der Ertrag docli so viel geringer, die Arbeitslöhne, Unkosten der Fracht
u. s. w. so viel bedeutender waren als in anderen Gegenden mit ähnlichem
Anbau, dass Natal nicht vermochte damit zu concurriren.
Auch sonst hat dies schöne Land leider manche Uebelstände, unter
welchen Sumpffieber, eigenthümliche Geschwüre, Natal-Sores genannt, das
häufige Vorkommen parasitischer Thiere u. a. anzuführen sind.
Ausser dem sehr verbreiteten Bandwurm finden sich hier und da
auch Distomen (Distoma haematobium) rind von Epizoen die Zecken in
ungewöhnlicher Zahl vor, welche Menschen und Vieh sehr belästigen; das
Letztere wird von ihnen an manchen Orten so stark angegriffen, dass die
Leute genöthigt sind, es mit öligen Substanzen einzureiben, um es etwas
gegen diese Thiere zu schützen.
Auch sind die Hausthiere in Natal mannigfachen Krankheiten unterworfen,
auffallend bei-Pferden besonders eine o'edematöse Anschwellung
des Kopfes, welche sich von der oben erwähnten Dikkopziekte der alten
Colonie und der Freistaaten durch den langsamen, nicht so schnell
tödtlichen Verlauf unterscheidet. Die Ochsen erliegen zahlreich derBosch-
ziekte, von welcher Krankheit aus dem Innern herunterkommende Thiere
mit einer grossen Wahrscheinlichkeit befallen werden, sobald sie sich der
in den Gehölzen verbreiteten Malaria aussetzen. (Volksmittel dagegen:
2 Esslöffel Terpentin, 2 Esslöffel Mostrich zu einer-Pin tbottle, aufgefüllt
mit Urin, auf einmal zu geben.)
Ich hafte auf der erwähnten Farm auch wieder Gelegenheit Ausgrabungen
zu machen, wodurch ich bekannt wurde mit der eigenthiim-
lichen Art und Weise, wie die Zulu ihre Todten begraben. Der Leichnam
wird nämlich in einer hockenden-Stellung
beigesetzt in einer Höhlung, welche rings
mit Steinen umgeben und nach oben gewölbt
ist; mehrere flache Platten machen
den letzten Verschluss dieser Tödten-
kammer, welche nur so gross ist, dass der
Körper bequem hineingeht, und die sich
etwa 2 — 3 Fuss unter dem Boden befindet.
Unnöthige Arbeit erscheint dem
Schwarzen eine Versündigung gegen sich
selbst, und der in,diesen Gegenden ausser-
_ 44. Ein,zuin-Grab. ' ordentlich harte, aus kiesigem Mergel gebildete
Untergrund macht .das Graben so beschwerlich, dass die Anverwandten
sich mit der möglichst geringen Tiefe begnügen. Nach kurzer
Zeit schliesst sich durch eindringende Feuchtigkeit der aufgegrabene
Boden wieder so vollständig, dass man kaum glauben sollte, er wäre
jemals gelockert worden, welcher Umstand das Auffinden der Stellen sehr
erschwert. Das Grab, auf welches sich die umstehende Skizze bezieht, befand
sich auf-einem alten Kraal am kleinen Umthlanga, welchen die Einwohner
verlassen hatten, da eine Frau unter dem Verdacht von Hexerei
gestorben War.
Der Glaube an Zauberei, obgleich allgemein unter den Eingeborenen
Afrika’s verbreitet, tritt unter den Stämmen des Freistaates und der Colonie
weniger zu Tage, was wohl seinen Grund in der verhältuissmässig stärkeren
weissen Bevölkerung hat, die den Aberglauben etwas unterdrückt.
Hier im Natallande erscheint er schon auffallender und wird offener ausgesprochen.
In diesem. Falle bezeichneten die Leute den Aufseher der
benachbarten Farm als den U-Mtakaati oder Zauberer, welcher die Verstorbene
behext hatte; er sollte ihr nämlieh durch seine Künste das. Herz
weggenommen haben, eine Hexerei, welche auch in civilisirten Ländern
zuweilen vorzukommen pflegt, ohne dass man im Stande ist, den schuldigen
Theil zu belangen.
Ist eine Person im Kraale unter der VCrmuthung von Hexerei gestorben,
so-erscheint der ganze Platz verdächtig, die Hütten werden abgebrochen
oder verbrannt und die ganze Gesellschaft wandert weiter, um
sich einen neuen Platz für ihre Wohnungen zu suchen. ...
Ob der Zauberer später auch den übrigen Körper der Unglücklichen
entführt hatte, weiss ich nicht; sicher ist, dass wir trotz eifrigen Grabens
nicht im Stande waren ihn aufzufinden, und ich konnte also auch nicht
constatiren, ob das Herz wirklich.gestohlen war, oder nicht.
Ich muss übrigens gestehen, dass ich starken Grund hatte zu fürchten,
selbst im Verdachte eines argen Hexenmeisters zu stehen; denn wenn man
die Ausgrabungen auch möglichst geheim betreibt, lässt es sich doch nicht
verhindern, dass mit der Zeit etwas davon verlautet und alsdann unterliegt
es für dieKaffern keinem Zweifel mehr, dass dieKnochen nur herausgenommen
werden, um mächtige Fetische davon zu machen. Die misstrauischen
Blicke, womit sie mich betrachteten,' als ich einen am Fieber
Erkrankten percutirte, belehrten mich, dass mein Ruf unter ihnen wohl
nicht der beste sein mochte, und es war-gut, dass ich nicht ihrer Gnade
anheimgegeben war, sonst hätten sie vielleicht einige Proben mit mir
vorgenommen.
Im Kaffeiiande spielt der Hexenglaube ebenfalls eine grosse Rolle