und Reiter küsst dann meistens den Boden. Die
Gewandtheit derLeute beim Stürzen ist bewunderungswürdig, zumalwenn
man bedenkt, dass die eine Hand zum Halten der geladenen Büchse gebraucht
wird. Stets wirft sich der Reiter zur rechten Zeit seitwärts und
mit der einen Hand das Aufschlagen auf den Boden abwehrend, hebt er
in der anderen das Gewehr hoch, um es vor dem Zerbrechen zu bewahren;
schwere Unglücksfälle sind selten, obgleich das Stürzen sehr häufig ist.
So stürzte Mr. Ch. in den zwei Tagen, wo wir zusammen waren,
5 Mal durch das Einbrechen des Pferdes in Löcher, ohne sich irgendwie
Schaden zu thun, oder seine Büchse zu beschädigen. Das eine Mal war
er gerade einem Trupp Blessböcke auf gejagt und machte sich bereit abzuspringen,
um zu schiessen, als das Pferd fiel und ihn nach vorn zu Boden
schleuderte; obgleich er dabei mit dem Kopf auf die Erde schlug,
sprang er doch sofort auf und schoss eine der Antilopen, bevor sie über
200 Schritt hinaus waren. Ich selbst bin mehrmals zu verschiedenen
Zeiten gestürzt, ohne mir im geringsten Schaden zu thun. Man lernt es
bald, Ruhe und Kaltblütigkeit dabei zu behalten, sowie die nöthigenVor-
sichtsmassregeln dafür zu treffen; zu diesen gehört, dass man nie anders
als mit aufgeklappten Sturzbügelfedern reitet und, bevor man abspringt,
die Steigbügel fahren lässt, um nicht in diesen hängen zu bleiben. Der
Afrikaner trägt verständiger Weise nie einen grösseren, harten Körper in
den Taschen, damit er beim Fallen sich nicht an ihm verletzen kann; ein
kleines Einschlägen)esser von gewöhnlicher Form ist Alles, waserbei sich
führt, und dies ist ausreichend zum Ausbrechen des Wildes. Das Gewehr
soll auf dem rechten Schenkel aufgestützt oder vorn quer über dem Sattel
getragen werden, aber nie über der Schulter, da man sonst, wenn man
nach vorn zu stürzt, gerade auf dasselbe zu liegen kommt.
Wohl! Unsere Blessböcke sind unter der Zeit wahrscheinlich schon
zu weit entfernt, um ihnen noch länger nachzujagen, und ausserdem steht
jetzt die Sonne im Mittag, zu welcher Zeit sie durch die dünne Luft er