pferde zurückfielen. Ein Augenblick unbeschreiblicher Verwirrung und
banger Erwartung folgte, Menschen und Thiere schrieen durch einander,
und schon glaubte ich die rückwärts rollende Cart im Wasser verschwinden
zu sehen, als noch zu rechter Zeit die Nächststehenden durch
Eingreifen in die Speichen dieselbe aufhielten, während es mir gelang die
im Geschirr verwickelten Pferde loszumachen. Glücklich erreichte ich das
Ufer, als der Letzte, welcher au diesem Tage übergesetzt wurde, und da
es bereits 9 Uhr war, so blieb mir Nichts übrig, als in dem Hotel am
anderen Ufer zu übernachten.
Am nächsten Morgen erst gelangte ich nach P h ilip o lis , bekannt
als die frühere Hauptstation der Griqua, welche hier noch vor wenigen
Jahren unter ihrem Häuptling Adam Kok residirten. Jetzt hat ein Austausch
des Landes stattgefunden, und die Griqua sind weiter nach Osten
in den Theil gezogen, welcher als N om a n s la n d bezeichnet wird; doch
bezeigen sie sich mit dem Tausche unzufrieden, die neuen Wohnsitze
sollen keinen hinreichenden Unterhalt gewähren, und sie wünschen daher
ihr früheres Land zurück.
Dieser, eigenthümliche Volksstamm besteht wesentlich aus Mischlingen
von Colonisten und Eingeborenen, welche sich aus der Colonie an
den Ganzen zusammengezogen haben.
Die Geschiehte ihrer Entstehung ist etwas verwickelt, da die Griqua
ursprünglich einen Hottentottenkraal darstellten, welcher zur Zeit der
europäischen Einwanderung in der Nähe des Cap wohnte.
Schon in den ersten Berichten, welche der Gründer der Colonie, van
Riebeck nach Holland sandte, wird ihrer unter den verschiedenen Stämmen
der Nachbarschaft als eines besonders zahlreichen Erwähnung getkan,
also zu einer Zeit, wo noch keine Mischlinge existirten.*)
Frühzeitig aus ihren Wohnsitzen durch die Europäer verdrängt,
zogen sie weiter nach dem Innern und nahmen auf ihrer Wanderschaft,
um sieh zu verstärken, manche fremde Elemente in sich auf,, besonders
von dem Stamme der Buschmänner, wesshalb sie von Vielen als ein
Mischlingstamm mit diesen bezeichnet werden. Auch Bastarde von
Europäern und deren Abkömmlinge, von denen sich Viele obdachlos
umhertreiben, gesellten sich zu ihnen und übten so grossen Einfluss auf
den Stamm aus, dass sie sogar den ursprünglichen Namen aufgaben und
fernerhin unter der Bezeichnung „ B a s t a a r d s “ bekannt waren. Diese
Banden wurden nun durch Adam Kok, einen freigelassenen Mozambique*)
Cape Records pag. 34.
neger, zu einer gewissen politischen Bedeutung erhoben und nahmen durch
Volksbeschluss den ursprünglichen Namen des in ihnen aufgegangenen
Hottentottenstammes wieder an, da die Bezeichnung Bastaards den
Missionären* die dabei die Hand im Spiele hatten, despectirlick erschien.
Die echten Griqua haben meist die Körperbildung wie die Mischlinge
der Hottentotten und Buschmänner, sie sind durchschnittlich klein,
gelblichbraun, haben kurzes wolliges Haar und breite vorstehende Backenknochen.
Ihre üeberlegenheit über die anderen Stämme verdankten sie
nur der frühen Bekanntschaft mit den Europäern und der Unterstützung
durch die Missionäre, welche ihnen zu Theil ward.
Die Bastarde von Colonisten und Eingeborenen unterscheiden sich
deutlich von den ursprünglichen Griqua. Sie sind meist von ansehnlicher
Grösse, kräftigem Körperbau und haben ziemlich langes, gekräuseltes
Haar; der Schnitt des Gesichtes ist mehr oder weniger europäisch, die
Farbe entweder dunkel, oft auffallend tief, oder durch Hottentottenblut
fahl und aschfarbig.
Wer von den Farbigen irgend auf weisses Blut Anspruch machen
kann, nennt sich mit Stolz einen „ B a s t a a r d “, was die richtige Benennung
ist, und würde sich durch die Bezeichnung „Griqua“ wenig
geehrt fühlen. Es lässt sich nicht leugnen, dass dennoch im gewöhnlichen
Sprachgebrauch besonders von - Engländern die Bastarde häufig als
Griqua bezeichnet werden. Da dies aber geschieht unter Protest der
betreffenden Individuen, muss man eine solche Benennung als unrichtig
betrachten.
In Philipolis traf ich das letzte Gasthaus auf meinem Wege nach
B lo em fo n tein und war nun wieder auf meine Cart angewiesen, wenn
sich nicht Gelegenheit darbot bei Farmern zu übernachten; ich zog das
Erstere trotz der Ungunst des Wetters vor und setzte am nächsten Morgen
meinen Weg fort.
Rudel von Springböcken und Blessböcken (Damalis albifrons Gray)
belebten die Gegend, doch mieden sie scheu die Nähe der vielbefahrenen
Stiasse, so dass ich dieselben nur von der Ferne beobachten konnte; sie
zogen sich aufmerksam umheräugend an den niedrigen Rücken hin,
welche die weiten Flächen durchkreuzen, fast verdeckt von dem üppigen,
hohen Grase. Kaum vermochte eine andere Pflanze diesen mächtigen
G las wuchs zu durchbrechen, nur der Weg zeigte sich geziert mit Blumen,
unter welchen besonders die zartgefärbten Bltithen eines Hybiscus
(H. tiionum) in die Augen fielen. Aus den wogenden Grassteppen ragen
die Beige wie Maulwurfshaufen hier iind da am Horizont auf und unter