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 geben  von  der Art  und Weise,  wie  die  Jagd  in  den  südafrikanischen  
 Steppen  betrieben  wird.  Es  giebt  aber  nur  die Umrisse,  da  im  
 Einzelnen dieScenen mit  g r ö s s e r  Mannigfaltigkeit wechseln  und  dieKennt-  
 niss  der  für  den Jäger wichtigen  Punkte  allein  ein Buch  füllen würde. 
 Eine  der  grössten  Schwierigkeiten  ist  dabei  das  Abschätzen  der  
 Distanzen,  weil  die  Steppe  so  flach  und  kahl ist;  es  fehlt  an  zwischenliegenden  
 Objekten,  welche  in  anderen Gegenden  die  Entfernungen  viel  
 leichter  kenntlich  machen.  Man  vermag  allein  nach  der  scheinbaren  
 Grösse  des  Wildes  d.  h.  nach  dem  Sehwinkel  zu  urtheilen,  und  dann  
 täuscht wieder  die Luftspiegelung  so  sehr,  dass  der Ungeübte meist  irre  
 geleitet wird.  Erst  durch  lange Praxis  vermag  man  die Distanzen  annähernd  
 richtig  zu  schätzen,  die  erste Zeit  bleibt das  Schiessen Nichts,  
 wie  ein Probiren  auf gut  Glück.  Ein Umstand kommt  dem  Schützen  dabei  
 zuHülfe  und macht  auch  das Fehlschiessen  zu  ein er nützlichen Uebung,  
 nämlich,  dass  man  auf  dem  spärlich bewachsenen,  trockenen Grunde  in  
 der  Regel  die Kugel  aufschlagen  sieht  und  also  den begangenen Fehler 
 selbst  controliren  kann. 
 Auch  aus meiner Büchse war während  zweier Jagdtage  gar mancher  
 Uebungsschuss  der Art gefallen,  doch für  den Anfang  durfte ich wohl mit  
 dem Erfolge  zufrieden  sein,  und  sattelte  daher  am  dritten Morgen mein  
 Pferd,  um  nach Bloemfontein  zurückzureiten,  woselbst mannigfache Beschäftigungen  
 meiner warteten. 
 Mitte Juli  war  das Wetter  empfindlich  kalt  und  die  mangelhaften  
 Einrichtungen dagegen hatten  zur Folge,  dass man  sich  sehr unbehaglich  
 fühlte.  Ein  spärliches Kaminfeuer von Oliven-  oder Mimosenholz ist Alles,  
 was  zur Vertreibung  der Kälte  gethan  werden kann;  bei  der Unzulänglichkeit  
 des Holzes brennt man meistens  nur  in  einem Zimmer Feuer,  im  
 ganzen übrigen Hause  ist  die Temperatur  so niedrig,  dass die Finger beim  
 Schreiben  erstarren  und  man  kaum  im  Stande  ist,  längere Zeit  still  au  
 einer  Stelle  zu  sitzen.  Die  undichten  Thüren  und  Fenster,  sowie  die  
 schwachen  Bedachungen  sind  unvermögend  die Wärme  zurückzuhalten,  
 so  dass man  auch in geheizten Zimmern  ausser  in  der unmittelbaren Nähe  
 des Feuers friert. 
 ln  den wenigsten Häusern  finden  sich  gedielte  Fussböden,  was  als  
 grösser Luxus betrachtet wird.  Gewöhnlich besteht  der Boden  aus  rohen  
 Backsteinen,  welches  afrikanische Parquet  auch  in  afrikanischer Weise 
 gehöhnt wird;  es wird  n ä m l i c h  wöchentlich einmal der Reinlichkeit ©halber 
 mit frischem Kuhmist überstrichen.  Nun,  das  Sprichwort sagt ja :  Ländlich, 
   sittlich!  und  man  kann  den Leuten die  eigenthümliche Vorstellung  
 von Reinlichkeit wohl zu gute halten,  zumal  da  sie  glauben,  dass  durch  
 jene Procedur  das Ungeziefer  abgehalten wird. 
 Unter  diesem wird  eine  sehr schlimme  Sorte,  die Termiten oder Rijs-  
 mieren,  leider nicht  dadurch  zurückgeschreckt;  sie  statten  immer  ab  und  
 zu ihren  angenehmen Besuch  ab  und  scheinen  dabei  die Ueberrasehungen  
 zu lieben.  Bald  erscheinen dieselben  in grösser Zahl nach Durchbrechung  
 des  Fussbodens  unter  den  Antilopendecken,  welche  darauf  ausgebreitet  
 sind,  emsig beschäftigt,  sie vollständig  zu verzehren;  man  verbittet  sich  
 den Besuch, vertreibt  sie  durch irgend  ein  Mittel,  und  ein  paar Tage darauf  
 zeigen  sich  die Verderber  vielleicht  oben  an  der Decke  ebenso  eifiig  
 bemüht  die  gefirnisste Leinwand  an derselben  zu  zernagen,  nachdem sie  
 hinter  der Tapete  senkrecht  an  der Wand  in  die Höhe  gestiegen  sind.  
 Die  Schnelligkeit  dieser  Thiere  bei  ihrem  Zerstörungswerk is t  ausserordentlich, 
   die Hartnäckigkeit, mit  der  sie  immer wieder  an  einer  anderen  
 Stelle  erscheinen,  mehr merkwürdig  als  angenehm.  Dabei  sind  sie  gar  
 nicht wählerisch,  sondern  vertilgen  ohne Unterschied  Alles,  was  ihre  gewaltigen  
 Kiefer klein bringen können, mit wenigen Ausnahmen.  Zu diesen  
 gehört,  wie  es  scheint,  Juchtenleder  wegen  des  starken Geruches,  denn  
 während  die Termiten  einen  aus Leinwand  gefertigten Ueberzug meines  
 Koffers  in  wenigen Tagen  auffrassen  und  aus Saffianleder  geschnittene  
 Riemen  daran  stark  zernagten,  rührten  sie  doch  den  aus  Juchten  gefertigten  
 Koffer  selbst  nicht  an.  Die  beste  Vorsorge  gegen  solche  Unannehmlichkeiten  
 sind 'aber Blechkästen  für  alles,  was  die Rijsmieren mit  
 Vorliebe fressen,  und  ausserdem Aufmerksamkeit,  damit  man  sie  schnell  
 vertreiben  kann,  sowie  sie  aufstossen.  Das  sicherste Mittel  dazu  ist  Insektenpulver  
 in  die Löcher  zu  streuen  oder  Terpentin  hineinzugiessen,  
 Manche  wenden  auch  mit  Arsenik  getränktes  Stroh  zur  Vergiftung  an.  
 Wenn man unter  dem Fussböden  eine  Lage  Salz  ausbreitet,  so  soll  dies  
 die Termiten  am Durchbrechen verhindern,  w i e :  v o n  glaubwürdigen Leuten  
 versichert wird.  Eine  so  einfache Vorsichtsmassregel  dürfte  sicherlich  zu  
 empfehlen  sein  bei  jedem Hausbau,  da  der Schaden,  welchen  die Thiere  
 anrichten,  eben  so  gross ist  als  der Aerger,  den man bei dem vergeblichen  
 Kampf mit  den unterirdischen,  kleinen Ungethitmen empfindet.  Bleiben sie  
 ungestört,  so richten sie sich endlich häuslich ein, worauf man,  nach einigen  
 Wochen  zurückkehrend, mitten in  seinem Zimmer  einen Bau derselben an-  
 trifft. 
 Auffallend ist,  dass  die Termiten immer  da  aufstossen,  wo  etwas  für