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 Jagdlust meines Begleiters,  der  es  bald  auf schnellem  Pferde  einholte und  
 aus  der Nähe  durch  einen  Schuss niederstreckte.  Ausserdem  zeigten  sich  
 einzelne Reebokke  zwischen  den  Steinen  und wurden von uns gejagt,  doch  
 gelang  es  uns nicht,  einen  davon  zu  erlegen.  Auf  diesem  Gipfel  findet  
 sich  eine Einsenkung, welche mit Wasser gefüllt  ist,  von  der Ausdehnung  
 eines grossen Teiches,  in  deren Nähe  zwei Königskraniche  (Grus  regulo-  
 rum N.),  hier  „Meihen“ genannt,  einherstiegen. 
 Wir umritten  das Plateau  in seiner ganzen Ausdehnung,  uns erfreuend  
 an  den  herrlichen Aussichten, welche  besonders  nach  Osten  zu von  grossartiger  
 Wirkung  sind,  da  man  hier  über  den  Rand  des Drakensberges  
 hinuntersieht nach  dem Tieflande  und  so  eine Anschauung  bekommt  von  
 der bedeutenden Erhebung  dieser Kuppen über  dem Meeresspiegel.  Auch  
 auf der  ändern  Seite  erhält  man  einen  sehr  schönen Blick  auf Harrismith  
 durch  einen  Felsenspalt,  in  dessen Mitte  sich  aufeinandergethürmte Blöcke  
 wie  ein  riesiger Pfeiler frei  erheben,  ein  Spielwerk  der Natur, welches sich  
 öfter  in  diesem Lande findet. 
 Nachdem wir  für  eine halbe Stunde  abgesattelt hatten,  traten wir den  
 Heimweg  an  und  kamen  um  3V2 Uhr  wieder  wohlbehalten  im Orte  an,  
 nach  einem Ritt von  7  Stunden,  wie  ihn  wenig  europäische Pferde  aus-  
 halten würden. 
 Capitel  XIY. 
 Harrismith  —  Pieter-Maritzburg. 
 A u fb r a c h   v o n   H a r r ism ith ;  die  A b fä lle   des  D r a k e n s b e rg e s ;  die  Z u lu ’s ;  d a s   o b e re   
 N a ta l ;  N a ta lw a ld ;  d e r  U m g e n i-F a ll;  M is sg e s c h ic k ;  E e ld to il e tt e ;  R a n b a n f a ll;  
 P ie te r -M a r itz b u r g ;  S p r a c h g ew irr  in   N a ta l ;  H a a r tr a c h te n   d e r  Zu lu . 
 Am  13.  endlich war  ich  im  Stande von Harrismith  aufzubrechen, was  
 um Mittag  bei  klarem Wetter  geschah.  Heiter  und  froh,  endlich  in  das  
 mir  so  sehr  angepriesene Natalland  zu kommen,  zog ich in meinem Ochseri-  
 wagen  dahin,  den  ich  ganz  allein  zur Verfügung  hatte und  daher hoffte  
 meine Apparate  einmal  zur vollen Geltung  bringen  zu  können.  Ein wunderbar  
 gestalteter Felsberg, B am b o e sk o p   genannt,  in  dessen  Nähe  ich  
 des Abends  ausspannte,  schien  mir  ein  geeigneter Anfang  für meine Aufnahmen, 
  welche Arbeit ich  für  den  nächsten Morgen ansetzte,  da  ich schon 
 wieder  ganz vergessen  hatte,  dass ich  stets Regen  bekam,  sowie  ich  ausrückte. 
   Der  dichte,  nässende Nebel, welchen mir  der Wind in das  Gesicht  
 wehte,  als ich am Morgen  den Kopf aus  dem Wagen streckte,  erinnerte mich  
 indessen  schnell  genug  daran, und  da  „mein Berg mit dem röthlich  strahlenden  
 Gipfel“  sich hinter diesen natürlichen Vorhang zurückgezogen hatte, 
 so  blieb mir Nichts übrig,  als  unverrichteter  Sache weiter zu ziehen. 
 Die Luft war empfindlich kalt und der Regen  strömte  dichter,  als ich  
 den Drakensberg h’erabfuhr,  welcher  steil nach Natal  zu  abfällt.  Sowie  
 man über den Rand hinunter kommt, verändert  sich  die Gegend;  die Berge  
 nehmen  eine  andere Gestalt an,  und  hier  und  da  ragen  einzelne Bäume  
 zwischen  den Felsen  auf.  Das mit der Veränderung  des Bodens sofortige  
 Erscheinen  dieser Bäume  zeigt  deutlich,  wie  abhängig  dieselben  davon  
 sind,  und  hier  an  den Seiten  des Berges  kann man  es auch daran erkennen,  
 dass  der Baumwuchs  gewisse  geognostische Horizonte  genau  einhalt,  so  
 dass  er die verschiedenen Schluchten  in  der Regel bis  zu  einer bestimmten  
 Höhe  bekleidet.  (Wie  ungünstig  im  Vergleich  zu  dem  Naiallande der  
 Freistaat für Bäume ist,  dafür hat Harrismith  ein Beispiel geliefert,  indem  
 daselbst von  100  gepflanzten Bluegums  (Eucalyptus),  die  im  allgemeinen  
 ausgezeichnet in  den Küstenländern  gedeihen,  nur  ein  einziger fortgekommen  
 ist.)  -  f 
 Auf  den  gerundeten,  buchtig  verzweigten Ausläufern  des Drakensberges  
 gleitete der Wagen  mehr,  als  fuhr  hinunter  in  das  tiefe Thal, wo  
 ich meinen  ersten Ausspann in N a t a l  machte.  Am nächsten Morgen war  
 der Berg noch  in  dichte Wolken  eingehüllt,  doch  gegen  neun Uhr wurde  
 es klar und  die  Gipfel, welche nicht  denEindruck vonPlateauvorsprungen  
 machen,  zeigten  sich mir  unbedeckt.  Die Gegend  nach  dem Tieflande zu  
 ist hügelig und  sehr monoton,  da die Höhen völlig kahl sind mit Ausnahme  
 einzelner Kameeldornbäume  (Acacia Giraffae), welche  sich hier und  da  aut 
 ihnen  erheben.  Dagegen  fehlte  e s   nicht  an Leben  durch  die  zahlreichen 
 Kraale  der Zulu-Kaffern,  deren  runde Hütten  gruppenweise  die Abhange  
 bedecken,  und  durch  dieHeerden  derselben, welche rings umher weideten. 
 Bald machte ich  auch  die n ä h e r e  persönliche Bekanntschaft dieser Kaffem, 
 indem  sie herankamen  zum Wagen, Holz  zum Verkant anbietend und  sieh  
 dann  gemüthlich  um  das  Feuer  gruppirend.  Man  bemerkte bald,  dass  
 man  sich  hier  zwischen  einer  florirenden Bevölkerung  von Eingeborenen  
 befand,  wenn  man  die  kräftigen,  muskulösen  Gestalten  derselben,  ihre  
 Rührigkeit  und  Betriebsamkeit  ins  Auge  fasste.  Zuweilen  sieht  man  
 prächtige Kerls  zwischen  ihnen  von  stattlicher Figur und nicht unschönem  
 Gesicht,  dem mitunter massiger Bartwuchs  eine bei  anderen Stämmen se -